Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.Erkenne dich selber/ Ewer Standt vnd Ampt nicht allein aus dem Gestirne sey/Sondern auch aus dem leydigen Teuffel. Jst derohalben vnmuglich/ das jhr die Alte Sternische Geburt durch Theologiam hinleget/ vnd deine Newe Geburt euch ma- chet (welche jhr zwar in der Tauffe empfangen) Sondern jhr sterbet/ als verführer vnnd falsche Lehrer mit Ewren verdampten Kriegen. Durch euch ist die gantze Welt al- so verzeubert/ das sie Gleubet man könne nicht Selig wer- den/ dann durchs Kriegen. Nimmermehr möchten die herrschafften in der Welt in solche Blindheit gerathen sein/ das sie fürnehmen/ den Glauben mit dem Schwerdt zuver- fechten/ oder vmb ein Dorff oder Schloß Krieg zufuhren/ wann jhr falsche außleger der Schrifft nicht zu Hofe vnd zu Felde ein vrsache wehret. Das Zwanzigste Capitel. Das kein Eheman noch Ehefraw/ so we- nig als ein Hurer vnnd Ehbrecher in Himmel komme. DEr Ehstand ist ein Sacrament vnter den Sieben/ so
Erkenne dich ſelber/ Ewer Standt vnd Ampt nicht allein aus dem Geſtirne ſey/Sondern auch aus dem leydigen Teuffel. Jſt derohalben vnmůglich/ das jhr die Alte Sterniſche Geburt durch Theologiam hinleget/ vnd deine Newe Geburt euch ma- chet (welche jhr zwar in der Tauffe empfangen) Sondern jhr ſterbet/ als verfuͤhrer vnnd falſche Lehrer mit Ewren verdampten Kriegen. Durch euch iſt die gantze Welt al- ſo verzeubert/ das ſie Gleubet man koͤnne nicht Selig wer- den/ dann durchs Kriegen. Nimmermehr moͤchten die herrſchafften in der Welt in ſolche Blindheit gerathen ſein/ das ſie fuͤrnehmen/ den Glauben mit dem Schwerdt zuver- fechten/ oder vmb ein Dorff oder Schloß Krieg zufůhren/ wann jhr falſche außleger der Schrifft nicht zu Hofe vnd zu Felde ein vrſache wehret. Das Zwanzigſte Capitel. Das kein Eheman noch Ehefraw/ ſo we- nig als ein Hurer vnnd Ehbrecher in Himmel komme. DEr Ehſtand iſt ein Sacrament vnter den Sieben/ ſo
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Erkenne dich ſelber/
Ewer Standt vnd Ampt nicht allein aus dem Geſtirne ſey/
Sondern auch aus dem leydigen Teuffel. Jſt derohalben
vnmůglich/ das jhr die Alte Sterniſche Geburt durch
Theologiam hinleget/ vnd deine Newe Geburt euch ma-
chet (welche jhr zwar in der Tauffe empfangen) Sondern
jhr ſterbet/ als verfuͤhrer vnnd falſche Lehrer mit Ewren
verdampten Kriegen. Durch euch iſt die gantze Welt al-
ſo verzeubert/ das ſie Gleubet man koͤnne nicht Selig wer-
den/ dann durchs Kriegen. Nimmermehr moͤchten die
herrſchafften in der Welt in ſolche Blindheit gerathen ſein/
das ſie fuͤrnehmen/ den Glauben mit dem Schwerdt zuver-
fechten/ oder vmb ein Dorff oder Schloß Krieg zufůhren/
wann jhr falſche außleger der Schrifft nicht zu Hofe vnd zu
Felde ein vrſache wehret.
Das Zwanzigſte Capitel.
Das kein Eheman noch Ehefraw/ ſo we-
nig als ein Hurer vnnd Ehbrecher in
Himmel komme.
DEr Ehſtand iſt ein Sacrament vnter den Sieben/
von GOtt ſelbſt angefangen in dem Paradeiß/
vnd durch Chriſtum den Sohne/ Approbieret vnd
beſtettiget/ das er ſol ein Reyner/ Keuſcher Standt ſein.
Dieweil aber der Menſche ſo Vihiſch Lebet/ ſo gehoͤret er
vnter den Planeten Veneris ſampt vielen ſeinen Sternen/
auch in das fůnffte vnnd Siebende Hauß des Himmels.
Das gnungſam neben der heiligen Schrifft zeugnuß giebet/
wie kein Ehman noch Ehfraw in den Himmel komme/ eben
ſo
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Zitationshilfe: | Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/78>, abgerufen am 03.03.2025. |