Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den gegenständigen Das XIII.
Cörper die 4. Elemente (1.) die Flüchtigkeit/ (2.) die Trocken-
heit/
(3.) die Wärme/ (4.) die Kälte geben.

Auff diese vier eigenthümliche folgen bey der Natur vier/ zwar
auch ursprüngliche/ doch nicht eigenthümliche/ sondern nur gegenstän-
dige Qualitäten/ welche denen Stücklein derer Cörper nicht vor sich/
und wann sie gantz alleine sind; sondern gegen und mit andern zukom-
men: Dahero sie Gegenständigkeiten (wie die eigenthümlichen
blosse Vor- oder Zuständigkeiten) genennet werden können. Bey-
derseits werden betrachtet

entweder überhaupt/ als blosse Geschickligkeiten/ ohne
Benennung ihrer eigentlichen Würckung/ nur so ferne sie
ihr Subject als so und so gestalt/ und etwa zu einiger (nicht
aber zu dieser oder jener) Würckung dadurch geschickt/ vor-
stellen/ und also werden sie dahero Gestaltsamkeiten ge-
nennet/
oder sie werden betrachtet insonderheit/ als solche oder solche
Geschickligkeiten/
mit Benennung der eigentlichen
Würckung/ und dieses zwar
entweder noch objective oder vorständlich/ so ferne sie dieser
oder jener ausserhalben Krafft ein unmittelbares Object
geben/ und also werden sie Fühlbarkeiten oder Em-
pfindlichkeiten genennet.
oder formaliter, das ist förmlicher Weise/ so ferne sie selbst
eine gewisse Würckung unmittelbar außrichten/ und also
werden sie selbst auch Kräffte genennet.

Daraus man siehet/ daß der so mannigfaltige Unterscheid derer Be-
schaffenheiten eines Dinges mehrentheils aus der unterschiedenen Be-
trachtung deroselben/ und aus unterschiedener Entgegenhaltung mit
andern/ entspringe.

Wie wir nun die eigenthümlichen Qualitäten/ als Gestaltsam-
keiten/ im vorigen Capitel durchgeführet; also wollen wir nun die Ge-
genständigen auch als Gestaltsamkeiten kürtzlich anführen/ und zwar
die/ so bey der Natur/ lehrenshalber erst anziehen/ und denen bey der
Moralischen Welt dadurch vorleuchten.

Sofindet sich nun bey der Natur/ als eine gegenständige Gestalt-
samkeit/

ent-

Von den gegenſtaͤndigen Das XIII.
Coͤrper die 4. Elemente (1.) die Fluͤchtigkeit/ (2.) die Trocken-
heit/
(3.) die Waͤrme/ (4.) die Kaͤlte geben.

Auff dieſe vier eigenthuͤmliche folgen bey der Natur vier/ zwar
auch urſpruͤngliche/ doch nicht eigenthuͤmliche/ ſondern nur gegenſtaͤn-
dige Qualitaͤten/ welche denen Stuͤcklein derer Coͤrper nicht vor ſich/
und wann ſie gantz alleine ſind; ſondern gegen und mit andern zukom-
men: Dahero ſie Gegenſtaͤndigkeiten (wie die eigenthuͤmlichen
bloſſe Vor- oder Zuſtaͤndigkeiten) genennet werden koͤnnen. Bey-
derſeits werden betrachtet

♈ entweder uͤberhaupt/ als bloſſe Geſchickligkeiten/ ohne
Benennung ihrer eigentlichen Wuͤrckung/ nur ſo ferne ſie
ihr Subject als ſo und ſo geſtalt/ und etwa zu einiger (nicht
aber zu dieſer oder jener) Wuͤrckung dadurch geſchickt/ vor-
ſtellen/ und alſo werden ſie dahero Geſtaltſamkeiten ge-
nennet/
♎ oder ſie werden betrachtet inſonderheit/ als ſolche oder ſolche
Geſchickligkeiten/
mit Benennung der eigentlichen
Wuͤrckung/ und dieſes zwar
♉ entweder noch objectivè oder vorſtaͤndlich/ ſo ferne ſie dieſer
oder jener auſſerhalben Krafft ein unmittelbares Object
geben/ und alſo werden ſie Fuͤhlbarkeiten oder Em-
pfindlichkeiten genennet.
♏ oder formaliter, das iſt foͤrmlicher Weiſe/ ſo ferne ſie ſelbſt
eine gewiſſe Wuͤrckung unmittelbar außrichten/ und alſo
werden ſie ſelbſt auch Kraͤffte genennet.

Daraus man ſiehet/ daß der ſo mannigfaltige Unterſcheid derer Be-
ſchaffenheiten eines Dinges mehrentheils aus der unterſchiedenen Be-
trachtung deroſelben/ und aus unterſchiedener Entgegenhaltung mit
andern/ entſpringe.

Wie wir nun die eigenthuͤmlichen Qualitaͤten/ als Geſtaltſam-
keiten/ im vorigen Capitel durchgefuͤhret; alſo wollen wir nun die Ge-
genſtaͤndigen auch als Geſtaltſamkeiten kuͤrtzlich anfuͤhren/ und zwar
die/ ſo bey der Natur/ lehrenshalber erſt anziehen/ und denen bey der
Moraliſchen Welt dadurch vorleuchten.

Sofindet ſich nun bey der Natur/ als eine gegenſtaͤndige Geſtalt-
ſamkeit/

♈ ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den gegen&#x017F;ta&#x0364;ndigen Das <hi rendition="#aq">XIII.</hi></hi></fw><lb/>
Co&#x0364;rper die 4. Elemente (1.) die <hi rendition="#fr">Flu&#x0364;chtigkeit/</hi> (2.) die <hi rendition="#fr">Trocken-<lb/>
heit/</hi> (3.) die <hi rendition="#fr">Wa&#x0364;rme/</hi> (4.) die <hi rendition="#fr">Ka&#x0364;lte</hi> geben.</p><lb/>
          <p>Auff die&#x017F;e vier eigenthu&#x0364;mliche folgen bey der Natur vier/ zwar<lb/>
auch ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche/ doch nicht eigenthu&#x0364;mliche/ &#x017F;ondern nur gegen&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige Qualita&#x0364;ten/ welche denen Stu&#x0364;cklein derer Co&#x0364;rper nicht vor &#x017F;ich/<lb/>
und wann &#x017F;ie gantz alleine &#x017F;ind; &#x017F;ondern gegen und mit andern zukom-<lb/>
men: Dahero &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;ta&#x0364;ndigkeiten</hi> (wie die eigenthu&#x0364;mlichen<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;e Vor- oder <hi rendition="#fr">Zu&#x017F;ta&#x0364;ndigkeiten</hi>) genennet werden ko&#x0364;nnen. Bey-<lb/>
der&#x017F;eits werden betrachtet</p><lb/>
          <list>
            <item>&#x2648; entweder u&#x0364;berhaupt/ als blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chickligkeiten/</hi> ohne<lb/>
Benennung ihrer eigentlichen Wu&#x0364;rckung/ nur &#x017F;o ferne &#x017F;ie<lb/>
ihr <hi rendition="#aq">Subject</hi> als &#x017F;o und &#x017F;o ge&#x017F;talt/ und etwa zu einiger (nicht<lb/>
aber zu die&#x017F;er oder jener) Wu&#x0364;rckung dadurch ge&#x017F;chickt/ vor-<lb/>
&#x017F;tellen/ und al&#x017F;o werden &#x017F;ie dahero <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;talt&#x017F;amkeiten</hi> ge-<lb/>
nennet/</item><lb/>
            <item>&#x264E; oder &#x017F;ie werden betrachtet in&#x017F;onderheit/ als &#x017F;olche oder <hi rendition="#fr">&#x017F;olche<lb/>
Ge&#x017F;chickligkeiten/</hi> mit Benennung der eigentlichen<lb/>
Wu&#x0364;rckung/ und die&#x017F;es zwar<lb/><list><item>&#x2649; entweder noch <hi rendition="#aq">objectivè</hi> oder vor&#x017F;ta&#x0364;ndlich/ &#x017F;o ferne &#x017F;ie die&#x017F;er<lb/>
oder jener au&#x017F;&#x017F;erhalben Krafft ein unmittelbares <hi rendition="#aq">Object</hi><lb/>
geben/ und al&#x017F;o werden &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;hlbarkeiten</hi> oder Em-<lb/>
pfindlichkeiten genennet.</item><lb/><item>&#x264F; oder <hi rendition="#aq">formaliter,</hi> das i&#x017F;t fo&#x0364;rmlicher Wei&#x017F;e/ &#x017F;o ferne &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e Wu&#x0364;rckung unmittelbar außrichten/ und al&#x017F;o<lb/>
werden &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t auch <hi rendition="#fr">Kra&#x0364;ffte</hi> genennet.</item></list></item>
          </list><lb/>
          <p>Daraus man &#x017F;iehet/ daß der &#x017F;o mannigfaltige Unter&#x017F;cheid derer Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheiten eines Dinges mehrentheils aus der unter&#x017F;chiedenen Be-<lb/>
trachtung dero&#x017F;elben/ und aus unter&#x017F;chiedener Entgegenhaltung mit<lb/>
andern/ ent&#x017F;pringe.</p><lb/>
          <p>Wie wir nun die eigenthu&#x0364;mlichen Qualita&#x0364;ten/ als Ge&#x017F;talt&#x017F;am-<lb/>
keiten/ im vorigen Capitel durchgefu&#x0364;hret; al&#x017F;o wollen wir nun die Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;ndigen auch als Ge&#x017F;talt&#x017F;amkeiten ku&#x0364;rtzlich anfu&#x0364;hren/ und zwar<lb/>
die/ &#x017F;o bey der Natur/ lehrenshalber er&#x017F;t anziehen/ und denen bey der<lb/>
Morali&#x017F;chen Welt dadurch vorleuchten.</p><lb/>
          <p>Sofindet &#x017F;ich nun bey der Natur/ als eine gegen&#x017F;ta&#x0364;ndige Ge&#x017F;talt-<lb/>
&#x017F;amkeit/</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x2648; ent-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0096] Von den gegenſtaͤndigen Das XIII. Coͤrper die 4. Elemente (1.) die Fluͤchtigkeit/ (2.) die Trocken- heit/ (3.) die Waͤrme/ (4.) die Kaͤlte geben. Auff dieſe vier eigenthuͤmliche folgen bey der Natur vier/ zwar auch urſpruͤngliche/ doch nicht eigenthuͤmliche/ ſondern nur gegenſtaͤn- dige Qualitaͤten/ welche denen Stuͤcklein derer Coͤrper nicht vor ſich/ und wann ſie gantz alleine ſind; ſondern gegen und mit andern zukom- men: Dahero ſie Gegenſtaͤndigkeiten (wie die eigenthuͤmlichen bloſſe Vor- oder Zuſtaͤndigkeiten) genennet werden koͤnnen. Bey- derſeits werden betrachtet ♈ entweder uͤberhaupt/ als bloſſe Geſchickligkeiten/ ohne Benennung ihrer eigentlichen Wuͤrckung/ nur ſo ferne ſie ihr Subject als ſo und ſo geſtalt/ und etwa zu einiger (nicht aber zu dieſer oder jener) Wuͤrckung dadurch geſchickt/ vor- ſtellen/ und alſo werden ſie dahero Geſtaltſamkeiten ge- nennet/ ♎ oder ſie werden betrachtet inſonderheit/ als ſolche oder ſolche Geſchickligkeiten/ mit Benennung der eigentlichen Wuͤrckung/ und dieſes zwar ♉ entweder noch objectivè oder vorſtaͤndlich/ ſo ferne ſie dieſer oder jener auſſerhalben Krafft ein unmittelbares Object geben/ und alſo werden ſie Fuͤhlbarkeiten oder Em- pfindlichkeiten genennet. ♏ oder formaliter, das iſt foͤrmlicher Weiſe/ ſo ferne ſie ſelbſt eine gewiſſe Wuͤrckung unmittelbar außrichten/ und alſo werden ſie ſelbſt auch Kraͤffte genennet. Daraus man ſiehet/ daß der ſo mannigfaltige Unterſcheid derer Be- ſchaffenheiten eines Dinges mehrentheils aus der unterſchiedenen Be- trachtung deroſelben/ und aus unterſchiedener Entgegenhaltung mit andern/ entſpringe. Wie wir nun die eigenthuͤmlichen Qualitaͤten/ als Geſtaltſam- keiten/ im vorigen Capitel durchgefuͤhret; alſo wollen wir nun die Ge- genſtaͤndigen auch als Geſtaltſamkeiten kuͤrtzlich anfuͤhren/ und zwar die/ ſo bey der Natur/ lehrenshalber erſt anziehen/ und denen bey der Moraliſchen Welt dadurch vorleuchten. Sofindet ſich nun bey der Natur/ als eine gegenſtaͤndige Geſtalt- ſamkeit/ ♈ ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/96
Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/96>, abgerufen am 22.11.2024.