Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_080.001 Ebenfalls ein formales, strukturelles Problem, wenn auch höherer Ordnung, pwe_080.026 Im Bereich des Epischen wird der Übergang vom adjektivischen zum pwe_080.032 1 pwe_080.035 Eduard Castle, Das Formgesetz der Elegie. ZfAesth XXXVII (1943) 42 ff. 2 pwe_080.036 Wolfram von den Steinen, Notker der Dichter und seine geistige Welt. pwe_080.037 Bern 1948. 2 Bde. 3 pwe_080.038
Helen Meredith Mustard, The Lyric Cycle in German Literature. New York pwe_080.039 1946. pwe_080.001 Ebenfalls ein formales, strukturelles Problem, wenn auch höherer Ordnung, pwe_080.026 Im Bereich des Epischen wird der Übergang vom adjektivischen zum pwe_080.032 1 pwe_080.035 Eduard Castle, Das Formgesetz der Elegie. ZfAesth XXXVII (1943) 42 ff. 2 pwe_080.036 Wolfram von den Steinen, Notker der Dichter und seine geistige Welt. pwe_080.037 Bern 1948. 2 Bde. 3 pwe_080.038
Helen Meredith Mustard, The Lyric Cycle in German Literature. New York pwe_080.039 1946. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0086" n="80"/><lb n="pwe_080.001"/> es als Historiker nur mit den geschichtlichen Verwirklichungen, nicht mit <lb n="pwe_080.002"/> einer Idee zu tun. „Nur für eine bestimmte Zeitlage“ lasse sich jeweilen <lb n="pwe_080.003"/> eine Dichtgattung nach ihren Merkmalen beschreiben. „Einheit und Durchgängigkeit <lb n="pwe_080.004"/> und Zusammengehörigkeit“ dagegen seien trotzdem empirisch <lb n="pwe_080.005"/> faßbar, weil sich der Sinnzusammenhang von selber herausstellen müsse; <lb n="pwe_080.006"/> der Grund dafür ist nicht zuletzt die beständige Wiederaufnahme klassischer <lb n="pwe_080.007"/> Vorbilder, durch die eine Auflösung und Selbstentfremdung der Gattung <lb n="pwe_080.008"/> verhütet wird. Dann aber ist es vielleicht zu bedauern, daß <hi rendition="#k">Beissner</hi> nicht <lb n="pwe_080.009"/> wenigstens nachträglich eine, wenn auch noch so weite, Bestimmung gibt. <lb n="pwe_080.010"/> Auch verwirrt es den Leser wieder, wenn im Laufe der ausgezeichneten und <lb n="pwe_080.011"/> sorgfältigen Ausführungen nun doch der Begriff der „echten Elegie“ oder <lb n="pwe_080.012"/> der „Elegie im eigentlichen Sinne“ verwendet wird, oder umgekehrt ganze <lb n="pwe_080.013"/> Arten wie etwa die mittelalterliche Weltklage ausgeschlossen bleiben. So <lb n="pwe_080.014"/> wird die Einheit des Gegenstandes über so lange Zeiträume hin überhaupt <lb n="pwe_080.015"/> fraglich. In bewußter Reaktion dazu untersucht dagegen <hi rendition="#k">Castle</hi><note xml:id="PWE_080_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_080.035"/> Eduard Castle, <hi rendition="#i">Das Formgesetz der Elegie.</hi> ZfAesth XXXVII (1943) 42 ff.</note> einen <lb n="pwe_080.016"/> bestimmten, durch symmetrische Struktur gekennzeichneten Bautypus, nämlich <lb n="pwe_080.017"/> die Elegie der alexandrinischen Dichter und ihrer lateinischen und <lb n="pwe_080.018"/> deutsch-klassischen Nachahmer. Hier haben wir eine durchaus geschlossene <lb n="pwe_080.019"/> Tradition eines wenn auch sehr künstlichen Gebildes. Aber Tradition hält <lb n="pwe_080.020"/> sich besonders an solche äußerlich-formale, d. h. leicht abstrahierbare Merkmale <lb n="pwe_080.021"/> „äußerer“ Form. Eine solche, durch Aufbau und Funktion hoch spezialisierte <lb n="pwe_080.022"/> und darum an eine bestimmte, zeitlich begrenzte Tradition gebundene <lb n="pwe_080.023"/> Form ist auch die <hi rendition="#g">Sequenz,</hi> die uns heute durch das monumentale <lb n="pwe_080.024"/> Werk <hi rendition="#k">von den Steinens</hi><note xml:id="PWE_080_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_080.036"/> Wolfram von den Steinen, <hi rendition="#i">Notker der Dichter und seine geistige Welt.</hi> <lb n="pwe_080.037"/> Bern 1948. 2 Bde.</note> wieder nahe gebracht wird.</p> <lb n="pwe_080.025"/> <p> Ebenfalls ein formales, strukturelles Problem, wenn auch höherer Ordnung, <lb n="pwe_080.026"/> ist das Problem der <hi rendition="#g">zyklischen</hi> Struktur lyrischer Dichtungen, <lb n="pwe_080.027"/> das in weitem Umkreis und sehr sorgfältig von <hi rendition="#k">H. M. Mustard</hi><note xml:id="PWE_080_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_080.038"/> Helen Meredith Mustard, <hi rendition="#i">The Lyric Cycle in German Literature.</hi> New York <lb n="pwe_080.039"/> 1946.</note> untersucht <lb n="pwe_080.028"/> worden ist; die im wesentlichen nur historische Darstellung erfolgt <lb n="pwe_080.029"/> unter der Unterscheidung eines bloßen zyklischen „arrangements“ oder <lb n="pwe_080.030"/> echter „composition“.</p> <lb n="pwe_080.031"/> <p> Im Bereich des <hi rendition="#g">Epischen</hi> wird der Übergang vom adjektivischen zum <lb n="pwe_080.032"/> substantivischen Gebrauch der Gattungsnamen, der Übergang von der epischen <lb n="pwe_080.033"/> Haltung zu den konkreten Formen der Epik noch schwieriger, die <lb n="pwe_080.034"/> formale Einheit der Gattung noch fraglicher. Als reiner Vertreter des epischen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0086]
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es als Historiker nur mit den geschichtlichen Verwirklichungen, nicht mit pwe_080.002
einer Idee zu tun. „Nur für eine bestimmte Zeitlage“ lasse sich jeweilen pwe_080.003
eine Dichtgattung nach ihren Merkmalen beschreiben. „Einheit und Durchgängigkeit pwe_080.004
und Zusammengehörigkeit“ dagegen seien trotzdem empirisch pwe_080.005
faßbar, weil sich der Sinnzusammenhang von selber herausstellen müsse; pwe_080.006
der Grund dafür ist nicht zuletzt die beständige Wiederaufnahme klassischer pwe_080.007
Vorbilder, durch die eine Auflösung und Selbstentfremdung der Gattung pwe_080.008
verhütet wird. Dann aber ist es vielleicht zu bedauern, daß Beissner nicht pwe_080.009
wenigstens nachträglich eine, wenn auch noch so weite, Bestimmung gibt. pwe_080.010
Auch verwirrt es den Leser wieder, wenn im Laufe der ausgezeichneten und pwe_080.011
sorgfältigen Ausführungen nun doch der Begriff der „echten Elegie“ oder pwe_080.012
der „Elegie im eigentlichen Sinne“ verwendet wird, oder umgekehrt ganze pwe_080.013
Arten wie etwa die mittelalterliche Weltklage ausgeschlossen bleiben. So pwe_080.014
wird die Einheit des Gegenstandes über so lange Zeiträume hin überhaupt pwe_080.015
fraglich. In bewußter Reaktion dazu untersucht dagegen Castle 1 einen pwe_080.016
bestimmten, durch symmetrische Struktur gekennzeichneten Bautypus, nämlich pwe_080.017
die Elegie der alexandrinischen Dichter und ihrer lateinischen und pwe_080.018
deutsch-klassischen Nachahmer. Hier haben wir eine durchaus geschlossene pwe_080.019
Tradition eines wenn auch sehr künstlichen Gebildes. Aber Tradition hält pwe_080.020
sich besonders an solche äußerlich-formale, d. h. leicht abstrahierbare Merkmale pwe_080.021
„äußerer“ Form. Eine solche, durch Aufbau und Funktion hoch spezialisierte pwe_080.022
und darum an eine bestimmte, zeitlich begrenzte Tradition gebundene pwe_080.023
Form ist auch die Sequenz, die uns heute durch das monumentale pwe_080.024
Werk von den Steinens 2 wieder nahe gebracht wird.
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Ebenfalls ein formales, strukturelles Problem, wenn auch höherer Ordnung, pwe_080.026
ist das Problem der zyklischen Struktur lyrischer Dichtungen, pwe_080.027
das in weitem Umkreis und sehr sorgfältig von H. M. Mustard 3 untersucht pwe_080.028
worden ist; die im wesentlichen nur historische Darstellung erfolgt pwe_080.029
unter der Unterscheidung eines bloßen zyklischen „arrangements“ oder pwe_080.030
echter „composition“.
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Im Bereich des Epischen wird der Übergang vom adjektivischen zum pwe_080.032
substantivischen Gebrauch der Gattungsnamen, der Übergang von der epischen pwe_080.033
Haltung zu den konkreten Formen der Epik noch schwieriger, die pwe_080.034
formale Einheit der Gattung noch fraglicher. Als reiner Vertreter des epischen
1 pwe_080.035
Eduard Castle, Das Formgesetz der Elegie. ZfAesth XXXVII (1943) 42 ff.
2 pwe_080.036
Wolfram von den Steinen, Notker der Dichter und seine geistige Welt. pwe_080.037
Bern 1948. 2 Bde.
3 pwe_080.038
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1946.
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