Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_096.001 Im Werkstil ist es unter den vier gewöhnlich unterschiedenen Merkmalen pwe_096.019 1 pwe_096.029 Wilhelm Heinitz, Ein biologisch gerichteter Beitrag zur deutschen Versforschung. pwe_096.030 (In: Vom Geist der Dichtung. Gedächtnisschrift für Robert Petsch, 326 ff. pwe_096.031 Hamburg 1949). 2 pwe_096.032 Robert Petsch, Zur Tongestaltung in der Dichtung (In: Internationale Forschungen pwe_096.033 zur deutschen Literaturgeschichte, Julius Petersen zum 60. Geburtstag, pwe_096.034 1 ff. Leipzig 1938). 3 pwe_096.035 Heinrich Lützeler, Die Lautgestaltung in der Lyrik. ZfAesth XXIX (1935) pwe_096.036 214 ff. Vgl. dazu Karl Knauer, Die klangästhetische Kritik des Wortkunstwerks pwe_096.037 am Beispiel französischer Dichtung. DV 15 (1937) 69 ff. 4 pwe_096.038 Zum Problem des Rhythmus in den verschiedenen Wissenschaften: "Studium pwe_096.039 generale" 2 (1949) 67 ff. 5 pwe_096.040
Ludwig Klages, Vom Wesen des Rhythmus. 2. Aufl., Zürich-Leipzig 1944. pwe_096.001 Im Werkstil ist es unter den vier gewöhnlich unterschiedenen Merkmalen pwe_096.019 1 pwe_096.029 Wilhelm Heinitz, Ein biologisch gerichteter Beitrag zur deutschen Versforschung. pwe_096.030 (In: Vom Geist der Dichtung. Gedächtnisschrift für Robert Petsch, 326 ff. pwe_096.031 Hamburg 1949). 2 pwe_096.032 Robert Petsch, Zur Tongestaltung in der Dichtung (In: Internationale Forschungen pwe_096.033 zur deutschen Literaturgeschichte, Julius Petersen zum 60. Geburtstag, pwe_096.034 1 ff. Leipzig 1938). 3 pwe_096.035 Heinrich Lützeler, Die Lautgestaltung in der Lyrik. ZfAesth XXIX (1935) pwe_096.036 214 ff. Vgl. dazu Karl Knauer, Die klangästhetische Kritik des Wortkunstwerks pwe_096.037 am Beispiel französischer Dichtung. DV 15 (1937) 69 ff. 4 pwe_096.038 Zum Problem des Rhythmus in den verschiedenen Wissenschaften: „Studium pwe_096.039 generale“ 2 (1949) 67 ff. 5 pwe_096.040
Ludwig Klages, Vom Wesen des Rhythmus. 2. Aufl., Zürich-Leipzig 1944. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0102" n="96"/><lb n="pwe_096.001"/> nach Klangfarbe, Tonhöhe, Tondauer, Tonstärke individuell gegliedert ist, <lb n="pwe_096.002"/> einen gestalthaften Charakter, eine bestimmt umrissene „Schallform“. Diese <lb n="pwe_096.003"/> <hi rendition="#g">klanglich-melodisch-rhythmische</hi> Bewegung hat ihre tiefen <lb n="pwe_096.004"/> Beziehungen zu körperlichen, biologisch-physikalischen Gegebenheiten. <lb n="pwe_096.005"/> „Nichts kann im Klang und Sinn der Sprache sein, was nicht vorher im <lb n="pwe_096.006"/> Bewegungsverhalten unseres Körpers war“ (so z. <hi rendition="#k">B. Heinitz</hi><note xml:id="PWE_096_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_096.029"/> Wilhelm Heinitz, <hi rendition="#i">Ein biologisch gerichteter Beitrag zur deutschen Versforschung.</hi> <lb n="pwe_096.030"/> (In: <hi rendition="#i">Vom Geist der Dichtung. Gedächtnisschrift für Robert Petsch,</hi> 326 ff. <lb n="pwe_096.031"/> Hamburg 1949).</note>). Es kann <lb n="pwe_096.007"/> versucht werden, wie es <hi rendition="#k">Eduard Sievers</hi> mit seiner Schallanalyse tat, diese <lb n="pwe_096.008"/> entsprechenden körperlichen Reaktionen zu messen und so bestimmte Typen <lb n="pwe_096.009"/> des Sprechens zu unterscheiden. Im Zusammenhang der allgemeinen <lb n="pwe_096.010"/> stilistischen Untersuchung könnten solche Schallformen ihren poetischen <lb n="pwe_096.011"/> Sinn erhalten. In diesem Sinne verlangt <hi rendition="#k">Robert Petsch</hi><note xml:id="PWE_096_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_096.032"/> Robert Petsch, <hi rendition="#i">Zur Tongestaltung in der Dichtung</hi> (In: <hi rendition="#i">Internationale Forschungen <lb n="pwe_096.033"/> zur deutschen Literaturgeschichte, Julius Petersen zum 60. Geburtstag,</hi> <lb n="pwe_096.034"/> 1 ff. Leipzig 1938).</note> eine Untersuchung <lb n="pwe_096.012"/> der „Schallform der Seele“, der „Ton- oder Registerführung“. Auch wenn <lb n="pwe_096.013"/> dies problematisch bleibt, so gilt doch, wie einmal <hi rendition="#k">Heinrich Lützeler</hi><note xml:id="PWE_096_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_096.035"/> Heinrich Lützeler, <hi rendition="#i">Die Lautgestaltung in der Lyrik.</hi> ZfAesth XXIX (1935) <lb n="pwe_096.036"/> 214 ff. Vgl. dazu Karl Knauer, <hi rendition="#i">Die klangästhetische Kritik des Wortkunstwerks <lb n="pwe_096.037"/> am Beispiel französischer Dichtung.</hi> DV 15 (1937) 69 ff.</note> <lb n="pwe_096.014"/> betont hat, daß die Lautgestaltung allein ein Gedicht tragen kann, „in der <lb n="pwe_096.015"/> tiefsten Schicht, der gegenüber alles andere weniger substantiell erscheinen <lb n="pwe_096.016"/> kann“. Das scheinbar Sinnlichste – d. h. die „gehaltfreie Lautgestalt“ – <lb n="pwe_096.017"/> kann unmittelbar existentielle, im Werk stilistische Bedeutung haben.</p> <lb n="pwe_096.018"/> <p> Im Werkstil ist es unter den vier gewöhnlich unterschiedenen Merkmalen <lb n="pwe_096.019"/> einer Lautfolge weniger das stimmliche oder klangmäßige Element als der <lb n="pwe_096.020"/> sog. <hi rendition="#g">Rhythmus,</hi> der die höchstkomplexe Schallmasse organisiert. Die <lb n="pwe_096.021"/> Bezeichnung „Rhythmus“ ist noch immer so unbestimmt und wechselnd im <lb n="pwe_096.022"/> Gebrauch wie die Sache selbst rätselhaft ist. Während Rhythmus in einem <lb n="pwe_096.023"/> allgemeinen Sinne eine „allgemeine Lebenserscheinung“ auch des organischen <lb n="pwe_096.024"/> und kosmischen Lebens ist<note xml:id="PWE_096_4" place="foot" n="4"><lb n="pwe_096.038"/> Zum Problem des Rhythmus in den verschiedenen Wissenschaften: „Studium <lb n="pwe_096.039"/> generale“ 2 (1949) 67 ff.</note> – (<hi rendition="#k">Klages</hi><note xml:id="PWE_096_5" place="foot" n="5"><lb n="pwe_096.040"/> Ludwig Klages, <hi rendition="#i">Vom Wesen des Rhythmus.</hi> 2. Aufl., Zürich-Leipzig 1944.</note> z. B. definiert ihn als „polarisierte <lb n="pwe_096.025"/> Bewegung“ und ursprünglichsten „Wellenschlag“ des natürlichen und seelischen <lb n="pwe_096.026"/> Lebens) –, wird der Begriff in der Literaturwissenschaft oft sehr <lb n="pwe_096.027"/> eingeschränkt als Bezeichnung für einen bestimmten Gestaltcharakter speziell <lb n="pwe_096.028"/> der Versdichtung. Wichtig sind wohl hier noch immer die vernünftigen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
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nach Klangfarbe, Tonhöhe, Tondauer, Tonstärke individuell gegliedert ist, pwe_096.002
einen gestalthaften Charakter, eine bestimmt umrissene „Schallform“. Diese pwe_096.003
klanglich-melodisch-rhythmische Bewegung hat ihre tiefen pwe_096.004
Beziehungen zu körperlichen, biologisch-physikalischen Gegebenheiten. pwe_096.005
„Nichts kann im Klang und Sinn der Sprache sein, was nicht vorher im pwe_096.006
Bewegungsverhalten unseres Körpers war“ (so z. B. Heinitz 1). Es kann pwe_096.007
versucht werden, wie es Eduard Sievers mit seiner Schallanalyse tat, diese pwe_096.008
entsprechenden körperlichen Reaktionen zu messen und so bestimmte Typen pwe_096.009
des Sprechens zu unterscheiden. Im Zusammenhang der allgemeinen pwe_096.010
stilistischen Untersuchung könnten solche Schallformen ihren poetischen pwe_096.011
Sinn erhalten. In diesem Sinne verlangt Robert Petsch 2 eine Untersuchung pwe_096.012
der „Schallform der Seele“, der „Ton- oder Registerführung“. Auch wenn pwe_096.013
dies problematisch bleibt, so gilt doch, wie einmal Heinrich Lützeler 3 pwe_096.014
betont hat, daß die Lautgestaltung allein ein Gedicht tragen kann, „in der pwe_096.015
tiefsten Schicht, der gegenüber alles andere weniger substantiell erscheinen pwe_096.016
kann“. Das scheinbar Sinnlichste – d. h. die „gehaltfreie Lautgestalt“ – pwe_096.017
kann unmittelbar existentielle, im Werk stilistische Bedeutung haben.
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Im Werkstil ist es unter den vier gewöhnlich unterschiedenen Merkmalen pwe_096.019
einer Lautfolge weniger das stimmliche oder klangmäßige Element als der pwe_096.020
sog. Rhythmus, der die höchstkomplexe Schallmasse organisiert. Die pwe_096.021
Bezeichnung „Rhythmus“ ist noch immer so unbestimmt und wechselnd im pwe_096.022
Gebrauch wie die Sache selbst rätselhaft ist. Während Rhythmus in einem pwe_096.023
allgemeinen Sinne eine „allgemeine Lebenserscheinung“ auch des organischen pwe_096.024
und kosmischen Lebens ist 4 – (Klages 5 z. B. definiert ihn als „polarisierte pwe_096.025
Bewegung“ und ursprünglichsten „Wellenschlag“ des natürlichen und seelischen pwe_096.026
Lebens) –, wird der Begriff in der Literaturwissenschaft oft sehr pwe_096.027
eingeschränkt als Bezeichnung für einen bestimmten Gestaltcharakter speziell pwe_096.028
der Versdichtung. Wichtig sind wohl hier noch immer die vernünftigen
1 pwe_096.029
Wilhelm Heinitz, Ein biologisch gerichteter Beitrag zur deutschen Versforschung. pwe_096.030
(In: Vom Geist der Dichtung. Gedächtnisschrift für Robert Petsch, 326 ff. pwe_096.031
Hamburg 1949).
2 pwe_096.032
Robert Petsch, Zur Tongestaltung in der Dichtung (In: Internationale Forschungen pwe_096.033
zur deutschen Literaturgeschichte, Julius Petersen zum 60. Geburtstag, pwe_096.034
1 ff. Leipzig 1938).
3 pwe_096.035
Heinrich Lützeler, Die Lautgestaltung in der Lyrik. ZfAesth XXIX (1935) pwe_096.036
214 ff. Vgl. dazu Karl Knauer, Die klangästhetische Kritik des Wortkunstwerks pwe_096.037
am Beispiel französischer Dichtung. DV 15 (1937) 69 ff.
4 pwe_096.038
Zum Problem des Rhythmus in den verschiedenen Wissenschaften: „Studium pwe_096.039
generale“ 2 (1949) 67 ff.
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Ludwig Klages, Vom Wesen des Rhythmus. 2. Aufl., Zürich-Leipzig 1944.
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