Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_063.001 Ist die "Zeit" wirklich die einzige letzte Anschauungsform und die temporale pwe_063.007 1 pwe_063.030 Siegfried Giedion, Space, Time and Architecture; the growth of a new pwe_063.031 tradition. 8. Aufl., Cambridge 1949. 2 pwe_063.032 Jean Gebser, Ursprung und Gegenwart. I, Stuttgart 1949 (vgl. oben). - pwe_063.033 Ders., Der grammatische Spiegel, neue Denkformen im sprachlichen Ausdruck. pwe_063.034 Zürich 1944. 3 pwe_063.035 Hannes Maeder, Versuch über den Zusammenhang von Sprach- und Geistesgeschichte pwe_063.036 (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 1. pwe_063.037 Zürich 1945). 4 pwe_063.038
Erwin Kobel, Untersuchungen zum gelebten Raum in der mittelhochdeutschen pwe_063.039 Dichtung (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 4. Zürich pwe_063.040 1951). pwe_063.001 Ist die „Zeit“ wirklich die einzige letzte Anschauungsform und die temporale pwe_063.007 1 pwe_063.030 Siegfried Giedion, Space, Time and Architecture; the growth of a new pwe_063.031 tradition. 8. Aufl., Cambridge 1949. 2 pwe_063.032 Jean Gebser, Ursprung und Gegenwart. I, Stuttgart 1949 (vgl. oben). – pwe_063.033 Ders., Der grammatische Spiegel, neue Denkformen im sprachlichen Ausdruck. pwe_063.034 Zürich 1944. 3 pwe_063.035 Hannes Maeder, Versuch über den Zusammenhang von Sprach- und Geistesgeschichte pwe_063.036 (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 1. pwe_063.037 Zürich 1945). 4 pwe_063.038
Erwin Kobel, Untersuchungen zum gelebten Raum in der mittelhochdeutschen pwe_063.039 Dichtung (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 4. Zürich pwe_063.040 1951). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0069" n="63"/><lb n="pwe_063.001"/> beleuchtet wird.“ Verstehen, Interpretieren läßt sich auch ohne explizite <lb n="pwe_063.002"/> Theorie der Zeitformen, ja diese soll und kann aus dem „eigentlichen <lb n="pwe_063.003"/> Gegenstand der Forschung ... zu einem unauffälligen Prinzip der inneren <lb n="pwe_063.004"/> Architektur“ werden. <hi rendition="#k">Staigers</hi> eigene Interpretationen sind selbst die besten <lb n="pwe_063.005"/> Beispiele dafür.</p> <lb n="pwe_063.006"/> <p> Ist die „Zeit“ wirklich die einzige letzte Anschauungsform und die temporale <lb n="pwe_063.007"/> Auslegung der grundsätzlichste Weg zum Stilganzen? Bei Kant <lb n="pwe_063.008"/> steht daneben der <hi rendition="#g">Raum;</hi> Staiger spricht dagegen mit Hinweis auf Kant <lb n="pwe_063.009"/> selbst und Heidegger der Zeit die höhere Würde zu. Auf alle Fälle aber <lb n="pwe_063.010"/> sind beide so sehr aufeinanderbezogen, daß praktisch ebensogut von einer <lb n="pwe_063.011"/> einheitlichen Zeit-Raumstruktur und ihrem je nachdem mehr räumlichen <lb n="pwe_063.012"/> oder mehr zeitlichen Aspekt gesprochen wird. In diesem Sinn sind auch <lb n="pwe_063.013"/> unabhängig von <hi rendition="#k">Heidegger</hi> oder <hi rendition="#k">Staiger,</hi> wenn auch ohne deren Systematik, <lb n="pwe_063.014"/> Zeitlichkeit und Räumlichkeit als die letzten Bestimmungsmittel <lb n="pwe_063.015"/> künstlerischer oder kultureller oder allgemein anthropologischer „Stile“ <lb n="pwe_063.016"/> benützt worden. Schon <hi rendition="#k">Spengler</hi> hat für seine Kulturmorphologie damit <lb n="pwe_063.017"/> gearbeitet (Untergang des Abendlandes I–III); heute ist, wie schon mehrfach <lb n="pwe_063.018"/> angedeutet, von den verschiedensten Seiten, vor allem der Physik, <lb n="pwe_063.019"/> der Psychologie und der bildenden Kunst her, eine Revolution unserer <lb n="pwe_063.020"/> Raum-Zeit-Anschauungen bzw. -Formen eingeleitet und sind diese damit <lb n="pwe_063.021"/> in ihrer Bedeutung erneut erkannt worden – es sei hier nur auf <hi rendition="#k">S. Gie- <lb n="pwe_063.022"/> dion</hi><note xml:id="PWE_063_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_063.030"/> Siegfried Giedion, <hi rendition="#i">Space, Time and Architecture; the growth of a new <lb n="pwe_063.031"/> tradition.</hi> 8. Aufl., Cambridge 1949.</note> oder <hi rendition="#k">J. Gebser</hi><note xml:id="PWE_063_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_063.032"/> Jean Gebser, <hi rendition="#i">Ursprung und Gegenwart. I,</hi> Stuttgart 1949 (vgl. oben). – <lb n="pwe_063.033"/> Ders., <hi rendition="#i">Der grammatische Spiegel, neue Denkformen im sprachlichen Ausdruck.</hi> <lb n="pwe_063.034"/> Zürich 1944.</note> verwiesen. In der Literaturwissenschaft hat schon <lb n="pwe_063.023"/> <hi rendition="#k">Spoerri</hi> (s. oben) in eigenwilliger Weise die Kategorien des Raumes („Die <lb n="pwe_063.024"/> Verwandlung der Welt“) und der Zeit („Die Bewegung der Seele“) zur <lb n="pwe_063.025"/> Geltung gebracht, und seither ist bei <hi rendition="#k">Gaston Bachelard</hi> (vgl. oben) der <lb n="pwe_063.026"/> Begriff der Einbildungskraft als vertikaler Bewegung wichtig geworden. <lb n="pwe_063.027"/> Grundsätzliche Bedeutung beanspruchen auch die spezielleren Arbeiten <lb n="pwe_063.028"/> von <hi rendition="#k">Maeder</hi><note xml:id="PWE_063_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_063.035"/> Hannes Maeder, <hi rendition="#i">Versuch über den Zusammenhang von Sprach- und Geistesgeschichte <lb n="pwe_063.036"/> (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 1.</hi> <lb n="pwe_063.037"/> Zürich 1945).</note> – ein Vergleich zwischen Texten Bertholds von Regensburg <lb n="pwe_063.029"/> und Luther nach ihrem Zeit-Raum-Bild –, <hi rendition="#k">Erwin Kobel</hi><note xml:id="PWE_063_4" place="foot" n="4"><lb n="pwe_063.038"/> Erwin Kobel, <hi rendition="#i">Untersuchungen zum gelebten Raum in der mittelhochdeutschen <lb n="pwe_063.039"/> Dichtung (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 4.</hi> Zürich <lb n="pwe_063.040"/> 1951).</note>, der verschiedene </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0069]
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beleuchtet wird.“ Verstehen, Interpretieren läßt sich auch ohne explizite pwe_063.002
Theorie der Zeitformen, ja diese soll und kann aus dem „eigentlichen pwe_063.003
Gegenstand der Forschung ... zu einem unauffälligen Prinzip der inneren pwe_063.004
Architektur“ werden. Staigers eigene Interpretationen sind selbst die besten pwe_063.005
Beispiele dafür.
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Ist die „Zeit“ wirklich die einzige letzte Anschauungsform und die temporale pwe_063.007
Auslegung der grundsätzlichste Weg zum Stilganzen? Bei Kant pwe_063.008
steht daneben der Raum; Staiger spricht dagegen mit Hinweis auf Kant pwe_063.009
selbst und Heidegger der Zeit die höhere Würde zu. Auf alle Fälle aber pwe_063.010
sind beide so sehr aufeinanderbezogen, daß praktisch ebensogut von einer pwe_063.011
einheitlichen Zeit-Raumstruktur und ihrem je nachdem mehr räumlichen pwe_063.012
oder mehr zeitlichen Aspekt gesprochen wird. In diesem Sinn sind auch pwe_063.013
unabhängig von Heidegger oder Staiger, wenn auch ohne deren Systematik, pwe_063.014
Zeitlichkeit und Räumlichkeit als die letzten Bestimmungsmittel pwe_063.015
künstlerischer oder kultureller oder allgemein anthropologischer „Stile“ pwe_063.016
benützt worden. Schon Spengler hat für seine Kulturmorphologie damit pwe_063.017
gearbeitet (Untergang des Abendlandes I–III); heute ist, wie schon mehrfach pwe_063.018
angedeutet, von den verschiedensten Seiten, vor allem der Physik, pwe_063.019
der Psychologie und der bildenden Kunst her, eine Revolution unserer pwe_063.020
Raum-Zeit-Anschauungen bzw. -Formen eingeleitet und sind diese damit pwe_063.021
in ihrer Bedeutung erneut erkannt worden – es sei hier nur auf S. Gie- pwe_063.022
dion 1 oder J. Gebser 2 verwiesen. In der Literaturwissenschaft hat schon pwe_063.023
Spoerri (s. oben) in eigenwilliger Weise die Kategorien des Raumes („Die pwe_063.024
Verwandlung der Welt“) und der Zeit („Die Bewegung der Seele“) zur pwe_063.025
Geltung gebracht, und seither ist bei Gaston Bachelard (vgl. oben) der pwe_063.026
Begriff der Einbildungskraft als vertikaler Bewegung wichtig geworden. pwe_063.027
Grundsätzliche Bedeutung beanspruchen auch die spezielleren Arbeiten pwe_063.028
von Maeder 3 – ein Vergleich zwischen Texten Bertholds von Regensburg pwe_063.029
und Luther nach ihrem Zeit-Raum-Bild –, Erwin Kobel 4, der verschiedene
1 pwe_063.030
Siegfried Giedion, Space, Time and Architecture; the growth of a new pwe_063.031
tradition. 8. Aufl., Cambridge 1949.
2 pwe_063.032
Jean Gebser, Ursprung und Gegenwart. I, Stuttgart 1949 (vgl. oben). – pwe_063.033
Ders., Der grammatische Spiegel, neue Denkformen im sprachlichen Ausdruck. pwe_063.034
Zürich 1944.
3 pwe_063.035
Hannes Maeder, Versuch über den Zusammenhang von Sprach- und Geistesgeschichte pwe_063.036
(Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 1. pwe_063.037
Zürich 1945).
4 pwe_063.038
Erwin Kobel, Untersuchungen zum gelebten Raum in der mittelhochdeutschen pwe_063.039
Dichtung (Zürcher Beiträge zur deutschen Sprach- und Stilgeschichte Nr. 4. Zürich pwe_063.040
1951).
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