Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_085.001 1 pwe_085.036 Alan Reynolds Thompson, The Anatomy of Drama. 2nd ed. Berkeley-Los pwe_085.037 Angeles 1946. 2 pwe_085.038 Ronald Peacock, The Poet in the Theatre. (Essays) London (1946). 3 pwe_085.039 Karl Young, The Drama of the Medieval Church. 2 vols. Oxford 1933. 4 pwe_085.040
Eduard Hartl, Das Drama des Mittelalters (in: Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, pwe_085.041 4 Bde.), Leipzig 1937-1942. pwe_085.001 1 pwe_085.036 Alan Reynolds Thompson, The Anatomy of Drama. 2nd ed. Berkeley-Los pwe_085.037 Angeles 1946. 2 pwe_085.038 Ronald Peacock, The Poet in the Theatre. (Essays) London (1946). 3 pwe_085.039 Karl Young, The Drama of the Medieval Church. 2 vols. Oxford 1933. 4 pwe_085.040
Eduard Hartl, Das Drama des Mittelalters (in: Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, pwe_085.041 4 Bde.), Leipzig 1937–1942. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0091" n="85"/><lb n="pwe_085.001"/> und mit praktischer Absicht, <hi rendition="#k">A. R. Thompson</hi><note xml:id="PWE_085_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_085.036"/> Alan Reynolds Thompson, <hi rendition="#i">The Anatomy of Drama.</hi> 2<hi rendition="#sup">nd</hi> ed. Berkeley-Los <lb n="pwe_085.037"/> Angeles 1946.</note>) bezeichnet worden. <lb n="pwe_085.002"/> Weniger vielleicht in einem historisch-entwicklungsmäßigen Sinne als in <lb n="pwe_085.003"/> dem systematischen, daß die Dichtung vom Grund des Lyrischen, Monologischen <lb n="pwe_085.004"/> als ihrer Urform aufsteigt zur breiten, ruhigen Welt des Epischen, <lb n="pwe_085.005"/> und schließlich zur ideell und existentiell gespannten dramatischen Kunst, <lb n="pwe_085.006"/> in der die geistigsten, umfassendsten Funktionen und Entscheidungen des <lb n="pwe_085.007"/> Menschen zum Vollzug kommen, und wo in der tragischen oder komischen <lb n="pwe_085.008"/> Auflösung letzte mögliche Grenzen des Daseins erreicht sind. (Vgl. <hi rendition="#k">E. Stai- <lb n="pwe_085.009"/> ger</hi> S. 224 ff.). Wenn der Roman eine Art Experimentierfeld des abenteuerlichen <lb n="pwe_085.010"/> abendländischen Geistes ist, so vollzieht sich im Drama und <lb n="pwe_085.011"/> speziell in der Tragödie sein Schicksal. „Vollziehen“ auch insofern, als das <lb n="pwe_085.012"/> Dramatische im Drama selber agiert wird, sich zwar praktisch in der späten <lb n="pwe_085.013"/> Abstraktion eines Lesedramas literarisch verselbständigt, aber im wesentlichen <lb n="pwe_085.014"/> doch nach der Darstellung, nach der theatralischen Handlung <lb n="pwe_085.015"/> strebt. Umgekehrt gesagt: das Drama hat sich weniger als Lyrik oder Epos <lb n="pwe_085.016"/> von der sozialen, politischen, magischen, religiösen Funktion gelöst, und das <lb n="pwe_085.017"/> gestaltende und distanzierende Wort kann immer wieder vor der reinen <lb n="pwe_085.018"/> Handlung zurücktreten, ja verstummen. So reicht die Welt des Dramas <lb n="pwe_085.019"/> als <hi rendition="#i">Feier</hi> und <hi rendition="#i">Spiel,</hi> als <hi rendition="#i">Mimus</hi> und <hi rendition="#i">Theater,</hi> weit über das Literarische hinaus. <lb n="pwe_085.020"/> Dichtung und Theater haben unter Umständen ein problematisches <lb n="pwe_085.021"/> Verhältnis<note xml:id="PWE_085_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_085.038"/> Ronald Peacock, <hi rendition="#i">The Poet in the Theatre.</hi> (Essays) London (1946).</note>. Man kann zwar, und auch <hi rendition="#k">Petsch</hi> tut es, das „dramatische <lb n="pwe_085.022"/> Spiel“ als die „Urform“ des Dramas bezeichnen, und das Spiel noch auf <lb n="pwe_085.023"/> vordramatische Formen (Feier, kultische Handlung) zurückführen; aber das <lb n="pwe_085.024"/> „eigentlich“ Dramatische als geistige Spannung und Entscheidung hat oft <lb n="pwe_085.025"/> wenig damit zu tun. Das Mittelalter etwa kennt daher in diesem strengen <lb n="pwe_085.026"/> Sinne kaum ein Drama – das haben erneut die zusammenfassenden Darstellungen <lb n="pwe_085.027"/> von <hi rendition="#k">Young</hi><note xml:id="PWE_085_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_085.039"/> Karl Young, <hi rendition="#i">The Drama of the Medieval Church.</hi> 2 vols. Oxford 1933.</note> oder <hi rendition="#k">Hartl</hi><note xml:id="PWE_085_4" place="foot" n="4"><lb n="pwe_085.040"/> Eduard Hartl, <hi rendition="#i">Das Drama des Mittelalters</hi> (in: <hi rendition="#i">Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen,</hi> <lb n="pwe_085.041"/> 4 Bde.), Leipzig 1937–1942.</note> gezeigt, – und so sehr in der antiken <lb n="pwe_085.028"/> Tragödie diese Ur-Funktion des kultischen Spieles noch mitbeteiligt ist, <lb n="pwe_085.029"/> die ungeheure Tat des Aeschylus ereignet sich auf anderem Boden. Man <lb n="pwe_085.030"/> hat so, um dem Wesen des Dramatischen nahe zu kommen, diese nach dem <lb n="pwe_085.031"/> Theatralisch-Spielmäßigen oder letztlich „Kultischen“ weisenden Feiern <lb n="pwe_085.032"/> Spiele, Schauspiele, ausgeschieden aus dem Bereich des eigentlichen Dramatischen <lb n="pwe_085.033"/> und des geistesgeladenen, gespannten Wortes, und hat damit diesem <lb n="pwe_085.034"/> zugleich die strenge Alternative Tragödie oder Komödie gerettet. <lb n="pwe_085.035"/> Ob jene dritte Form neben Komödie und Tragödie, das Spiel oder das </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0091]
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und mit praktischer Absicht, A. R. Thompson 1) bezeichnet worden. pwe_085.002
Weniger vielleicht in einem historisch-entwicklungsmäßigen Sinne als in pwe_085.003
dem systematischen, daß die Dichtung vom Grund des Lyrischen, Monologischen pwe_085.004
als ihrer Urform aufsteigt zur breiten, ruhigen Welt des Epischen, pwe_085.005
und schließlich zur ideell und existentiell gespannten dramatischen Kunst, pwe_085.006
in der die geistigsten, umfassendsten Funktionen und Entscheidungen des pwe_085.007
Menschen zum Vollzug kommen, und wo in der tragischen oder komischen pwe_085.008
Auflösung letzte mögliche Grenzen des Daseins erreicht sind. (Vgl. E. Stai- pwe_085.009
ger S. 224 ff.). Wenn der Roman eine Art Experimentierfeld des abenteuerlichen pwe_085.010
abendländischen Geistes ist, so vollzieht sich im Drama und pwe_085.011
speziell in der Tragödie sein Schicksal. „Vollziehen“ auch insofern, als das pwe_085.012
Dramatische im Drama selber agiert wird, sich zwar praktisch in der späten pwe_085.013
Abstraktion eines Lesedramas literarisch verselbständigt, aber im wesentlichen pwe_085.014
doch nach der Darstellung, nach der theatralischen Handlung pwe_085.015
strebt. Umgekehrt gesagt: das Drama hat sich weniger als Lyrik oder Epos pwe_085.016
von der sozialen, politischen, magischen, religiösen Funktion gelöst, und das pwe_085.017
gestaltende und distanzierende Wort kann immer wieder vor der reinen pwe_085.018
Handlung zurücktreten, ja verstummen. So reicht die Welt des Dramas pwe_085.019
als Feier und Spiel, als Mimus und Theater, weit über das Literarische hinaus. pwe_085.020
Dichtung und Theater haben unter Umständen ein problematisches pwe_085.021
Verhältnis 2. Man kann zwar, und auch Petsch tut es, das „dramatische pwe_085.022
Spiel“ als die „Urform“ des Dramas bezeichnen, und das Spiel noch auf pwe_085.023
vordramatische Formen (Feier, kultische Handlung) zurückführen; aber das pwe_085.024
„eigentlich“ Dramatische als geistige Spannung und Entscheidung hat oft pwe_085.025
wenig damit zu tun. Das Mittelalter etwa kennt daher in diesem strengen pwe_085.026
Sinne kaum ein Drama – das haben erneut die zusammenfassenden Darstellungen pwe_085.027
von Young 3 oder Hartl 4 gezeigt, – und so sehr in der antiken pwe_085.028
Tragödie diese Ur-Funktion des kultischen Spieles noch mitbeteiligt ist, pwe_085.029
die ungeheure Tat des Aeschylus ereignet sich auf anderem Boden. Man pwe_085.030
hat so, um dem Wesen des Dramatischen nahe zu kommen, diese nach dem pwe_085.031
Theatralisch-Spielmäßigen oder letztlich „Kultischen“ weisenden Feiern pwe_085.032
Spiele, Schauspiele, ausgeschieden aus dem Bereich des eigentlichen Dramatischen pwe_085.033
und des geistesgeladenen, gespannten Wortes, und hat damit diesem pwe_085.034
zugleich die strenge Alternative Tragödie oder Komödie gerettet. pwe_085.035
Ob jene dritte Form neben Komödie und Tragödie, das Spiel oder das
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Alan Reynolds Thompson, The Anatomy of Drama. 2nd ed. Berkeley-Los pwe_085.037
Angeles 1946.
2 pwe_085.038
Ronald Peacock, The Poet in the Theatre. (Essays) London (1946).
3 pwe_085.039
Karl Young, The Drama of the Medieval Church. 2 vols. Oxford 1933.
4 pwe_085.040
Eduard Hartl, Das Drama des Mittelalters (in: Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, pwe_085.041
4 Bde.), Leipzig 1937–1942.
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