Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_078.001 Damit ist auch bereits ein Ansatz zu weiterer Unterteilung der Lyrik pwe_078.026 1 pwe_078.032 Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts (In: Gedanken über pwe_078.033 Gedichte s. o.). 2 pwe_078.034 Johann Brändle, Das Problem der Innerlichkeit; Hamann, Herder, Goethe, pwe_078.035 Bern 1950. 3 pwe_078.036 Andreas Heusler, Altgermanische Dichtung. 2. Aufl., Potsdam 1941. 4 pwe_078.037 Robert Petsch, Spruchdichtung des Volkes. Vor- und Frühformen der Volksdichtung. pwe_078.038 Ruf, Zauber- und Weisheitsspruch, Rätsel, Volks- und Kinderreim pwe_078.039 (Volk. Grundriß der deutschen Volkskunde Bd. 4, Halle 1938). 5 pwe_078.040
Günther Müller, Die Grundformen der deutschen Lyrik (Von deutscher Art pwe_078.041 in Sprache und Dichtung Bd. 5, Berlin 1941, 95 ff.). pwe_078.001 Damit ist auch bereits ein Ansatz zu weiterer Unterteilung der Lyrik pwe_078.026 1 pwe_078.032 Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts (In: Gedanken über pwe_078.033 Gedichte s. o.). 2 pwe_078.034 Johann Brändle, Das Problem der Innerlichkeit; Hamann, Herder, Goethe, pwe_078.035 Bern 1950. 3 pwe_078.036 Andreas Heusler, Altgermanische Dichtung. 2. Aufl., Potsdam 1941. 4 pwe_078.037 Robert Petsch, Spruchdichtung des Volkes. Vor- und Frühformen der Volksdichtung. pwe_078.038 Ruf, Zauber- und Weisheitsspruch, Rätsel, Volks- und Kinderreim pwe_078.039 (Volk. Grundriß der deutschen Volkskunde Bd. 4, Halle 1938). 5 pwe_078.040
Günther Müller, Die Grundformen der deutschen Lyrik (Von deutscher Art pwe_078.041 in Sprache und Dichtung Bd. 5, Berlin 1941, 95 ff.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="78"/><lb n="pwe_078.001"/> Phänomen gleichsam an der Quelle zeigt; von ihr aus werden erst <lb n="pwe_078.002"/> die zu größeren Strukturen ausgebauten und verfestigten epischen und dramatischen <lb n="pwe_078.003"/> Dichtungen zugänglich. Dieser Gedanke liegt den Beschreibungen <lb n="pwe_078.004"/> von <hi rendition="#k">Kommerell</hi><note xml:id="PWE_078_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_078.032"/> Max Kommerell, <hi rendition="#i">Vom Wesen des lyrischen Gedichts</hi> (In: <hi rendition="#i">Gedanken über <lb n="pwe_078.033"/> Gedichte s. o.).</hi></note> und von <hi rendition="#k">Staiger</hi> oder <hi rendition="#k">Schwarz</hi> zugrunde und meist <lb n="pwe_078.005"/> auch den zahllosen Interpretationen – etwa bei <hi rendition="#k">Burger</hi> –, die sich das <lb n="pwe_078.006"/> einzelne lyrische Gedicht als bequemsten Zugang zur Erläuterung des <lb n="pwe_078.007"/> „Wesens“ Dichtung wählen. Aber dies ist eine wesensmäßige, nicht eine <lb n="pwe_078.008"/> geschichtlich-entwicklungsmäßige Ursprünglichkeit. Denn die „Innerlichkeit“<note xml:id="PWE_078_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_078.034"/> Johann Brändle, <hi rendition="#i">Das Problem der Innerlichkeit; Hamann, Herder, Goethe</hi>, <lb n="pwe_078.035"/> Bern 1950.</note>, <lb n="pwe_078.009"/> die Seelenhaftigkeit, die Spontaneität der Lyrik, wie sie heute in <lb n="pwe_078.010"/> den Mittelpunkt gerückt werden, sind erst auf später geschichtlicher Stufe <lb n="pwe_078.011"/> deutlich. Gerade die primitiven Formen der Lyrik (wie sie etwa <hi rendition="#k">Andreas <lb n="pwe_078.012"/> Heusler</hi><note xml:id="PWE_078_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_078.036"/> Andreas Heusler, <hi rendition="#i">Altgermanische Dichtung.</hi> 2. Aufl., Potsdam 1941.</note> in der altgermanischen Literatur unterschied, unter erfolgreireicher <lb n="pwe_078.013"/> heuristischer Verwendung des Begriffs von der Gattung als einem <lb n="pwe_078.014"/> Formgebilde, oder wie sie systematisch <hi rendition="#k">Petsch</hi><note xml:id="PWE_078_4" place="foot" n="4"><lb n="pwe_078.037"/> Robert Petsch, <hi rendition="#i">Spruchdichtung des Volkes. Vor- und Frühformen der Volksdichtung. <lb n="pwe_078.038"/> Ruf, Zauber- und Weisheitsspruch, Rätsel, Volks- und Kinderreim</hi> <lb n="pwe_078.039"/> (Volk. Grundriß der deutschen Volkskunde Bd. 4, Halle 1938).</note> beschreibt), haben am <lb n="pwe_078.015"/> wenigsten „Lyrisches“, sind eingespannt in eine feste Funktion, – als <lb n="pwe_078.016"/> „Vorform“ (<hi rendition="#k">Petsch</hi>) der Volksdichtung noch unabgelöst von praktischen <lb n="pwe_078.017"/> Verrichtungen, als „Frühform“ festgelegt an Ort und Gelegenheit, in bestimmter <lb n="pwe_078.018"/> sozialer Übung. Gerade <hi rendition="#k">Kommerell</hi> zeigt, daß das, was heute das <lb n="pwe_078.019"/> Wesen der Lyrik ausmacht, mit einem Wort das <hi rendition="#i">Liedhafte,</hi> im Deutschen <lb n="pwe_078.020"/> erst spät aus dem Verlust jener sozialen Funktion entstand, daß erst aus <lb n="pwe_078.021"/> dieser „schöpferischen Verlegenheit“ in der Goethe-Zeit das lyrische Gedicht <lb n="pwe_078.022"/> „spontan“ wurde, sich „selbst bestimmen lernte“ und „fortan nur noch der <lb n="pwe_078.023"/> unwiederholbaren Schwingung der Seele, die es enthielt“, gehorchte. Es nahm <lb n="pwe_078.024"/> die das Lied ursprünglich begleitende Musik gleichsam in sich hinein.</p> <lb n="pwe_078.025"/> <p> Damit ist auch bereits ein Ansatz zu weiterer Unterteilung der Lyrik <lb n="pwe_078.026"/> gegeben. <hi rendition="#k">Günther Müllers</hi><note xml:id="PWE_078_5" place="foot" n="5"><lb n="pwe_078.040"/> Günther Müller, <hi rendition="#i">Die Grundformen der deutschen Lyrik</hi> (Von deutscher Art <lb n="pwe_078.041"/> in Sprache und Dichtung Bd. 5, Berlin 1941, 95 ff.).</note> morphologische Erwägungen führen zu den <lb n="pwe_078.027"/> zwei Haupttypen des sinnenhaften, singenden, malenden, lösenden <hi rendition="#g">Liedes,</hi> <lb n="pwe_078.028"/> und der geistigen, sprechenden, zeichnenden, spannenden <hi rendition="#g">Ode.</hi> Dazwischen <lb n="pwe_078.029"/> ordnet er weniger scharf unterscheidbare Formen an: den „Gesang“ <lb n="pwe_078.030"/> in die Nähe des Liedes, aber in der Richtung auf die Ode, und die <lb n="pwe_078.031"/> Spruchdichtung (in einem allgemeinen Sinn) in die Nähe der Ode, aber mit </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
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Phänomen gleichsam an der Quelle zeigt; von ihr aus werden erst pwe_078.002
die zu größeren Strukturen ausgebauten und verfestigten epischen und dramatischen pwe_078.003
Dichtungen zugänglich. Dieser Gedanke liegt den Beschreibungen pwe_078.004
von Kommerell 1 und von Staiger oder Schwarz zugrunde und meist pwe_078.005
auch den zahllosen Interpretationen – etwa bei Burger –, die sich das pwe_078.006
einzelne lyrische Gedicht als bequemsten Zugang zur Erläuterung des pwe_078.007
„Wesens“ Dichtung wählen. Aber dies ist eine wesensmäßige, nicht eine pwe_078.008
geschichtlich-entwicklungsmäßige Ursprünglichkeit. Denn die „Innerlichkeit“ 2, pwe_078.009
die Seelenhaftigkeit, die Spontaneität der Lyrik, wie sie heute in pwe_078.010
den Mittelpunkt gerückt werden, sind erst auf später geschichtlicher Stufe pwe_078.011
deutlich. Gerade die primitiven Formen der Lyrik (wie sie etwa Andreas pwe_078.012
Heusler 3 in der altgermanischen Literatur unterschied, unter erfolgreireicher pwe_078.013
heuristischer Verwendung des Begriffs von der Gattung als einem pwe_078.014
Formgebilde, oder wie sie systematisch Petsch 4 beschreibt), haben am pwe_078.015
wenigsten „Lyrisches“, sind eingespannt in eine feste Funktion, – als pwe_078.016
„Vorform“ (Petsch) der Volksdichtung noch unabgelöst von praktischen pwe_078.017
Verrichtungen, als „Frühform“ festgelegt an Ort und Gelegenheit, in bestimmter pwe_078.018
sozialer Übung. Gerade Kommerell zeigt, daß das, was heute das pwe_078.019
Wesen der Lyrik ausmacht, mit einem Wort das Liedhafte, im Deutschen pwe_078.020
erst spät aus dem Verlust jener sozialen Funktion entstand, daß erst aus pwe_078.021
dieser „schöpferischen Verlegenheit“ in der Goethe-Zeit das lyrische Gedicht pwe_078.022
„spontan“ wurde, sich „selbst bestimmen lernte“ und „fortan nur noch der pwe_078.023
unwiederholbaren Schwingung der Seele, die es enthielt“, gehorchte. Es nahm pwe_078.024
die das Lied ursprünglich begleitende Musik gleichsam in sich hinein.
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Damit ist auch bereits ein Ansatz zu weiterer Unterteilung der Lyrik pwe_078.026
gegeben. Günther Müllers 5 morphologische Erwägungen führen zu den pwe_078.027
zwei Haupttypen des sinnenhaften, singenden, malenden, lösenden Liedes, pwe_078.028
und der geistigen, sprechenden, zeichnenden, spannenden Ode. Dazwischen pwe_078.029
ordnet er weniger scharf unterscheidbare Formen an: den „Gesang“ pwe_078.030
in die Nähe des Liedes, aber in der Richtung auf die Ode, und die pwe_078.031
Spruchdichtung (in einem allgemeinen Sinn) in die Nähe der Ode, aber mit
1 pwe_078.032
Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts (In: Gedanken über pwe_078.033
Gedichte s. o.).
2 pwe_078.034
Johann Brändle, Das Problem der Innerlichkeit; Hamann, Herder, Goethe, pwe_078.035
Bern 1950.
3 pwe_078.036
Andreas Heusler, Altgermanische Dichtung. 2. Aufl., Potsdam 1941.
4 pwe_078.037
Robert Petsch, Spruchdichtung des Volkes. Vor- und Frühformen der Volksdichtung. pwe_078.038
Ruf, Zauber- und Weisheitsspruch, Rätsel, Volks- und Kinderreim pwe_078.039
(Volk. Grundriß der deutschen Volkskunde Bd. 4, Halle 1938).
5 pwe_078.040
Günther Müller, Die Grundformen der deutschen Lyrik (Von deutscher Art pwe_078.041
in Sprache und Dichtung Bd. 5, Berlin 1941, 95 ff.).
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