Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_072.001 pwe_072.019 Auf der Suche nach einem durchgehenden und dichtungseigenen Organisationsschema pwe_072.020 1 pwe_072.036 Heinrich Meng, Naive und sentimentalische Dichtung. Prolegomena zu einer pwe_072.037 Typologie des Dichterischen (Wege zur Dichtung 25). Frauenfeld und Leipzig 1936. 2 pwe_072.038
Walther Plümacher, Versuch einer metaphysischen Grundlegung literaturwissenschaftlicher pwe_072.039 Grundbegriffe aus Kants Antinomienlehre mit einer Anwendung pwe_072.040 auf das Kunstwerk Hermann Hesses (Bonner deutsche Studien, Heft 1, Würzburg pwe_072.041 1936). pwe_072.001 pwe_072.019 Auf der Suche nach einem durchgehenden und dichtungseigenen Organisationsschema pwe_072.020 1 pwe_072.036 Heinrich Meng, Naive und sentimentalische Dichtung. Prolegomena zu einer pwe_072.037 Typologie des Dichterischen (Wege zur Dichtung 25). Frauenfeld und Leipzig 1936. 2 pwe_072.038
Walther Plümacher, Versuch einer metaphysischen Grundlegung literaturwissenschaftlicher pwe_072.039 Grundbegriffe aus Kants Antinomienlehre mit einer Anwendung pwe_072.040 auf das Kunstwerk Hermann Hesses (Bonner deutsche Studien, Heft 1, Würzburg pwe_072.041 1936). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0078" n="72"/><lb n="pwe_072.001"/> Methodik hat <hi rendition="#k">Heinrich Meng</hi><note xml:id="PWE_072_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_072.036"/> Heinrich Meng, <hi rendition="#i">Naive und sentimentalische Dichtung. Prolegomena zu einer <lb n="pwe_072.037"/> Typologie des Dichterischen (Wege zur Dichtung 25).</hi> Frauenfeld und Leipzig 1936.</note> untersucht. Weniger vorsichtig <lb n="pwe_072.002"/> ist <hi rendition="#k">Werner Plümacher</hi><note xml:id="PWE_072_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_072.038"/> Walther Plümacher, <hi rendition="#i">Versuch einer metaphysischen Grundlegung literaturwissenschaftlicher <lb n="pwe_072.039"/> Grundbegriffe aus Kants Antinomienlehre mit einer Anwendung <lb n="pwe_072.040"/> auf das Kunstwerk Hermann Hesses (Bonner deutsche Studien, Heft 1,</hi> Würzburg <lb n="pwe_072.041"/> 1936).</note>, wenn er den Vorrang zweipoliger Typologien <lb n="pwe_072.003"/> auf Grund von Kants Antinomienlehre nachzuweisen sucht.) Obwohl <lb n="pwe_072.004"/> Schillers Lehre an bestimmte idealistische Voraussetzungen gebunden <lb n="pwe_072.005"/> ist, so überragt sie immerhin als philosophisch verankerte und grundsätzliche <lb n="pwe_072.006"/> Typologie doch wohl die meisten der späteren anthropologischen, <lb n="pwe_072.007"/> psychologischen, ästhetischen Typenbildungen, von <hi rendition="#k">Friedrich Schlegel</hi> <lb n="pwe_072.008"/> über <hi rendition="#k">Nietzsche</hi> und <hi rendition="#k">C. G. Jung</hi> bis zu <hi rendition="#k">Wölfflin, Strich</hi> und <hi rendition="#k">Wal- <lb n="pwe_072.009"/> zel.</hi> Für das hoffnungslos verwirrte Bild dieser sich nach allen Seiten überschneidenden <lb n="pwe_072.010"/> Typologien zwei-, drei- und mehrgliedriger Art sei auf die <lb n="pwe_072.011"/> Aufzählung und Diskussion bei <hi rendition="#k">Petersen</hi> (S. 209 ff., 340 ff.) verwiesen. <lb n="pwe_072.012"/> Sie kranken meistens daran, daß sie teils außerhalb des Dichterischen stehen, <lb n="pwe_072.013"/> teils nur einen bestimmten Aspekt des Dichtwerks treffen – z. B. <lb n="pwe_072.014"/> nur eine „äußere Form“, die „Weltanschauung“, die sinnliche Vorstellungswelt, <lb n="pwe_072.015"/> das Seelenleben, die grammatischen Kategorien usw. – und <lb n="pwe_072.016"/> damit das dichterische Stilganze verfehlen. Sie können zwar zu ausgezeichneten <lb n="pwe_072.017"/> Einzelbeobachtungen anleiten, aber bleiben als System nicht überzeugend.</p> <lb n="pwe_072.018"/> <lb n="pwe_072.019"/> <p> Auf der Suche nach einem durchgehenden und dichtungseigenen Organisationsschema <lb n="pwe_072.020"/> der Poetik fällt nun der Blick auf eine Unterscheidung, die <lb n="pwe_072.021"/> seit altersher praktiziert worden ist und sich nicht übel bewährt hat: die <lb n="pwe_072.022"/> Unterscheidung der drei <hi rendition="#g">Gattungen</hi> oder <hi rendition="#g">Urformen</hi> Lyrik, Epik, <lb n="pwe_072.023"/> Dramatik, die sich dann ihrerseits wieder verästeln in das, was man Arten <lb n="pwe_072.024"/> nennen kann: in Lied und Epigramm, in Epos und Novelle, in Tragödie <lb n="pwe_072.025"/> und Komödie, und dann immer weiter in speziellere Unterarten wie <lb n="pwe_072.026"/> historisches Volkslied und Schelmenroman und Stegreifkomödie. Hier steigen <lb n="pwe_072.027"/> wir erwünschtermaßen in die lebendig-konkrete Vielfalt der geschichtlichen <lb n="pwe_072.028"/> Erscheinungsformen hinab, die von der abstrakten, ideellen Höhe <lb n="pwe_072.029"/> der genannten Typologien schwer zugänglich schien. Freilich überwiegt <lb n="pwe_072.030"/> nun hier dieser individuell-geschichtliche Charakter so sehr, daß man nicht <lb n="pwe_072.031"/> mehr wagt, von dauernden dichterischen Möglichkeiten zu sprechen. In der <lb n="pwe_072.032"/> Tat ist es auch nicht üblich, das Gattungs- und Artenproblem unter dem <lb n="pwe_072.033"/> Gesichtspunkt der Typologie zu sehen; solange man induktiv, gleichsam <lb n="pwe_072.034"/> von unten her, feste und individuelle Gebilde zu <hi rendition="#i">klassieren</hi> sucht, gelangt <lb n="pwe_072.035"/> man zu keiner Idee des Typus.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
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Methodik hat Heinrich Meng 1 untersucht. Weniger vorsichtig pwe_072.002
ist Werner Plümacher 2, wenn er den Vorrang zweipoliger Typologien pwe_072.003
auf Grund von Kants Antinomienlehre nachzuweisen sucht.) Obwohl pwe_072.004
Schillers Lehre an bestimmte idealistische Voraussetzungen gebunden pwe_072.005
ist, so überragt sie immerhin als philosophisch verankerte und grundsätzliche pwe_072.006
Typologie doch wohl die meisten der späteren anthropologischen, pwe_072.007
psychologischen, ästhetischen Typenbildungen, von Friedrich Schlegel pwe_072.008
über Nietzsche und C. G. Jung bis zu Wölfflin, Strich und Wal- pwe_072.009
zel. Für das hoffnungslos verwirrte Bild dieser sich nach allen Seiten überschneidenden pwe_072.010
Typologien zwei-, drei- und mehrgliedriger Art sei auf die pwe_072.011
Aufzählung und Diskussion bei Petersen (S. 209 ff., 340 ff.) verwiesen. pwe_072.012
Sie kranken meistens daran, daß sie teils außerhalb des Dichterischen stehen, pwe_072.013
teils nur einen bestimmten Aspekt des Dichtwerks treffen – z. B. pwe_072.014
nur eine „äußere Form“, die „Weltanschauung“, die sinnliche Vorstellungswelt, pwe_072.015
das Seelenleben, die grammatischen Kategorien usw. – und pwe_072.016
damit das dichterische Stilganze verfehlen. Sie können zwar zu ausgezeichneten pwe_072.017
Einzelbeobachtungen anleiten, aber bleiben als System nicht überzeugend.
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Auf der Suche nach einem durchgehenden und dichtungseigenen Organisationsschema pwe_072.020
der Poetik fällt nun der Blick auf eine Unterscheidung, die pwe_072.021
seit altersher praktiziert worden ist und sich nicht übel bewährt hat: die pwe_072.022
Unterscheidung der drei Gattungen oder Urformen Lyrik, Epik, pwe_072.023
Dramatik, die sich dann ihrerseits wieder verästeln in das, was man Arten pwe_072.024
nennen kann: in Lied und Epigramm, in Epos und Novelle, in Tragödie pwe_072.025
und Komödie, und dann immer weiter in speziellere Unterarten wie pwe_072.026
historisches Volkslied und Schelmenroman und Stegreifkomödie. Hier steigen pwe_072.027
wir erwünschtermaßen in die lebendig-konkrete Vielfalt der geschichtlichen pwe_072.028
Erscheinungsformen hinab, die von der abstrakten, ideellen Höhe pwe_072.029
der genannten Typologien schwer zugänglich schien. Freilich überwiegt pwe_072.030
nun hier dieser individuell-geschichtliche Charakter so sehr, daß man nicht pwe_072.031
mehr wagt, von dauernden dichterischen Möglichkeiten zu sprechen. In der pwe_072.032
Tat ist es auch nicht üblich, das Gattungs- und Artenproblem unter dem pwe_072.033
Gesichtspunkt der Typologie zu sehen; solange man induktiv, gleichsam pwe_072.034
von unten her, feste und individuelle Gebilde zu klassieren sucht, gelangt pwe_072.035
man zu keiner Idee des Typus.
1 pwe_072.036
Heinrich Meng, Naive und sentimentalische Dichtung. Prolegomena zu einer pwe_072.037
Typologie des Dichterischen (Wege zur Dichtung 25). Frauenfeld und Leipzig 1936.
2 pwe_072.038
Walther Plümacher, Versuch einer metaphysischen Grundlegung literaturwissenschaftlicher pwe_072.039
Grundbegriffe aus Kants Antinomienlehre mit einer Anwendung pwe_072.040
auf das Kunstwerk Hermann Hesses (Bonner deutsche Studien, Heft 1, Würzburg pwe_072.041
1936).
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