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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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des Romans seit Wolfram1, seit Cervantes und dem Schelmenroman pwe_093.002
stellt der Humor des Dramatikers Shakespeare2 einen unabsehbaren Sonderfall pwe_093.003
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e) Die Aspekte des dichterischen Werks
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Die bisher besprochene Problematik der Gattungstypen beziehungsweise pwe_093.006
Klassen betrifft die Dichtwerke als Ganzes und insofern sie sich zu bestimmten pwe_093.007
Gruppen zusammenschließen oder wenigstens unter einheitlichem Gesichtspunkt pwe_093.008
betrachten lassen. Ein Anderes ist die Frage nach den "Elementen" pwe_093.009
oder "Schichten", aus denen sich jedes Einzelwerk als Werk "aufbaut" (vgl. pwe_093.010
oben). Sie geht nicht nach der Ganzheit und Einheitlichkeit des Stilganzen, pwe_093.011
sondern nach den Mitteln, mit denen und in denen es sich verwirklicht und pwe_093.012
die sich bis zu einem gewissen Grade aus dem Werkganzen abstrahieren pwe_093.013
lassen: z. B. das Motiv oder der Vers oder eine gedankliche Mitteilung usw. pwe_093.014
Nur bis zu einem gewissen Grade: der Ganzheitscharakter des Werkstils, pwe_093.015
der immanente Symbolismus des ganzen Bedeutungsgefüges verbietet es, pwe_093.016
"Teile" oder "Elemente" oder "Schichten" zu isolieren; wir ziehen daher pwe_093.017
den Ausdruck "Aspekte" vor, weil er andeutet, daß das Werk als Ganzes pwe_093.018
bleibt und daß der Betrachter in jedem Aspekt das gleichsam transparente pwe_093.019
Ganze im Blick behält.

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Darum ist auch die systematische Untersuchung dieser Aspekte schwierig pwe_093.021
- aber sie hat wohl auch praktisch mehr den methodischen Sinn, mögliche pwe_093.022
Zugangswege zu benennen und sich selbst aufzuheben, als den Sinn, den pwe_093.023
Gegenstand aufzuteilen; und sie wird gerade bemüht sein, populäre, in der pwe_093.024
Umgangssprache vorgebildete Auffassungen in ihre Grenzen zu weisen. Es pwe_093.025
kam schon mehrfach zur Sprache, wie die alte, unausrottbare Unterscheidung pwe_093.026
von Form und Inhalt3 oder - ebenso bloß metaphorisch - die Unterscheidung pwe_093.027
von Innen und Außen die Crux jeder ganzheitlich gerichteten pwe_093.028
Stilkritik ist, ja jeder Physiognomik seit Goethe, die über die Nußknackervorstellung pwe_093.029
von Kern und Schale hinauskommen will. Sie wird auch keineswegs pwe_093.030
überwunden, indem man dafür in schamhaftem Euphemismus statt pwe_093.031
Inhalt Gehalt und statt Form Gestalt sagt. Das Problem wird dadurch pwe_093.032
kompliziert, daß Form (Gestalt, Stil) gerne auch in einem umfassenden pwe_093.033
Sinne verwendet werden, d. h. im Sinne der übergreifenden Einheit von

1 pwe_093.034
Max Wehrli, Wolframs Humor (in: Überlieferung und Gestaltung, Festgabe pwe_093.035
für Theophil Spoerri,
Zürich 1950).
2 pwe_093.036
Louis Cazamian, L'humour de Shakespeare, Paris (1945).
3 pwe_093.037
Roman Ingarden, Das Form-Inhalt-Problem im literarischen Kunstwerk. pwe_093.038
Helicon I (1939), 51 ff.

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des Romans seit Wolfram1, seit Cervantes und dem Schelmenroman pwe_093.002
stellt der Humor des Dramatikers Shakespeare2 einen unabsehbaren Sonderfall pwe_093.003
dar.

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e) Die Aspekte des dichterischen Werks
pwe_093.005

Die bisher besprochene Problematik der Gattungstypen beziehungsweise pwe_093.006
Klassen betrifft die Dichtwerke als Ganzes und insofern sie sich zu bestimmten pwe_093.007
Gruppen zusammenschließen oder wenigstens unter einheitlichem Gesichtspunkt pwe_093.008
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Ganze im Blick behält.

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– aber sie hat wohl auch praktisch mehr den methodischen Sinn, mögliche pwe_093.022
Zugangswege zu benennen und sich selbst aufzuheben, als den Sinn, den pwe_093.023
Gegenstand aufzuteilen; und sie wird gerade bemüht sein, populäre, in der pwe_093.024
Umgangssprache vorgebildete Auffassungen in ihre Grenzen zu weisen. Es pwe_093.025
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Stilkritik ist, ja jeder Physiognomik seit Goethe, die über die Nußknackervorstellung pwe_093.029
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Zürich 1950).
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/99>, abgerufen am 21.11.2024.