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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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Fragmente des ältesten deutschen Dramas entdeckte und damit auch für pwe_034.002
das Bekannte eine neue und sicherere Grundlage schuf1.

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So ist es denn auch zu begrüßen, wenn Petersen und Kayser in ihren pwe_034.004
Gesamtdarstellungen je eine ausführliche Übersicht den Problemen der pwe_034.005
Textphilologie widmen. Darauf und speziell auf die beigefügten Literaturangaben pwe_034.006
darf hier nochmals verwiesen werden. Hier können nur ein pwe_034.007
paar beispielhafte Probleme und Leistungen der jüngsten Zeit erwähnt pwe_034.008
werden, unter Ausschluß paläographischer, bibliothekarischer, bibliographischer, pwe_034.009
druckgeschichtlicher u. ä. Probleme.

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Was die Textkritik betrifft, so ist die Philologie der modernen pwe_034.011
Sprachen in besonderem Maße die Schülerin der klassischen Altertumswissenschaft. pwe_034.012
So hat der Altphilologe Karl Lachmann, der Begründer einer pwe_034.013
eigentlichen Lehre der textkritischen Methoden, für die Germanistik maßgebende pwe_034.014
Bedeutung gewonnen. Dies war wenigstens möglich, solange die pwe_034.015
germanistische Philologie vorwiegend den mittelalterlichen Texten galt. pwe_034.016
Überall, wo nicht ein vom Autor überwachter Druck die legitime Fassung pwe_034.017
darstellt, wo vielmehr eine durch Jahrhunderte oder Jahrtausende reichende pwe_034.018
Überlieferung von Handschriften die Texte bietet, geht der Weg der Textkritik pwe_034.019
von den variierenden Texten rückwärts zu den Wurzeln des Handschriftenstammbaums, pwe_034.020
zu einem zu erschließenden Archetypus, der praktisch pwe_034.021
meist auch das "Original" zu vertreten hat (vgl. Pasquali2). Für pwe_034.022
die antike Literatur ist freilich mit den Papyrusfunden ein ganz neuer pwe_034.023
Quellenbereich erschlossen worden, der auch eine völlig andere textkritische pwe_034.024
Methode und Technik nötig gemacht und oft den Wert der älteren Quellenkritik pwe_034.025
relativiert hat; als Beispiel einer solch neuen editorischen Meisterleistung pwe_034.026
sei Rudolf Pfeiffers Kallimachos-Edition genannt3. Aber auch pwe_034.027
abgesehen von neuen Funden hat sich der Verdacht verstärkt, daß das pwe_034.028
Bild vom Stammbaum häufig trügt, insofern Kreuzungen von Handschriften pwe_034.029
durch Abschreiber, Interpolationen, Bearbeitungen aller Art und jeden pwe_034.030
Rangs das Bild unabsehbar komplizieren. Der Begriff des Archetypus und pwe_034.031
selbst des Originals kann fraglich werden, wo mehrere antike Exemplare pwe_034.032
ins Mittelalter eintraten oder wo der Autor selbst verschiedenen ersten pwe_034.033
Reinschriften zu Gevatter stand. So hat G. Jachmann4 an Platon gezeigt,

1 pwe_034.034
Friedrich Ranke, Das Osterspiel von Muri, nach den alten und neuen Fragmenten pwe_034.035
herausgegeben.
Aarau 1944.
2 pwe_034.036
Giorgio Pasquali, Storia della tradizione e critica del testo. Firenze 1934.
3 pwe_034.037
Callimachus ed. Rudolfus Pfeiffer, 1. Fragmenta. Oxonii 1949.
4 pwe_034.038
Günther Jachmann, Der Platontext "Nachrichten von der Akademie der pwe_034.039
Wissenschaften zu Göttingen", Phil.-Hist. Kl. N. F. Fachgr. I, 4. Bd. (1940/4). pwe_034.040
Göttingen 1942.

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Fragmente des ältesten deutschen Dramas entdeckte und damit auch für pwe_034.002
das Bekannte eine neue und sicherere Grundlage schuf1.

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  So ist es denn auch zu begrüßen, wenn Petersen und Kayser in ihren pwe_034.004
Gesamtdarstellungen je eine ausführliche Übersicht den Problemen der pwe_034.005
Textphilologie widmen. Darauf und speziell auf die beigefügten Literaturangaben pwe_034.006
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werden, unter Ausschluß paläographischer, bibliothekarischer, bibliographischer, pwe_034.009
druckgeschichtlicher u. ä. Probleme.

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  Was die Textkritik betrifft, so ist die Philologie der modernen pwe_034.011
Sprachen in besonderem Maße die Schülerin der klassischen Altertumswissenschaft. pwe_034.012
So hat der Altphilologe Karl Lachmann, der Begründer einer pwe_034.013
eigentlichen Lehre der textkritischen Methoden, für die Germanistik maßgebende pwe_034.014
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Überall, wo nicht ein vom Autor überwachter Druck die legitime Fassung pwe_034.017
darstellt, wo vielmehr eine durch Jahrhunderte oder Jahrtausende reichende pwe_034.018
Überlieferung von Handschriften die Texte bietet, geht der Weg der Textkritik pwe_034.019
von den variierenden Texten rückwärts zu den Wurzeln des Handschriftenstammbaums, pwe_034.020
zu einem zu erschließenden Archetypus, der praktisch pwe_034.021
meist auch das „Original“ zu vertreten hat (vgl. Pasquali2). Für pwe_034.022
die antike Literatur ist freilich mit den Papyrusfunden ein ganz neuer pwe_034.023
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Methode und Technik nötig gemacht und oft den Wert der älteren Quellenkritik pwe_034.025
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Bild vom Stammbaum häufig trügt, insofern Kreuzungen von Handschriften pwe_034.029
durch Abschreiber, Interpolationen, Bearbeitungen aller Art und jeden pwe_034.030
Rangs das Bild unabsehbar komplizieren. Der Begriff des Archetypus und pwe_034.031
selbst des Originals kann fraglich werden, wo mehrere antike Exemplare pwe_034.032
ins Mittelalter eintraten oder wo der Autor selbst verschiedenen ersten pwe_034.033
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Friedrich Ranke, Das Osterspiel von Muri, nach den alten und neuen Fragmenten pwe_034.035
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/40>, abgerufen am 25.11.2024.