Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.
pwe_128.001 Naturgemäß ist die soziologische Frage besonders naheliegend bei der pwe_128.005 Die alte Frage der Volksliedforschung nach dem Verhältnis des "Volkes" pwe_128.015 Neuerdings ist die soziale, ja ökonomische Bedingtheit an der modernen pwe_128.035 1 pwe_128.036 Horst Kunze und Ernst Heimeran, Lieblingsbücher von dazumal. Blütenlese pwe_128.037 aus den erfolgreichsten Büchern von 1750 bis 1860, zugleich ein erster Versuch zu pwe_128.038 einer Geschichte des Lesergeschmacks. München 1938. 2 pwe_128.039
Theodor Frings, Minnesinger und Troubadours (Deutsche Akademie der pwe_128.040 Wissenschaften zu Berlin, Vorträge und Schriften Heft 34. Berlin 1949). Ders., pwe_128.041 Erforschung des Minnesangs. "Forschungen und Fortschritte" 26 (1950) Nr. 1-4.
pwe_128.001 Naturgemäß ist die soziologische Frage besonders naheliegend bei der pwe_128.005 Die alte Frage der Volksliedforschung nach dem Verhältnis des „Volkes“ pwe_128.015 Neuerdings ist die soziale, ja ökonomische Bedingtheit an der modernen pwe_128.035 1 pwe_128.036 Horst Kunze und Ernst Heimeran, Lieblingsbücher von dazumal. Blütenlese pwe_128.037 aus den erfolgreichsten Büchern von 1750 bis 1860, zugleich ein erster Versuch zu pwe_128.038 einer Geschichte des Lesergeschmacks. München 1938. 2 pwe_128.039
Theodor Frings, Minnesinger und Troubadours (Deutsche Akademie der pwe_128.040 Wissenschaften zu Berlin, Vorträge und Schriften Heft 34. Berlin 1949). Ders., pwe_128.041 Erforschung des Minnesangs. „Forschungen und Fortschritte“ 26 (1950) Nr. 1–4. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0134" n="128"/><lb n="pwe_128.001"/> schichtlichen</hi> Aspekte des Meistersangs untersucht, um dann auch <lb n="pwe_128.002"/> in einem weiteren Bereich „spezifischen Formgebungen“ der Handelssprache <lb n="pwe_128.003"/> an modernen Beispielen nachzugehen.</p> <lb n="pwe_128.004"/> <p> Naturgemäß ist die soziologische Frage besonders naheliegend bei der <lb n="pwe_128.005"/> <hi rendition="#g">volkstümlichen</hi> Literatur, seien es die schon besprochenen primitiven <lb n="pwe_128.006"/> Ursprungsformen (vgl. auch unten <hi rendition="#k">Caudwell, Thomson</hi>), sei es eine <lb n="pwe_128.007"/> sekundäre Popular- und Vulgärliteratur, wo es sich in engerem Sinne um <lb n="pwe_128.008"/> Entwicklungen und Moden des Geschmacks handelt. Grundsätzlich ist damit <lb n="pwe_128.009"/> wieder die alte Frage einer möglichen Trennung von zeitlos-hoher Dichtung <lb n="pwe_128.010"/> und vulgärer oder modischer Literatur gestellt, welch letztere unter <lb n="pwe_128.011"/> Umständen später nur noch unter dem Gesichtspunkt des allzu Vergänglichen <lb n="pwe_128.012"/> oder Unfreiwillig-Amüsanten erscheinen kann. Hiefür liefert die <lb n="pwe_128.013"/> Sammlung von <hi rendition="#k">Kunze</hi> und <hi rendition="#k">Heimeran</hi><note xml:id="PWE_128_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_128.036"/> Horst Kunze und Ernst Heimeran, <hi rendition="#i">Lieblingsbücher von dazumal. Blütenlese <lb n="pwe_128.037"/> aus den erfolgreichsten Büchern von 1750 bis 1860, zugleich ein erster Versuch zu <lb n="pwe_128.038"/> einer Geschichte des Lesergeschmacks.</hi> München 1938.</note> anregendes Material.</p> <lb n="pwe_128.014"/> <p> Die alte Frage der Volksliedforschung nach dem Verhältnis des „<hi rendition="#g">Volkes</hi>“ <lb n="pwe_128.015"/> und seiner Kunst zur Kunst der dichterischen <hi rendition="#g">Elite,</hi> d. h. nach dem <lb n="pwe_128.016"/> schöpferischem Ursprung und dem Weg volksmäßiger Kunst, ist ein eminent <lb n="pwe_128.017"/> soziologisches Problem. Man wird dabei nicht nur das Gesetz des Absinkens <lb n="pwe_128.018"/> – beim Volkslied seit langem erkannt – berücksichtigen müssen, <lb n="pwe_128.019"/> sondern auch die Möglichkeit des Aufstiegs und Aufblühens großer Kunst <lb n="pwe_128.020"/> aus dem Humus der populären Übung. Der Prozeß der „Durchschichtung“ <lb n="pwe_128.021"/> einfacher volksmäßiger Formen zur hohen Kunst ist von <hi rendition="#k">Theodor Frings</hi> <lb n="pwe_128.022"/> neuerdings wieder im Zusammenhang der Ursprungsfrage des europäischen <lb n="pwe_128.023"/> Minnesangs betont worden<note xml:id="PWE_128_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_128.039"/> Theodor Frings, <hi rendition="#i">Minnesinger und Troubadours (Deutsche Akademie der <lb n="pwe_128.040"/> Wissenschaften zu Berlin, Vorträge und Schriften</hi> Heft 34. Berlin 1949). Ders., <lb n="pwe_128.041"/> <hi rendition="#i">Erforschung des Minnesangs.</hi> „Forschungen und Fortschritte“ 26 (1950) Nr. 1–4.</note>. Erscheinungen wie Gotthelf oder Grimmelshausen <lb n="pwe_128.024"/> ergeben die mögliche Verbindung von Popularliteratur und einmaliger <lb n="pwe_128.025"/> Genialität; hier kann gerade die Tiefenpsychologie wieder auf die <lb n="pwe_128.026"/> verlassenen Bahnen der Romantik führen. Das geschichtliche und wertmäßige <lb n="pwe_128.027"/> Verhältnis von „Dichtung“ und „Literatur“, von Schöpfung und <lb n="pwe_128.028"/> Tradition wird so vorläufig auch von diesem soziologischen Blickpunkt <lb n="pwe_128.029"/> aus als eine reziprokes oder dialektisches begriffen werden müssen. In einer <lb n="pwe_128.030"/> Entwicklung der bürgerlichen Seelengeschichte Deutschlands, wie sie <hi rendition="#k">Fritz <lb n="pwe_128.031"/> Brüggemann</hi> in seiner bereits genannten Reihe „Aufklärung“ zeichnet, ist <lb n="pwe_128.032"/> die Brücke zwischen den modischen und populären zu den geistig schöpferischen <lb n="pwe_128.033"/> Vorgängen geschlagen.</p> <lb n="pwe_128.034"/> <p> Neuerdings ist die soziale, ja ökonomische Bedingtheit an der modernen <lb n="pwe_128.035"/> Literatur besonders sichtbar geworden. In zweierlei Weise. Zwischen Buch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0134]
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schichtlichen Aspekte des Meistersangs untersucht, um dann auch pwe_128.002
in einem weiteren Bereich „spezifischen Formgebungen“ der Handelssprache pwe_128.003
an modernen Beispielen nachzugehen.
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Naturgemäß ist die soziologische Frage besonders naheliegend bei der pwe_128.005
volkstümlichen Literatur, seien es die schon besprochenen primitiven pwe_128.006
Ursprungsformen (vgl. auch unten Caudwell, Thomson), sei es eine pwe_128.007
sekundäre Popular- und Vulgärliteratur, wo es sich in engerem Sinne um pwe_128.008
Entwicklungen und Moden des Geschmacks handelt. Grundsätzlich ist damit pwe_128.009
wieder die alte Frage einer möglichen Trennung von zeitlos-hoher Dichtung pwe_128.010
und vulgärer oder modischer Literatur gestellt, welch letztere unter pwe_128.011
Umständen später nur noch unter dem Gesichtspunkt des allzu Vergänglichen pwe_128.012
oder Unfreiwillig-Amüsanten erscheinen kann. Hiefür liefert die pwe_128.013
Sammlung von Kunze und Heimeran 1 anregendes Material.
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Die alte Frage der Volksliedforschung nach dem Verhältnis des „Volkes“ pwe_128.015
und seiner Kunst zur Kunst der dichterischen Elite, d. h. nach dem pwe_128.016
schöpferischem Ursprung und dem Weg volksmäßiger Kunst, ist ein eminent pwe_128.017
soziologisches Problem. Man wird dabei nicht nur das Gesetz des Absinkens pwe_128.018
– beim Volkslied seit langem erkannt – berücksichtigen müssen, pwe_128.019
sondern auch die Möglichkeit des Aufstiegs und Aufblühens großer Kunst pwe_128.020
aus dem Humus der populären Übung. Der Prozeß der „Durchschichtung“ pwe_128.021
einfacher volksmäßiger Formen zur hohen Kunst ist von Theodor Frings pwe_128.022
neuerdings wieder im Zusammenhang der Ursprungsfrage des europäischen pwe_128.023
Minnesangs betont worden 2. Erscheinungen wie Gotthelf oder Grimmelshausen pwe_128.024
ergeben die mögliche Verbindung von Popularliteratur und einmaliger pwe_128.025
Genialität; hier kann gerade die Tiefenpsychologie wieder auf die pwe_128.026
verlassenen Bahnen der Romantik führen. Das geschichtliche und wertmäßige pwe_128.027
Verhältnis von „Dichtung“ und „Literatur“, von Schöpfung und pwe_128.028
Tradition wird so vorläufig auch von diesem soziologischen Blickpunkt pwe_128.029
aus als eine reziprokes oder dialektisches begriffen werden müssen. In einer pwe_128.030
Entwicklung der bürgerlichen Seelengeschichte Deutschlands, wie sie Fritz pwe_128.031
Brüggemann in seiner bereits genannten Reihe „Aufklärung“ zeichnet, ist pwe_128.032
die Brücke zwischen den modischen und populären zu den geistig schöpferischen pwe_128.033
Vorgängen geschlagen.
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Neuerdings ist die soziale, ja ökonomische Bedingtheit an der modernen pwe_128.035
Literatur besonders sichtbar geworden. In zweierlei Weise. Zwischen Buch
1 pwe_128.036
Horst Kunze und Ernst Heimeran, Lieblingsbücher von dazumal. Blütenlese pwe_128.037
aus den erfolgreichsten Büchern von 1750 bis 1860, zugleich ein erster Versuch zu pwe_128.038
einer Geschichte des Lesergeschmacks. München 1938.
2 pwe_128.039
Theodor Frings, Minnesinger und Troubadours (Deutsche Akademie der pwe_128.040
Wissenschaften zu Berlin, Vorträge und Schriften Heft 34. Berlin 1949). Ders., pwe_128.041
Erforschung des Minnesangs. „Forschungen und Fortschritte“ 26 (1950) Nr. 1–4.
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