Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce teipsum. Erkenne dich selbst. Neustadt, 1615.Das Erste Buchlein. Gottes/ nach dem einblasen Vbernatürlich/ wie denn auch der TextMosi bezeuget sampt der meynung Pauli/ 1. Corint. 15. Also daß der Mensch nach seiner Schöpffung im Paradeiß sey zuerkennen/ nicht allein Natürlich/ sondern auch Vbernatürlich/ als nach dem Ewigen/ welches er von Gott hat/ dennoch mögen wir nach dem Fall Adams einem jeden Menschen fürnemen zubetrachten in diesem ersten Büch- lein allein durch Natürliche weise/ Derohalben nach natürlicher An- kunfft/ vnd Geschaffenheit ausserhalben der Newengeburt mögen wir dem Menschen wol betrachten/ daß er vom höchsten Schöpffer geord- net sey in drey theil/ als in den Leib/ in den Geist/ vnd in die Seele/ (wie- wol auch solches vom newgebornen Menschen nicht vnrecht verstan- den wird/) dann also redet auch Paulus/ von allen diesen dreyen Thei- len/ 1. Thes. 5. Gott heilige euch durch vnd durch/ vnd ewer Geist/ sampt der Seele/ vnd Leib/ müsse behalten werden vnstrefflich/ etc. Also ist der Mensch geordnet/ beydes für dem Fall/ vnnd nach dem Der sichtbare greiffliche Leib hat nicht allein in jhm die Elementa/ Der Geist von dem Gestirne ist der ander halbe Theil/ deß sterbli- gabalis, B ij
Das Erſte Bůchlein. Gottes/ nach dem einblaſen Vbernatuͤrlich/ wie denn auch der TextMoſi bezeuget ſampt der meynung Pauli/ 1. Corint. 15. Alſo daß der Menſch nach ſeiner Schoͤpffung im Paradeiß ſey zuerkennen/ nicht allein Natuͤrlich/ ſondern auch Vbernatuͤrlich/ als nach dem Ewigen/ welches er von Gott hat/ dennoch moͤgen wir nach dem Fall Adams einem jeden Menſchen fuͤrnemen zubetrachten in dieſem erſten Buͤch- lein allein durch Natuͤrliche weiſe/ Derohalben nach natuͤrlicher An- kunfft/ vnd Geſchaffenheit auſſerhalben der Newengeburt moͤgen wir dem Menſchen wol betrachten/ daß er vom hoͤchſten Schoͤpffer geord- net ſey in drey theil/ als in den Leib/ in den Geiſt/ vnd in die Seele/ (wie- wol auch ſolches vom newgebornen Menſchen nicht vnrecht verſtan- den wird/) dann alſo redet auch Paulus/ von allen dieſen dreyen Thei- len/ 1. Theſ. 5. Gott heilige euch durch vnd durch/ vñ ewer Geiſt/ ſampt der Seele/ vnd Leib/ muͤſſe behalten werden vnſtrefflich/ ꝛc. Alſo iſt der Menſch geordnet/ beydes fuͤr dem Fall/ vnnd nach dem Der ſichtbare greiffliche Leib hat nicht allein in jhm die Elementa/ Der Geiſt von dem Geſtirne iſt der ander halbe Theil/ deß ſterbli- gabalis, B ij
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Das Erſte Bůchlein.
Gottes/ nach dem einblaſen Vbernatuͤrlich/ wie denn auch der Text
Moſi bezeuget ſampt der meynung Pauli/ 1. Corint. 15. Alſo daß der
Menſch nach ſeiner Schoͤpffung im Paradeiß ſey zuerkennen/ nicht
allein Natuͤrlich/ ſondern auch Vbernatuͤrlich/ als nach dem Ewigen/
welches er von Gott hat/ dennoch moͤgen wir nach dem Fall Adams
einem jeden Menſchen fuͤrnemen zubetrachten in dieſem erſten Buͤch-
lein allein durch Natuͤrliche weiſe/ Derohalben nach natuͤrlicher An-
kunfft/ vnd Geſchaffenheit auſſerhalben der Newengeburt moͤgen wir
dem Menſchen wol betrachten/ daß er vom hoͤchſten Schoͤpffer geord-
net ſey in drey theil/ als in den Leib/ in den Geiſt/ vnd in die Seele/ (wie-
wol auch ſolches vom newgebornen Menſchen nicht vnrecht verſtan-
den wird/) dann alſo redet auch Paulus/ von allen dieſen dreyen Thei-
len/ 1. Theſ. 5. Gott heilige euch durch vnd durch/ vñ ewer Geiſt/ ſampt
der Seele/ vnd Leib/ muͤſſe behalten werden vnſtrefflich/ ꝛc.
Alſo iſt der Menſch geordnet/ beydes fuͤr dem Fall/ vnnd nach dem
Fall/ in dem Leib/ Geiſt/ vnd Seele/ Den ſichtbaren greifflichen Leib/
hat er von den Elementen/ vnd von allen Leiblichen geſchoͤpffen: Den
Geiſt hat er von dem Firmament deß Geſtirns: Die Seele iſt jm kom-
men auß dem Spiraculo vitæ.
Leib.
Geiſt.
Seele.
Der ſichtbare greiffliche Leib hat nicht allein in jhm die Elementa/
ſondern auch alle Leibliche geſchoͤpffe: Dann alle Thiere/ Fiſche/ Voͤ-
gel/ Kreuter/ Baͤume/ Gewechſe/ Metall vnd Steine ſeynd im Men-
ſchen/ vnd dieſer Leib iſſet/ trincket/ ſchlaͤffet/ wachet/ zeuget ſeines glei-
chen/ ꝛc.
Der Geiſt von dem Geſtirne iſt der ander halbe Theil/ deß ſterbli-
chen Menſchens/ vnd iſt ſeine Kunſt/ Verſtand/ Witz/ Klugheit/ auff
diß toͤdtliche Leben: Dieſer Geiſt hat viel Nahmen/ dann er heiſſet Spi-
ritus Sydereus, der Syderiſche Geiſt/ daß er von den Syderibus, oder
Geſtirne heꝛkommet: Er heiſſet auch genius, quod nobiſcum naſca-
tur, daß er mit vns geboren wird/ er wird auch genannt penalis, quod
penes nos naſcatur, daß er neben vns/ oder mit vns zur Welt geboren
wird: vnd ſolcher Geiſt iſt nicht allein im Menſchen/ ſondern alle Crea-
turen haben einen Syderiſchen Geiſt in jhnen/ er wird auch genannt
gabalis,
B ij
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Zitationshilfe: | Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce teipsum. Erkenne dich selbst. Neustadt, 1615, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi_1615/11>, abgerufen am 05.07.2024. |