Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_092.001 Das Phänomen des Humors4 wird im Rahmen dieser Erwägungen verschieden pwe_092.012 1 pwe_092.033 Friedrich Georg Jünger, Über das Komische (1936), Zürich 1948. 2 pwe_092.034 Fritz Güttinger, Die romantische Komödie und das deutsche Lustspiel, pwe_092.035 (Wege zur Dichtung XXXIV) Frauenfeld-Leipzig 1939. 3 pwe_092.036 Theophil Spoerri, Das Lächeln Molieres (in: Eumusia, Festgabe für Ernst pwe_092.037 Howald. Erlenbach-Zürich 1947). 4 pwe_092.038 Hch. Lützeler, Die Philosophie des Humors. "Zeitschrift für deutsche Geisteswissenschaft" pwe_092.039 1939. 5 pwe_092.040 Galina Berkenkopf, Vom Humor. Studie. Freiburg i. B. 1944. 6 pwe_092.041
Hugo Siebenschein, Deutscher Humor in der Aufklärung. Praha 1939. pwe_092.001 Das Phänomen des Humors4 wird im Rahmen dieser Erwägungen verschieden pwe_092.012 1 pwe_092.033 Friedrich Georg Jünger, Über das Komische (1936), Zürich 1948. 2 pwe_092.034 Fritz Güttinger, Die romantische Komödie und das deutsche Lustspiel, pwe_092.035 (Wege zur Dichtung XXXIV) Frauenfeld-Leipzig 1939. 3 pwe_092.036 Theophil Spoerri, Das Lächeln Molières (in: Eumusia, Festgabe für Ernst pwe_092.037 Howald. Erlenbach-Zürich 1947). 4 pwe_092.038 Hch. Lützeler, Die Philosophie des Humors. „Zeitschrift für deutsche Geisteswissenschaft“ pwe_092.039 1939. 5 pwe_092.040 Galina Berkenkopf, Vom Humor. Studie. Freiburg i. B. 1944. 6 pwe_092.041
Hugo Siebenschein, Deutscher Humor in der Aufklärung. Praha 1939. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0098" n="92"/><lb n="pwe_092.001"/> sagt <hi rendition="#k">Friedrich Georg Jünger</hi><note xml:id="PWE_092_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_092.033"/> Friedrich Georg Jünger, <hi rendition="#i">Über das Komische</hi> (1936), Zürich 1948.</note> in seiner sehr anregenden Beschreibung <lb n="pwe_092.002"/> des Phänomens. Mit dieser positiven Weltlichkeit des Komischen hängt der <lb n="pwe_092.003"/> schon früh bemerkte soziale Zug zusammen: das Lachen ist ein „geste social“ <lb n="pwe_092.004"/> (<hi rendition="#k">Bergson</hi>). In diesem Sinne hat <hi rendition="#k">Fritz Güttinger</hi><note xml:id="PWE_092_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_092.034"/> Fritz Güttinger, <hi rendition="#i">Die romantische Komödie und das deutsche Lustspiel, <lb n="pwe_092.035"/> (Wege zur Dichtung XXXIV)</hi> Frauenfeld-Leipzig 1939.</note> – bestimmt einseitig <lb n="pwe_092.005"/> – das komische Lachen und Lachen-Erregen ausschließlich als soziale Leistung, <lb n="pwe_092.006"/> als lautliches Alarmsignal bei Fehlleistungen im sozialen Verhalten <lb n="pwe_092.007"/> und darum als etwas Zeit- und Ortsbestimmtes umschrieben. Wie das komische <lb n="pwe_092.008"/> Lachen und vor allem das nicht mehr nur komische <hi rendition="#g">Lächeln</hi> nicht <lb n="pwe_092.009"/> nur eine Fehlleistung korrigiert, sondern eine neue Gemeinschaft erst hervorbringt, <lb n="pwe_092.010"/> zeigt <hi rendition="#k">Spoerri</hi><note xml:id="PWE_092_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_092.036"/> Theophil Spoerri, <hi rendition="#i">Das Lächeln Molières</hi> (in: <hi rendition="#i">Eumusia, Festgabe für Ernst <lb n="pwe_092.037"/> Howald.</hi> Erlenbach-Zürich 1947).</note> an Molière.</p> <lb n="pwe_092.011"/> <p> Das Phänomen des <hi rendition="#g">Humors</hi><note xml:id="PWE_092_4" place="foot" n="4"><lb n="pwe_092.038"/> Hch. Lützeler, <hi rendition="#i">Die Philosophie des Humors.</hi> „Zeitschrift für deutsche Geisteswissenschaft“ <lb n="pwe_092.039"/> 1939.</note> wird im Rahmen dieser Erwägungen verschieden <lb n="pwe_092.012"/> interpretiert. <hi rendition="#k">Jünger</hi> faßt ihn neben Ironie, Witz, Paradoxie, <lb n="pwe_092.013"/> Karikatur als Gattung des Komischen; dieses gewinnt im Humor seine <lb n="pwe_092.014"/> größte Breite. „Der Humorist geht am innigsten auf das Abweichende, auf <lb n="pwe_092.015"/> den besondern Fall, auf die Ausnahme ein. Das humoristische Werk ... <lb n="pwe_092.016"/> hat etwas Formloses, alle Form Sprengendes“. Gerade darin aber hat der <lb n="pwe_092.017"/> Humor die Tendenz, den komischen Konflikt zu schlichten, wird er nicht <lb n="pwe_092.018"/> nur formlos und anarchisch, sondern, als versöhnlich-idyllischer Humor, <lb n="pwe_092.019"/> flach. „Das Vergolden alter und abgestandener Zustände bleibt immer ein <lb n="pwe_092.020"/> zweideutiges Geschäft“. Anderseits kann aber der Humor auch gegen das <lb n="pwe_092.021"/> bloß Komische abgesetzt oder gar in Beziehung zum Tragischen gebracht <lb n="pwe_092.022"/> werden: Komik erscheint dann u. U. als bloßes Mittel des Humors. Wie <lb n="pwe_092.023"/> der christliche Geist das Tragische relativiert hat, so hat er auch, was <lb n="pwe_092.024"/> <hi rendition="#k">Jünger</hi> nicht sehen kann, das Komische überwunden in einer neuen Transzendenz <lb n="pwe_092.025"/> christlichen Humors<note xml:id="PWE_092_5" place="foot" n="5"><lb n="pwe_092.040"/> Galina Berkenkopf, <hi rendition="#i">Vom Humor. Studie.</hi> Freiburg i. B. 1944.</note>. Auch nach <hi rendition="#k">Ritter</hi> enthüllt sich im Humor <lb n="pwe_092.026"/> „am tiefsten der verborgene Sinn, der dem Lachen überhaupt innewohnt“; <lb n="pwe_092.027"/> wenn das komische Lachen „festhält, indem es entwertet“, so liegt darin <lb n="pwe_092.028"/> eine Gefahr der Endlichkeit, die im humoristischen Lachen zugunsten des <lb n="pwe_092.029"/> Unendlichen des Seins und Lebens beschworen ist. Selbst für die dem 18. <lb n="pwe_092.030"/> Jahrhundert typischen Formen von Komik, Satire, Ironie und Witz ist <lb n="pwe_092.031"/> der Humor als Oberbegriff im Sinne eines „seelischen Gesamtzustandes“ <lb n="pwe_092.032"/> in Anspruch genommen worden (<hi rendition="#k">H. Siebenschein</hi><note xml:id="PWE_092_6" place="foot" n="6"><lb n="pwe_092.041"/> Hugo Siebenschein, <hi rendition="#i">Deutscher Humor in der Aufklärung.</hi> Praha 1939.</note>). Neben dem Humor </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
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sagt Friedrich Georg Jünger 1 in seiner sehr anregenden Beschreibung pwe_092.002
des Phänomens. Mit dieser positiven Weltlichkeit des Komischen hängt der pwe_092.003
schon früh bemerkte soziale Zug zusammen: das Lachen ist ein „geste social“ pwe_092.004
(Bergson). In diesem Sinne hat Fritz Güttinger 2 – bestimmt einseitig pwe_092.005
– das komische Lachen und Lachen-Erregen ausschließlich als soziale Leistung, pwe_092.006
als lautliches Alarmsignal bei Fehlleistungen im sozialen Verhalten pwe_092.007
und darum als etwas Zeit- und Ortsbestimmtes umschrieben. Wie das komische pwe_092.008
Lachen und vor allem das nicht mehr nur komische Lächeln nicht pwe_092.009
nur eine Fehlleistung korrigiert, sondern eine neue Gemeinschaft erst hervorbringt, pwe_092.010
zeigt Spoerri 3 an Molière.
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Das Phänomen des Humors 4 wird im Rahmen dieser Erwägungen verschieden pwe_092.012
interpretiert. Jünger faßt ihn neben Ironie, Witz, Paradoxie, pwe_092.013
Karikatur als Gattung des Komischen; dieses gewinnt im Humor seine pwe_092.014
größte Breite. „Der Humorist geht am innigsten auf das Abweichende, auf pwe_092.015
den besondern Fall, auf die Ausnahme ein. Das humoristische Werk ... pwe_092.016
hat etwas Formloses, alle Form Sprengendes“. Gerade darin aber hat der pwe_092.017
Humor die Tendenz, den komischen Konflikt zu schlichten, wird er nicht pwe_092.018
nur formlos und anarchisch, sondern, als versöhnlich-idyllischer Humor, pwe_092.019
flach. „Das Vergolden alter und abgestandener Zustände bleibt immer ein pwe_092.020
zweideutiges Geschäft“. Anderseits kann aber der Humor auch gegen das pwe_092.021
bloß Komische abgesetzt oder gar in Beziehung zum Tragischen gebracht pwe_092.022
werden: Komik erscheint dann u. U. als bloßes Mittel des Humors. Wie pwe_092.023
der christliche Geist das Tragische relativiert hat, so hat er auch, was pwe_092.024
Jünger nicht sehen kann, das Komische überwunden in einer neuen Transzendenz pwe_092.025
christlichen Humors 5. Auch nach Ritter enthüllt sich im Humor pwe_092.026
„am tiefsten der verborgene Sinn, der dem Lachen überhaupt innewohnt“; pwe_092.027
wenn das komische Lachen „festhält, indem es entwertet“, so liegt darin pwe_092.028
eine Gefahr der Endlichkeit, die im humoristischen Lachen zugunsten des pwe_092.029
Unendlichen des Seins und Lebens beschworen ist. Selbst für die dem 18. pwe_092.030
Jahrhundert typischen Formen von Komik, Satire, Ironie und Witz ist pwe_092.031
der Humor als Oberbegriff im Sinne eines „seelischen Gesamtzustandes“ pwe_092.032
in Anspruch genommen worden (H. Siebenschein 6). Neben dem Humor
1 pwe_092.033
Friedrich Georg Jünger, Über das Komische (1936), Zürich 1948.
2 pwe_092.034
Fritz Güttinger, Die romantische Komödie und das deutsche Lustspiel, pwe_092.035
(Wege zur Dichtung XXXIV) Frauenfeld-Leipzig 1939.
3 pwe_092.036
Theophil Spoerri, Das Lächeln Molières (in: Eumusia, Festgabe für Ernst pwe_092.037
Howald. Erlenbach-Zürich 1947).
4 pwe_092.038
Hch. Lützeler, Die Philosophie des Humors. „Zeitschrift für deutsche Geisteswissenschaft“ pwe_092.039
1939.
5 pwe_092.040
Galina Berkenkopf, Vom Humor. Studie. Freiburg i. B. 1944.
6 pwe_092.041
Hugo Siebenschein, Deutscher Humor in der Aufklärung. Praha 1939.
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