Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_017.001 Daß es die Dichtung zu tun hat "mit dem Grundvorgang des menschlichen pwe_017.006 Auch wo die Literaturwissenschaft als Schultradition nicht soweit ging, pwe_017.025 Eine gewisse Begriffsverwirrung ist hier allerdings bei den verschiedenartigen pwe_017.033 1 pwe_017.034 Erich Brock, Zum Problem der Stilkritik. Trivium III (1945) 72 ff. (Zu pwe_017.035 "L'etre et le neant"). - J. P. Sartre, Qu'est-ce que la litterature. 10. Auflage. Paris pwe_017.036 1948. 2 pwe_017.037 Theophil Spoerri, Die Formwerdung des Menschen. Berlin 1938. - Die Struktur pwe_017.038 der Existenz. Zürich 1951. 3 pwe_017.039
Gaston Bachelard, L'eau et les reves. Essai sur l'imagination de la matiere. pwe_017.040 Paris 1942. - Ders., La Psychanalyse du feu. Paris 1938. - Ders., L'air et les pwe_017.041 songes. Essai sur l'imagination du mouvement. Paris 1943. pwe_017.001 Daß es die Dichtung zu tun hat „mit dem Grundvorgang des menschlichen pwe_017.006 Auch wo die Literaturwissenschaft als Schultradition nicht soweit ging, pwe_017.025 Eine gewisse Begriffsverwirrung ist hier allerdings bei den verschiedenartigen pwe_017.033 1 pwe_017.034 Erich Brock, Zum Problem der Stilkritik. Trivium III (1945) 72 ff. (Zu pwe_017.035 „L'être et le néant“). – J. P. Sartre, Qu'est-ce que la littérature. 10. Auflage. Paris pwe_017.036 1948. 2 pwe_017.037 Theophil Spoerri, Die Formwerdung des Menschen. Berlin 1938. – Die Struktur pwe_017.038 der Existenz. Zürich 1951. 3 pwe_017.039
Gaston Bachelard, L'eau et les rêves. Essai sur l'imagination de la matière. pwe_017.040 Paris 1942. – Ders., La Psychanalyse du feu. Paris 1938. – Ders., L'air et les pwe_017.041 songes. Essai sur l'imagination du mouvement. Paris 1943. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="17"/><lb n="pwe_017.001"/> an die Stelle der absoluten Poesie die „littérature engagée“ tritt, als Tun <lb n="pwe_017.002"/> des sich jederzeit aus dem Nichts selbst verwirklichenden Menschen, so <lb n="pwe_017.003"/> rückt doch auch von hier aus der Gedanke des Stils und der Stilkritik in <lb n="pwe_017.004"/> den Vordergrund<note xml:id="PWE_017_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_017.034"/> Erich Brock, <hi rendition="#i">Zum Problem der Stilkritik.</hi> Trivium III (1945) 72 ff. (Zu <lb n="pwe_017.035"/> „L'être et le néant“). – J. P. Sartre, <hi rendition="#i">Qu'est-ce que la littérature.</hi> 10. Auflage. Paris <lb n="pwe_017.036"/> 1948.</note>.</p> <lb n="pwe_017.005"/> <p> Daß es die Dichtung zu tun hat „mit dem Grundvorgang des menschlichen <lb n="pwe_017.006"/> Daseins selbst“ (<hi rendition="#k">Th. Spoerri</hi>), ist heute wohl zu einer fast allgemeinen <lb n="pwe_017.007"/> Überzeugung oder doch zu einer allgemeinen Arbeitshypothese geworden. <lb n="pwe_017.008"/> Daß Dichtung verstehen auch sich selbst zu verstehen heißt, ist wohl nirgends <lb n="pwe_017.009"/> so energisch betont worden wie eben bei <hi rendition="#k">Spoerri</hi><note xml:id="PWE_017_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_017.037"/> Theophil Spoerri, <hi rendition="#i">Die Formwerdung des Menschen.</hi> Berlin 1938. – <hi rendition="#i">Die Struktur <lb n="pwe_017.038"/> der Existenz.</hi> Zürich 1951.</note>, der ausgehend <lb n="pwe_017.010"/> von <hi rendition="#k">Kierkegaard, Kassner, Heidegger</hi> sein Programm einer interpretatorischen <lb n="pwe_017.011"/> Methode in unmittelbarer Bezugnahme auf die religiöse und kulturelle <lb n="pwe_017.012"/> Krise der Gegenwart erhebt und das Kunstwerk als Schlüssel, Vorbild <lb n="pwe_017.013"/> und Anruf zur Selbstverwirklichung des Menschen deutet. Er trifft <lb n="pwe_017.014"/> sich darin mit <hi rendition="#k">Gaston Bachelards</hi><note xml:id="PWE_017_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_017.039"/> Gaston Bachelard, <hi rendition="#i">L'eau et les rêves. Essai sur l'imagination de la matière.</hi> <lb n="pwe_017.040"/> Paris 1942. – Ders., <hi rendition="#i">La Psychanalyse du feu.</hi> Paris 1938. – Ders., <hi rendition="#i">L'air et les <lb n="pwe_017.041"/> songes. Essai sur l'imagination du mouvement.</hi> Paris 1943.</note> Bestimmung der Einbildungskraft, <lb n="pwe_017.015"/> der Imagination als menschliche Existenz selbst, als force d'unité de l'âme, <lb n="pwe_017.016"/> als principe totalisant du monde. Bachelard entwickelt daraus eine geistreich-dichterische <lb n="pwe_017.017"/> cosmologie du rêve, indem er die Materialisation der Einbildungskraft <lb n="pwe_017.018"/> in den dichterischen Bildwelten der vier Elemente Feuer, <lb n="pwe_017.019"/> Erde, Wasser und Luft verfolgt. Diese Bücher sind kennzeichnend für den <lb n="pwe_017.020"/> nicht mehr systematischen, sondern physiognomischen, dichterisch-dynamischen <lb n="pwe_017.021"/> Charakter, den die moderne Kunstinterpretation in vielen Fällen <lb n="pwe_017.022"/> annimmt. Einbildungskraft muß als ein Geschehen nachvollzogen werden, <lb n="pwe_017.023"/> ist nicht als ein Sein zu begreifen.</p> <lb n="pwe_017.024"/> <p> Auch wo die Literaturwissenschaft als Schultradition nicht soweit ging, <lb n="pwe_017.025"/> folgte sie doch im allgemeinen dem Ruf, zu „den Sachen selbst“ zurückzukehren, <lb n="pwe_017.026"/> und widmete sich in steigendem Maß einer interpretierenden, stilkritischen <lb n="pwe_017.027"/> Werkbetrachtung. Sie bleibt freilich meistens nicht bei der bloßen <lb n="pwe_017.028"/> Werkerhellung stehen, weniger als sie es gelegentlich wahrhaben will; es <lb n="pwe_017.029"/> werden Kategorien entdeckt und erprobt, die für die Erkenntnis des poetischen <lb n="pwe_017.030"/> Gebildes überhaupt und damit für eine grundsätzliche neue Poetik <lb n="pwe_017.031"/> wesentlich sind.</p> <lb n="pwe_017.032"/> <p> Eine gewisse Begriffsverwirrung ist hier allerdings bei den verschiedenartigen <lb n="pwe_017.033"/> Existentialismen der Gegenwart offensichtlich, wenigstens dort, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0023]
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an die Stelle der absoluten Poesie die „littérature engagée“ tritt, als Tun pwe_017.002
des sich jederzeit aus dem Nichts selbst verwirklichenden Menschen, so pwe_017.003
rückt doch auch von hier aus der Gedanke des Stils und der Stilkritik in pwe_017.004
den Vordergrund 1.
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Daß es die Dichtung zu tun hat „mit dem Grundvorgang des menschlichen pwe_017.006
Daseins selbst“ (Th. Spoerri), ist heute wohl zu einer fast allgemeinen pwe_017.007
Überzeugung oder doch zu einer allgemeinen Arbeitshypothese geworden. pwe_017.008
Daß Dichtung verstehen auch sich selbst zu verstehen heißt, ist wohl nirgends pwe_017.009
so energisch betont worden wie eben bei Spoerri 2, der ausgehend pwe_017.010
von Kierkegaard, Kassner, Heidegger sein Programm einer interpretatorischen pwe_017.011
Methode in unmittelbarer Bezugnahme auf die religiöse und kulturelle pwe_017.012
Krise der Gegenwart erhebt und das Kunstwerk als Schlüssel, Vorbild pwe_017.013
und Anruf zur Selbstverwirklichung des Menschen deutet. Er trifft pwe_017.014
sich darin mit Gaston Bachelards 3 Bestimmung der Einbildungskraft, pwe_017.015
der Imagination als menschliche Existenz selbst, als force d'unité de l'âme, pwe_017.016
als principe totalisant du monde. Bachelard entwickelt daraus eine geistreich-dichterische pwe_017.017
cosmologie du rêve, indem er die Materialisation der Einbildungskraft pwe_017.018
in den dichterischen Bildwelten der vier Elemente Feuer, pwe_017.019
Erde, Wasser und Luft verfolgt. Diese Bücher sind kennzeichnend für den pwe_017.020
nicht mehr systematischen, sondern physiognomischen, dichterisch-dynamischen pwe_017.021
Charakter, den die moderne Kunstinterpretation in vielen Fällen pwe_017.022
annimmt. Einbildungskraft muß als ein Geschehen nachvollzogen werden, pwe_017.023
ist nicht als ein Sein zu begreifen.
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Auch wo die Literaturwissenschaft als Schultradition nicht soweit ging, pwe_017.025
folgte sie doch im allgemeinen dem Ruf, zu „den Sachen selbst“ zurückzukehren, pwe_017.026
und widmete sich in steigendem Maß einer interpretierenden, stilkritischen pwe_017.027
Werkbetrachtung. Sie bleibt freilich meistens nicht bei der bloßen pwe_017.028
Werkerhellung stehen, weniger als sie es gelegentlich wahrhaben will; es pwe_017.029
werden Kategorien entdeckt und erprobt, die für die Erkenntnis des poetischen pwe_017.030
Gebildes überhaupt und damit für eine grundsätzliche neue Poetik pwe_017.031
wesentlich sind.
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Eine gewisse Begriffsverwirrung ist hier allerdings bei den verschiedenartigen pwe_017.033
Existentialismen der Gegenwart offensichtlich, wenigstens dort,
1 pwe_017.034
Erich Brock, Zum Problem der Stilkritik. Trivium III (1945) 72 ff. (Zu pwe_017.035
„L'être et le néant“). – J. P. Sartre, Qu'est-ce que la littérature. 10. Auflage. Paris pwe_017.036
1948.
2 pwe_017.037
Theophil Spoerri, Die Formwerdung des Menschen. Berlin 1938. – Die Struktur pwe_017.038
der Existenz. Zürich 1951.
3 pwe_017.039
Gaston Bachelard, L'eau et les rêves. Essai sur l'imagination de la matière. pwe_017.040
Paris 1942. – Ders., La Psychanalyse du feu. Paris 1938. – Ders., L'air et les pwe_017.041
songes. Essai sur l'imagination du mouvement. Paris 1943.
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