Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_061.001 Für die Stilinterpretation wird nun, vor allem bei Joh. Pfeiffer1 und pwe_061.012 Wo es nun aber gilt, die individuelle Verschiedenheit der Stile zu beschreiben pwe_061.026 1 pwe_061.033 Johannes Pfeiffer, Umgang mit Dichtung. Eine Einführung in das Verständnis pwe_061.034 des Dichterischen. Leipzig 1936. - Ders., Zwischen Dichtung und Philosophie. pwe_061.035 Bremen 1947. 2 pwe_061.036 Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts. (In: Gedanken über pwe_061.037 Gedichte. Frankfurt a. M. 1943). - Ders., Geist und Buchstabe der Dichtung. pwe_061.038 Frankfurt a. M. 1940. 3 pwe_061.039
Emil Staiger, Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters. Brentano, Goethe, pwe_061.040 Keller. Zürich 1939. - Ders., Meisterwerke deutscher Sprache im 19. Jahrhundert. pwe_061.041 Zürich 1943. - Dazu jetzt Ders., Die Kunst der Interpretation. "Neophilologus" pwe_061.042 XXXV (1951). pwe_061.001 Für die Stilinterpretation wird nun, vor allem bei Joh. Pfeiffer1 und pwe_061.012 Wo es nun aber gilt, die individuelle Verschiedenheit der Stile zu beschreiben pwe_061.026 1 pwe_061.033 Johannes Pfeiffer, Umgang mit Dichtung. Eine Einführung in das Verständnis pwe_061.034 des Dichterischen. Leipzig 1936. – Ders., Zwischen Dichtung und Philosophie. pwe_061.035 Bremen 1947. 2 pwe_061.036 Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts. (In: Gedanken über pwe_061.037 Gedichte. Frankfurt a. M. 1943). – Ders., Geist und Buchstabe der Dichtung. pwe_061.038 Frankfurt a. M. 1940. 3 pwe_061.039
Emil Staiger, Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters. Brentano, Goethe, pwe_061.040 Keller. Zürich 1939. – Ders., Meisterwerke deutscher Sprache im 19. Jahrhundert. pwe_061.041 Zürich 1943. – Dazu jetzt Ders., Die Kunst der Interpretation. „Neophilologus“ pwe_061.042 XXXV (1951). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0067" n="61"/><lb n="pwe_061.001"/> geisteswissenschaftlichen Verstehen Allgemeingültigkeit abspricht, rettet er <lb n="pwe_061.002"/> doch seine Objektivität und seinen Anspruch auf wissenschaftliche Strenge, <lb n="pwe_061.003"/> auf Wahrheit „im Sinne der Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren <lb n="pwe_061.004"/> Gegenstand“. Der existentielle Charakter des Verstehens ist bei <hi rendition="#k">Boll- <lb n="pwe_061.005"/> now</hi> nicht Gebundenheit an die Einzelexistenz in ihrer unentrinnbaren <lb n="pwe_061.006"/> Geworfenheit im Sinne <hi rendition="#k">Heideggers,</hi> noch steht dem die bloße Uneigentlichkeit <lb n="pwe_061.007"/> des „Man“ gegenüber. Verstehen ist auch in einem positiven Sinne <lb n="pwe_061.008"/> an eine gemeinsame Situation eines Kreises von Menschen gebunden und <lb n="pwe_061.009"/> hat die Richtung auf ein umfassendes Verstehen auf immer breiterer <lb n="pwe_061.010"/> Grundlage).</p> <lb n="pwe_061.011"/> <p> Für die Stilinterpretation wird nun, vor allem bei <hi rendition="#k">Joh. Pfeiffer</hi><note xml:id="PWE_061_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_061.033"/> Johannes Pfeiffer, <hi rendition="#i">Umgang mit Dichtung. Eine Einführung in das Verständnis <lb n="pwe_061.034"/> des Dichterischen.</hi> Leipzig 1936. – Ders., <hi rendition="#i">Zwischen Dichtung und Philosophie.</hi> <lb n="pwe_061.035"/> Bremen 1947.</note> und <lb n="pwe_061.012"/> <hi rendition="#k">Kommerell</hi><note xml:id="PWE_061_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_061.036"/> Max Kommerell, <hi rendition="#i">Vom Wesen des lyrischen Gedichts.</hi> (In: <hi rendition="#i">Gedanken über <lb n="pwe_061.037"/> Gedichte.</hi> Frankfurt a. M. 1943). – Ders., <hi rendition="#i">Geist und Buchstabe der Dichtung.</hi> <lb n="pwe_061.038"/> Frankfurt a. M. 1940.</note>, der Heideggersche Begriff der <hi rendition="#g">Stimmung</hi> wichtig. Verstehen <lb n="pwe_061.013"/> ist Gestimmtheit, in der „Gestimmtheit und durch die Gestimmtheit <lb n="pwe_061.014"/> wird offenbar, woran es mit uns ist, wie es zuinnerst um uns steht“. <lb n="pwe_061.015"/> „Stimmung steigt auf in uns und überkommt uns“ (<hi rendition="#k">Pfeiffer</hi>). Sie gehört <lb n="pwe_061.016"/> zugleich dem Gedicht und dem Leser. „Das Gedicht ist schön, heißt: es ist <lb n="pwe_061.017"/> nichts in diesem Gedicht vorhanden, das nicht vollkommen in dieser Stimmung <lb n="pwe_061.018"/> schwänge“ (<hi rendition="#k">Kommerell</hi>). Das Gedicht selbst und das Verstehen bedeutet <lb n="pwe_061.019"/> „Selbsterkennung“. „Die Seele will Kunst, um ganz eigentlich zu <lb n="pwe_061.020"/> sein.“ Indem so die Offenbarkeit des Seins, die Wahrheit als ein Geschehen <lb n="pwe_061.021"/> der Kunst und in der erschließenden Kraft der Stimmung gesehen <lb n="pwe_061.022"/> wird, eröffnet sich die Möglichkeit, die Einheitlichkeit des Werks, seinen <lb n="pwe_061.023"/> „Stil“, selber als diese so und so geartete Gestimmtheit zu fassen und zu <lb n="pwe_061.024"/> beschreiben.</p> <lb n="pwe_061.025"/> <p> Wo es nun aber gilt, die individuelle Verschiedenheit der Stile zu beschreiben <lb n="pwe_061.026"/> und zu begründen, bedarf es weiterer Kriterien. <hi rendition="#k">Heidegger</hi> bestimmt <lb n="pwe_061.027"/> in <hi rendition="#i">Sein und Zeit</hi> menschliches Sein, d. h. Dasein, als zeitlich-endliches <lb n="pwe_061.028"/> Sein. Vom Horizont der <hi rendition="#g">Zeit</hi> aus, in der sich menschliches Dasein <lb n="pwe_061.029"/> auseinanderspannt, muß es möglich sein, die wechselnden Weisen offenbarender <lb n="pwe_061.030"/> Stimmung oder dichterischer Existenz zu unterscheiden und verständlich <lb n="pwe_061.031"/> zu machen. In zwei für die moderne Stilbeschreibung und -typologie <lb n="pwe_061.032"/> entscheidenden Büchern hat <hi rendition="#k">Emil Staiger</hi><note xml:id="PWE_061_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_061.039"/> Emil Staiger, <hi rendition="#i">Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters. Brentano, Goethe, <lb n="pwe_061.040"/> Keller.</hi> Zürich 1939. – Ders., <hi rendition="#i">Meisterwerke deutscher Sprache im 19. Jahrhundert.</hi> <lb n="pwe_061.041"/> Zürich 1943. – Dazu jetzt Ders., <hi rendition="#i">Die Kunst der Interpretation.</hi> „Neophilologus“ <lb n="pwe_061.042"/> XXXV (1951).</note> in selbständigen Folgerungen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0067]
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geisteswissenschaftlichen Verstehen Allgemeingültigkeit abspricht, rettet er pwe_061.002
doch seine Objektivität und seinen Anspruch auf wissenschaftliche Strenge, pwe_061.003
auf Wahrheit „im Sinne der Angemessenheit einer Erkenntnis an ihren pwe_061.004
Gegenstand“. Der existentielle Charakter des Verstehens ist bei Boll- pwe_061.005
now nicht Gebundenheit an die Einzelexistenz in ihrer unentrinnbaren pwe_061.006
Geworfenheit im Sinne Heideggers, noch steht dem die bloße Uneigentlichkeit pwe_061.007
des „Man“ gegenüber. Verstehen ist auch in einem positiven Sinne pwe_061.008
an eine gemeinsame Situation eines Kreises von Menschen gebunden und pwe_061.009
hat die Richtung auf ein umfassendes Verstehen auf immer breiterer pwe_061.010
Grundlage).
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Für die Stilinterpretation wird nun, vor allem bei Joh. Pfeiffer 1 und pwe_061.012
Kommerell 2, der Heideggersche Begriff der Stimmung wichtig. Verstehen pwe_061.013
ist Gestimmtheit, in der „Gestimmtheit und durch die Gestimmtheit pwe_061.014
wird offenbar, woran es mit uns ist, wie es zuinnerst um uns steht“. pwe_061.015
„Stimmung steigt auf in uns und überkommt uns“ (Pfeiffer). Sie gehört pwe_061.016
zugleich dem Gedicht und dem Leser. „Das Gedicht ist schön, heißt: es ist pwe_061.017
nichts in diesem Gedicht vorhanden, das nicht vollkommen in dieser Stimmung pwe_061.018
schwänge“ (Kommerell). Das Gedicht selbst und das Verstehen bedeutet pwe_061.019
„Selbsterkennung“. „Die Seele will Kunst, um ganz eigentlich zu pwe_061.020
sein.“ Indem so die Offenbarkeit des Seins, die Wahrheit als ein Geschehen pwe_061.021
der Kunst und in der erschließenden Kraft der Stimmung gesehen pwe_061.022
wird, eröffnet sich die Möglichkeit, die Einheitlichkeit des Werks, seinen pwe_061.023
„Stil“, selber als diese so und so geartete Gestimmtheit zu fassen und zu pwe_061.024
beschreiben.
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Wo es nun aber gilt, die individuelle Verschiedenheit der Stile zu beschreiben pwe_061.026
und zu begründen, bedarf es weiterer Kriterien. Heidegger bestimmt pwe_061.027
in Sein und Zeit menschliches Sein, d. h. Dasein, als zeitlich-endliches pwe_061.028
Sein. Vom Horizont der Zeit aus, in der sich menschliches Dasein pwe_061.029
auseinanderspannt, muß es möglich sein, die wechselnden Weisen offenbarender pwe_061.030
Stimmung oder dichterischer Existenz zu unterscheiden und verständlich pwe_061.031
zu machen. In zwei für die moderne Stilbeschreibung und -typologie pwe_061.032
entscheidenden Büchern hat Emil Staiger 3 in selbständigen Folgerungen
1 pwe_061.033
Johannes Pfeiffer, Umgang mit Dichtung. Eine Einführung in das Verständnis pwe_061.034
des Dichterischen. Leipzig 1936. – Ders., Zwischen Dichtung und Philosophie. pwe_061.035
Bremen 1947.
2 pwe_061.036
Max Kommerell, Vom Wesen des lyrischen Gedichts. (In: Gedanken über pwe_061.037
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3 pwe_061.039
Emil Staiger, Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters. Brentano, Goethe, pwe_061.040
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Zürich 1943. – Dazu jetzt Ders., Die Kunst der Interpretation. „Neophilologus“ pwe_061.042
XXXV (1951).
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