Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_137.001 Es ist die große Bedeutung von Paul Böckmanns Werk2, daß hier eine pwe_137.013 Es ist klar, daß eine Formgeschichte - wie jede echte Literarhistorie - pwe_137.029 1 pwe_137.035 Otto Friedrich Bollnow, Existenzphilosophie. 3. Auflage. Stuttgart 1949. - pwe_137.036 Existenzphilosophie und Geschichte. "Blätter für deutsche Philosophie" 11 (1938), pwe_137.037 337 ff. - Vgl. ferner die Ansätze von Heinz Heimsoeth, Geschichtsphilosophie (in: pwe_137.038 Systematische Philosophie, herausgegeben von Nicolai Hartmann, 1942). 2 pwe_137.039
Paul Böckmann, Formgeschichte der deutschen Dichtung. I. Band. Hamburg pwe_137.040 1949. pwe_137.001 Es ist die große Bedeutung von Paul Böckmanns Werk2, daß hier eine pwe_137.013 Es ist klar, daß eine Formgeschichte – wie jede echte Literarhistorie – pwe_137.029 1 pwe_137.035 Otto Friedrich Bollnow, Existenzphilosophie. 3. Auflage. Stuttgart 1949. – pwe_137.036 Existenzphilosophie und Geschichte. „Blätter für deutsche Philosophie“ 11 (1938), pwe_137.037 337 ff. – Vgl. ferner die Ansätze von Heinz Heimsoeth, Geschichtsphilosophie (in: pwe_137.038 Systematische Philosophie, herausgegeben von Nicolai Hartmann, 1942). 2 pwe_137.039
Paul Böckmann, Formgeschichte der deutschen Dichtung. I. Band. Hamburg pwe_137.040 1949. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0143" n="137"/><lb n="pwe_137.001"/> Es scheint ja überhaupt, wenn <hi rendition="#k">O. F. Bollnow</hi> recht hat, die dringendste Aufgabe <lb n="pwe_137.002"/> der Existenzphilosophie zu sein, zum materiellen Aufbau der geschichtlichen <lb n="pwe_137.003"/> Welt fortzuschreiten als „überindividuellem, schöpferischem und stetigem <lb n="pwe_137.004"/> Fortgang“. „Der existentielle Begriff der Geschichtlichkeit greift zu <lb n="pwe_137.005"/> kurz, weil er den Menschen nur als ein der Geschichte ausgeliefertes, nicht <lb n="pwe_137.006"/> aber als ein im echten Sinn geschichtlich schöpferisches und damit seiner Geschichte <lb n="pwe_137.007"/> mächtiges Wesen begreift.“<note xml:id="PWE_137_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_137.035"/> Otto Friedrich Bollnow, <hi rendition="#i">Existenzphilosophie.</hi> 3. Auflage. Stuttgart 1949. – <lb n="pwe_137.036"/> <hi rendition="#i">Existenzphilosophie und Geschichte.</hi> „Blätter für deutsche Philosophie“ 11 (1938), <lb n="pwe_137.037"/> 337 ff. – Vgl. ferner die Ansätze von Heinz Heimsoeth, <hi rendition="#i">Geschichtsphilosophie</hi> (in: <lb n="pwe_137.038"/> <hi rendition="#i">Systematische Philosophie,</hi> herausgegeben von Nicolai Hartmann, 1942).</note>. Das kann nicht eine Wiederbelebung <lb n="pwe_137.008"/> der sogen. Geistesgeschichte bedeuten, die immer noch wesentlich für Literarhistorie <lb n="pwe_137.009"/> überhaupt steht, aber noch kaum über ihre zusammengebrochenen <lb n="pwe_137.010"/> idealistischen Voraussetzungen hinauskommt. Vielmehr ist es notwendig und <lb n="pwe_137.011"/> natürlich, vom neuen Begriff des <hi rendition="#g">Stils</hi> auszugehen.</p> <lb n="pwe_137.012"/> <p> Es ist die große Bedeutung von <hi rendition="#k">Paul Böckmanns</hi> Werk<note xml:id="PWE_137_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_137.039"/> Paul Böckmann, <hi rendition="#i">Formgeschichte der deutschen Dichtung.</hi> I. Band. Hamburg <lb n="pwe_137.040"/> 1949.</note>, daß hier eine <lb n="pwe_137.013"/> derartige Stilgeschichte für die deutsche Literatur erstmals auf der ganzen <lb n="pwe_137.014"/> Breite versucht worden ist. Freilich kommt <hi rendition="#k">Böckmann</hi> von <hi rendition="#k">Dilthey, Unger, <lb n="pwe_137.015"/> Petsch</hi> her, die er zugleich hinter sich lassen will im Ernstnehmen der Form <lb n="pwe_137.016"/> und ihrer Geschichtlichkeit, und diese Herkunft scheint sich in der Fassung <lb n="pwe_137.017"/> der literaturwissenschaftlichen Begriffe noch bemerkbar zu machen. Der Begriff <lb n="pwe_137.018"/> Form – welchem wir den des Stils vorziehen würden – meint mehr <lb n="pwe_137.019"/> als die „blosse“ Form, nämlich Formstrukturen und nicht isolierte Formelemente, <lb n="pwe_137.020"/> d. h. Form und „Gehalt“ als eines, Form, die „das wesenhaft <lb n="pwe_137.021"/> Gemeinte als Gehalt in sich birgt und doch nur als Form greifbar macht“. <lb n="pwe_137.022"/> <hi rendition="#k">Böckmann</hi> spricht auch mit einem doch wohl hypothetischen Begriff vom <lb n="pwe_137.023"/> „Formwillen“, „Formkräften“, von der „Auffassungsform ..., in der sich <lb n="pwe_137.024"/> das Menschliche über sich selbst verständigt“. Dichtung sei bei Dilthey und <lb n="pwe_137.025"/> Unger nur Material und nicht Organ des Lebensverständnisses geblieben. <lb n="pwe_137.026"/> Hier möchte man eine präzisere Auseinandersetzung mit der herkömmlichen <lb n="pwe_137.027"/> literaturwissenschaftlichen Terminologie wünschen.</p> <lb n="pwe_137.028"/> <p> Es ist klar, daß eine Formgeschichte – wie jede echte Literarhistorie – <lb n="pwe_137.029"/> jene Größen, die bei der Stilinterpretation im Vordergrund stehen, das Einzelwerk <lb n="pwe_137.030"/> und das dichterische Oeuvre als persönliche Ganzheit, zurücktreten <lb n="pwe_137.031"/> läßt; das ist mit Unrecht dem Buche <hi rendition="#k">Böckmanns</hi> vorgeworfen worden. Gewiß <lb n="pwe_137.032"/> treten Werke und Persönlichkeiten nach wie vor als besondere Verdichtungen <lb n="pwe_137.033"/> oder Wegmarken des „Stilwillens“ und seiner Entwicklungen <lb n="pwe_137.034"/> hervor, aber ihre Auswahl und besondere Deutung hat aus dem übergeordneten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0143]
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Es scheint ja überhaupt, wenn O. F. Bollnow recht hat, die dringendste Aufgabe pwe_137.002
der Existenzphilosophie zu sein, zum materiellen Aufbau der geschichtlichen pwe_137.003
Welt fortzuschreiten als „überindividuellem, schöpferischem und stetigem pwe_137.004
Fortgang“. „Der existentielle Begriff der Geschichtlichkeit greift zu pwe_137.005
kurz, weil er den Menschen nur als ein der Geschichte ausgeliefertes, nicht pwe_137.006
aber als ein im echten Sinn geschichtlich schöpferisches und damit seiner Geschichte pwe_137.007
mächtiges Wesen begreift.“ 1. Das kann nicht eine Wiederbelebung pwe_137.008
der sogen. Geistesgeschichte bedeuten, die immer noch wesentlich für Literarhistorie pwe_137.009
überhaupt steht, aber noch kaum über ihre zusammengebrochenen pwe_137.010
idealistischen Voraussetzungen hinauskommt. Vielmehr ist es notwendig und pwe_137.011
natürlich, vom neuen Begriff des Stils auszugehen.
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Es ist die große Bedeutung von Paul Böckmanns Werk 2, daß hier eine pwe_137.013
derartige Stilgeschichte für die deutsche Literatur erstmals auf der ganzen pwe_137.014
Breite versucht worden ist. Freilich kommt Böckmann von Dilthey, Unger, pwe_137.015
Petsch her, die er zugleich hinter sich lassen will im Ernstnehmen der Form pwe_137.016
und ihrer Geschichtlichkeit, und diese Herkunft scheint sich in der Fassung pwe_137.017
der literaturwissenschaftlichen Begriffe noch bemerkbar zu machen. Der Begriff pwe_137.018
Form – welchem wir den des Stils vorziehen würden – meint mehr pwe_137.019
als die „blosse“ Form, nämlich Formstrukturen und nicht isolierte Formelemente, pwe_137.020
d. h. Form und „Gehalt“ als eines, Form, die „das wesenhaft pwe_137.021
Gemeinte als Gehalt in sich birgt und doch nur als Form greifbar macht“. pwe_137.022
Böckmann spricht auch mit einem doch wohl hypothetischen Begriff vom pwe_137.023
„Formwillen“, „Formkräften“, von der „Auffassungsform ..., in der sich pwe_137.024
das Menschliche über sich selbst verständigt“. Dichtung sei bei Dilthey und pwe_137.025
Unger nur Material und nicht Organ des Lebensverständnisses geblieben. pwe_137.026
Hier möchte man eine präzisere Auseinandersetzung mit der herkömmlichen pwe_137.027
literaturwissenschaftlichen Terminologie wünschen.
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Es ist klar, daß eine Formgeschichte – wie jede echte Literarhistorie – pwe_137.029
jene Größen, die bei der Stilinterpretation im Vordergrund stehen, das Einzelwerk pwe_137.030
und das dichterische Oeuvre als persönliche Ganzheit, zurücktreten pwe_137.031
läßt; das ist mit Unrecht dem Buche Böckmanns vorgeworfen worden. Gewiß pwe_137.032
treten Werke und Persönlichkeiten nach wie vor als besondere Verdichtungen pwe_137.033
oder Wegmarken des „Stilwillens“ und seiner Entwicklungen pwe_137.034
hervor, aber ihre Auswahl und besondere Deutung hat aus dem übergeordneten
1 pwe_137.035
Otto Friedrich Bollnow, Existenzphilosophie. 3. Auflage. Stuttgart 1949. – pwe_137.036
Existenzphilosophie und Geschichte. „Blätter für deutsche Philosophie“ 11 (1938), pwe_137.037
337 ff. – Vgl. ferner die Ansätze von Heinz Heimsoeth, Geschichtsphilosophie (in: pwe_137.038
Systematische Philosophie, herausgegeben von Nicolai Hartmann, 1942).
2 pwe_137.039
Paul Böckmann, Formgeschichte der deutschen Dichtung. I. Band. Hamburg pwe_137.040
1949.
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