Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Von der Ehrenachtbarkeit Das XV. bösen That mit seyn muß/ weil er nicht davon kommen/auch ihnen solches nicht wehren kan/ ob ers gleich ver- sucht: derselbe ist als ein Frembder bey ihnen/ und wird ihme so fern weder böses noch gutes imputiret. 5. Wenn auch in der Affter-Welt etwas gutes zufällig ge- schehen/ in dem einer was böses im Sinne gehabt/ da- durch aber was gutes ausgewürcket worden/ als wenn einer den andern zu schlagen willens gewesen/ hat ihm a- ber dadurch von einem Gebrechen geholffen; so wird dem Thäter doch deswegen nichts zum Lohn zugerechnet/ und ist es eine Nullität einer guten Action. Er mag Gott dancken/ wenn man die böse intention deswegen frey passiren/ und ihn der sonst auch in solchen Fällen verdien- ten Straff überhaben seyn läst. Gantz gleicher Gestalt sind bey den Ziffern auch in dem redlichen Feld die Grund- und Essential-Qualitäten/ nehmlich 1. die Notional-Achtbarkeit/ oder/ in Ansehung eines gewissen Bezircks/ 2. die Geltung/ dadurch die Ziffern sind (1.) mehr ansehlich/ wenn sie viel in sich begreiffen als 2. 3. (2.) oder minder ansehlich als 1. welche doch (wie der gemeine Mann bey der Republiq) das fundament im Rechnen gibt/ und im addiren und subtrahiren das ih- rige so wohl als andere Ziffern beyträget/ und die Ge- sellschafft vermehret oder verringert: Aber im multi- pliciren und dividiren gibt sie den andern Zahlen kei- ne Enderung/ und weiset dahero klärlich/ daß auch ansehnliche Personen sich mit unansehlichen ohne Ab- gang ihrer Ansehlichkeit/ vermählen und gemein- schafftlich einlassen können. 3. die notionalische Ingenuität und Vestigkeit/ was sie in sich begreiffen/ und zwar nach äusserlicher Setzung 4. eines gewissen Wehrts/ als 2. rthl. 3. Lb. 1. Heller. Da- hero die Sorten zahlen. Es sind aber auch (3.) grosse Sorten/ als rthl. Lb. (4.) kle
Von der Ehrenachtbarkeit Das XV. boͤſen That mit ſeyn muß/ weil er nicht davon kommen/auch ihnen ſolches nicht wehren kan/ ob ers gleich ver- ſucht: derſelbe iſt als ein Frembder bey ihnen/ und wird ihme ſo fern weder boͤſes noch gutes imputiret. 5. Wenn auch in der Affter-Welt etwas gutes zufaͤllig ge- ſchehen/ in dem einer was boͤſes im Sinne gehabt/ da- durch aber was gutes ausgewuͤrcket worden/ als wenn einer den andern zu ſchlagen willens geweſen/ hat ihm a- ber dadurch von einem Gebrechen geholffen; ſo wird dem Thaͤter doch deswegen nichts zum Lohn zugerechnet/ und iſt es eine Nullitaͤt einer guten Action. Er mag Gott dancken/ wenn man die boͤſe intention deswegen frey paſſiren/ und ihn der ſonſt auch in ſolchen Faͤllen verdien- ten Straff uͤberhaben ſeyn laͤſt. Gantz gleicher Geſtalt ſind bey den Ziffern auch ♈ in dem redlichen Feld die Grund- und Eſſential-Qualitaͤten/ nehmlich ♉ 1. die Notional-Achtbarkeit/ oder/ in Anſehung eines gewiſſen Bezircks/ 2. die Geltung/ dadurch die Ziffern ſind (1.) mehr anſehlich/ wenn ſie viel in ſich begreiffen als 2. 3. (2.) oder minder anſehlich als 1. welche doch (wie der gemeine Mann bey der Republiq) das fundament im Rechnen gibt/ und im addiren und ſubtrahiren das ih- rige ſo wohl als andere Ziffern beytraͤget/ und die Ge- ſellſchafft vermehret oder verringert: Aber im multi- pliciren und dividiren gibt ſie den andern Zahlen kei- ne Enderung/ und weiſet dahero klaͤrlich/ daß auch anſehnliche Perſonen ſich mit unanſehlichen ohne Ab- gang ihrer Anſehlichkeit/ vermaͤhlen und gemein- ſchafftlich einlaſſen koͤnnen. 3. die notionaliſche Ingenuitaͤt und Veſtigkeit/ was ſie in ſich begreiffen/ und zwar nach aͤuſſerlicher Setzung 4. eines gewiſſen Wehrts/ als 2. rthl. 3. ℔. 1. Heller. Da- hero die Sorten zahlen. Es ſind aber auch (3.) groſſe Sorten/ als rthl. ℔. (4.) kle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0118" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ehrenachtbarkeit Das <hi rendition="#aq">XV.</hi></hi></fw><lb/> boͤſen That mit ſeyn muß/ weil er nicht davon kommen/<lb/> auch ihnen ſolches nicht wehren kan/ ob ers gleich ver-<lb/> ſucht: derſelbe iſt als ein Frembder bey ihnen/ und wird<lb/> ihme ſo fern weder boͤſes noch gutes <hi rendition="#aq">imputi</hi>ret.</item><lb/> <item>5. Wenn auch in der Affter-Welt etwas gutes zufaͤllig ge-<lb/> ſchehen/ in dem einer was boͤſes im Sinne gehabt/ da-<lb/> durch aber was gutes ausgewuͤrcket worden/ als wenn<lb/> einer den andern zu ſchlagen willens geweſen/ hat ihm a-<lb/> ber dadurch von einem Gebrechen geholffen; ſo wird dem<lb/> Thaͤter doch deswegen nichts zum Lohn zugerechnet/ und<lb/> iſt es eine <hi rendition="#aq">Nulli</hi>taͤt einer guten Action. Er mag Gott<lb/> dancken/ wenn man die boͤſe <hi rendition="#aq">intention</hi> deswegen frey<lb/><hi rendition="#aq">paſſi</hi>ren/ und ihn der ſonſt auch in ſolchen Faͤllen verdien-<lb/> ten Straff uͤberhaben ſeyn laͤſt.</item> </list><lb/> <p>Gantz gleicher Geſtalt ſind bey den Ziffern auch</p><lb/> <list> <item>♈ in dem redlichen Feld die Grund- und <hi rendition="#aq">Eſſential-</hi>Qualitaͤten/<lb/> nehmlich</item><lb/> <item>♉ 1. die Notional-<hi rendition="#fr">Achtbarkeit/</hi> oder/ in Anſehung eines<lb/> gewiſſen Bezircks/<lb/><list><item>2. die <hi rendition="#fr">Geltung/</hi> dadurch die Ziffern ſind<lb/><list><item>(1.) <hi rendition="#fr">mehr anſehlich/</hi> wenn ſie viel in ſich begreiffen<lb/> als 2. 3.</item><lb/><item>(2.) oder <hi rendition="#fr">minder anſehlich</hi> als 1. welche doch (wie der<lb/> gemeine Mann bey der Republiq) das <hi rendition="#aq">fundament</hi> im<lb/> Rechnen gibt/ und im <hi rendition="#aq">addiren</hi> und <hi rendition="#aq">ſubtrahiren</hi> das ih-<lb/> rige ſo wohl als andere Ziffern beytraͤget/ und die Ge-<lb/> ſellſchafft vermehret oder verringert: Aber im <hi rendition="#aq">multi-<lb/> pliciren</hi> und <hi rendition="#aq">dividiren</hi> gibt ſie den andern Zahlen kei-<lb/> ne Enderung/ und weiſet dahero klaͤrlich/ daß auch<lb/> anſehnliche Perſonen ſich mit unanſehlichen ohne Ab-<lb/> gang ihrer Anſehlichkeit/ vermaͤhlen und gemein-<lb/> ſchafftlich einlaſſen koͤnnen.</item></list></item><lb/><item>3. die notionaliſche <hi rendition="#aq">Ingenui</hi><hi rendition="#fr">taͤt</hi> und Veſtigkeit/ was ſie in<lb/> ſich begreiffen/ und zwar nach aͤuſſerlicher Setzung</item><lb/><item>4. eines gewiſſen <hi rendition="#fr">Wehrts/</hi> als 2. rthl. 3. ℔. 1. Heller. Da-<lb/> hero die Sorten zahlen. Es ſind aber auch<lb/><list><item>(3.) <hi rendition="#fr">groſſe Sorten/</hi> als rthl. ℔.</item><lb/> <fw place="bottom" type="catch">(4.) kle</fw><lb/></list></item></list></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0118]
Von der Ehrenachtbarkeit Das XV.
boͤſen That mit ſeyn muß/ weil er nicht davon kommen/
auch ihnen ſolches nicht wehren kan/ ob ers gleich ver-
ſucht: derſelbe iſt als ein Frembder bey ihnen/ und wird
ihme ſo fern weder boͤſes noch gutes imputiret.
5. Wenn auch in der Affter-Welt etwas gutes zufaͤllig ge-
ſchehen/ in dem einer was boͤſes im Sinne gehabt/ da-
durch aber was gutes ausgewuͤrcket worden/ als wenn
einer den andern zu ſchlagen willens geweſen/ hat ihm a-
ber dadurch von einem Gebrechen geholffen; ſo wird dem
Thaͤter doch deswegen nichts zum Lohn zugerechnet/ und
iſt es eine Nullitaͤt einer guten Action. Er mag Gott
dancken/ wenn man die boͤſe intention deswegen frey
paſſiren/ und ihn der ſonſt auch in ſolchen Faͤllen verdien-
ten Straff uͤberhaben ſeyn laͤſt.
Gantz gleicher Geſtalt ſind bey den Ziffern auch
♈ in dem redlichen Feld die Grund- und Eſſential-Qualitaͤten/
nehmlich
♉ 1. die Notional-Achtbarkeit/ oder/ in Anſehung eines
gewiſſen Bezircks/
2. die Geltung/ dadurch die Ziffern ſind
(1.) mehr anſehlich/ wenn ſie viel in ſich begreiffen
als 2. 3.
(2.) oder minder anſehlich als 1. welche doch (wie der
gemeine Mann bey der Republiq) das fundament im
Rechnen gibt/ und im addiren und ſubtrahiren das ih-
rige ſo wohl als andere Ziffern beytraͤget/ und die Ge-
ſellſchafft vermehret oder verringert: Aber im multi-
pliciren und dividiren gibt ſie den andern Zahlen kei-
ne Enderung/ und weiſet dahero klaͤrlich/ daß auch
anſehnliche Perſonen ſich mit unanſehlichen ohne Ab-
gang ihrer Anſehlichkeit/ vermaͤhlen und gemein-
ſchafftlich einlaſſen koͤnnen.
3. die notionaliſche Ingenuitaͤt und Veſtigkeit/ was ſie in
ſich begreiffen/ und zwar nach aͤuſſerlicher Setzung
4. eines gewiſſen Wehrts/ als 2. rthl. 3. ℔. 1. Heller. Da-
hero die Sorten zahlen. Es ſind aber auch
(3.) groſſe Sorten/ als rthl. ℔.
(4.) kle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |