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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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d. h. "Arten" - z. B. das barocke Trauerspiel, der höfische Minnesang pwe_146.002
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legitime Größen, in den Blick treten. Die Artgeschichte wird pwe_146.004
besonders in anfänglichen, noch anonymen Epochen der Literatur wichtig pwe_146.005
sein, da hier Arten als feste Bauformen die Literaturgeschichte eigentlich pwe_146.006
ausmachen. So hat etwa Andreas Heuslers Altgermanische Dichtung gezeigt, pwe_146.007
wie der bestimmte Begriff geschichtlicher Arten (z. B. Merkdichtung, pwe_146.008
Erzähllied, Preislied) zu einem erfolgreichen heuristischen Prinzip wird, pwe_146.009
wenn es gilt, eine fragmentarische und über große Räume und Zeiten hinweg pwe_146.010
als Einheit zu begreifende Literatur zu erfassen.

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Ähnliches gilt von der Versgeschichte. Sie ist zentral für Zeiten pwe_146.012
fester literarischer Tradition, aber verliert an Bedeutung, wo die verschiedensten pwe_146.013
Formen zu freier Verfügung stehen. Sie wird wichtiger sein für pwe_146.014
die Entwicklung höfischer Lyrik als für die Lyrik des 20. Jahrhunderts pwe_146.015
mit ihrer völligen Freiheit der Wahl - es sei denn, daß gerade der Vorgang pwe_146.016
dieser Emanzipation von bestimmten Regeln des Versbaus in Frage pwe_146.017
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Stoff- und Motivgeschichte1 sind heute unter dem Einfluß pwe_146.019
stilkritischer Einstellung etwas scheel angesehen. In der Tat ist ein Katalog pwe_146.020
von 16 eng bedruckten Seiten Petitsatz, wie ihn Körner in seiner pwe_146.021
Bibliographie bietet unter dem Titel Thematische Querschnitte durch die pwe_146.022
Geschichte der deutschen Literatur,
von Abel und Alexander bis zum Weltgericht pwe_146.023
und zum Zigeuner, eher von erheiternder Wirkung. Selbst bescheidene pwe_146.024
Nachschlagewerke wie die von Arthur Luther2 oder Andre Ferre3 pwe_146.025
scheinen vom Sinn literaturwissenschaftlicher Tätigkeit abzuführen, ja in pwe_146.026
die Nähe des Reisehandbuchs zu geraten. Doch gilt es bei dieser "Thematologie" pwe_146.027
zu unterscheiden, ob es sich um echte Traditionszusammenhänge pwe_146.028
handelt oder um willkürlich hergestellte Reihen. Während Motive im pwe_146.029
Sinne von menschlichen Urbegebenheiten ein überall erscheinendes, übertragbares pwe_146.030
Element darstellen und historisch schwer zu fassen sind, so ist der pwe_146.031
Stoff als "Quelle" geradezu der beherrschende Gesichtspunkt bei der pwe_146.032
Erfassung von Literaturen mit strenger Traditionalität. Es ist unbestreitbar, pwe_146.033
daß etwa die Geschichte altdeutscher Heldendichtung4 oder sogar des

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Stoff- und Motivgeschichte der deutschen Literatur, herausgegeben von Paul pwe_146.035
Merker und Gerhard Lüdtke. Berlin 1929 ff.
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Arthur Luther, Deutsches Land in deutscher Erzählung. Ein literarisches Ortslexikon. pwe_146.037
2. Auflage. Leipzig 1937. - Ders., Deutsche Geschichte in deutscher Erzählung. pwe_146.038
Ein literarisches Lexikon.
2. Auflage. Leipzig 1943.
3 pwe_146.039
Andre Ferre, Geographie litteraire. Paris 1946.
4 pwe_146.040
Hermann Schneider, Germanische Heldensage. (Grundriß der germanischen pwe_146.041
Philologie 10)
3 Bände. Berlin 1928-1934.

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d. h. „Arten“ – z. B. das barocke Trauerspiel, der höfische Minnesang pwe_146.002
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  Ähnliches gilt von der Versgeschichte. Sie ist zentral für Zeiten pwe_146.012
fester literarischer Tradition, aber verliert an Bedeutung, wo die verschiedensten pwe_146.013
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Merker und Gerhard Lüdtke. Berlin 1929 ff.
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/152>, abgerufen am 22.11.2024.