Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Sonntagsröcken; wenigstens zwei oder drei Mal öffnet man die Kirchen, damit alle Welt die lieblichen Heiligenbilder sehe und läßt die Wirthshäuser wagenweit offen stehen, damit jeder Fremde sich davon überzeuge, wie die Kölner so fromme und so lustige Leute sind; wenigstens zwei oder drei Mal läßt man die Lokalgrößen ihre wundervollsten Reden halten, die Mädchen und Frauen ihre schönsten Kleider spazieren führen, alle Stadtmusikanten zu irgend einem stillen Vergnügen ihre Waldhörner blasen und zwei oder drei Mal im Jahre läßt man den alten Gürzenich bis in seine basaltenen Grundfesten zittern von dem Tanz oder dem Gelage seiner heitersten Bürger. So war es bisher und so wird es in Zukunft sein; der Feste wird es geben in Köln, so lange Groß-Martin und der Baienthurm in den Rhein schauen, und so lange über dem Rhein das alte Banner weht mit den drei Kronen und den elf Funken und den Farben weiß und roth, die gewissermaßen das Sinnbild des vielen weißen und rothen Weines sind, der in Köln getrunken wird. So mit Erinnerungen spielend und zitternd vor Nässe und süßer Erwartung mogte ich eine halbe Stunde im furchtbarsten Gedränge gestanden haben, da entstand vor der Thüre des Domes eine unruhige Bewegung; die Mäuler flüsterten, die Hälse reckten Sonntagsröcken; wenigstens zwei oder drei Mal öffnet man die Kirchen, damit alle Welt die lieblichen Heiligenbilder sehe und läßt die Wirthshäuser wagenweit offen stehen, damit jeder Fremde sich davon überzeuge, wie die Kölner so fromme und so lustige Leute sind; wenigstens zwei oder drei Mal läßt man die Lokalgrößen ihre wundervollsten Reden halten, die Mädchen und Frauen ihre schönsten Kleider spazieren führen, alle Stadtmusikanten zu irgend einem stillen Vergnügen ihre Waldhörner blasen und zwei oder drei Mal im Jahre läßt man den alten Gürzenich bis in seine basaltenen Grundfesten zittern von dem Tanz oder dem Gelage seiner heitersten Bürger. So war es bisher und so wird es in Zukunft sein; der Feste wird es geben in Köln, so lange Groß-Martin und der Baienthurm in den Rhein schauen, und so lange über dem Rhein das alte Banner weht mit den drei Kronen und den elf Funken und den Farben weiß und roth, die gewissermaßen das Sinnbild des vielen weißen und rothen Weines sind, der in Köln getrunken wird. So mit Erinnerungen spielend und zitternd vor Nässe und süßer Erwartung mogte ich eine halbe Stunde im furchtbarsten Gedränge gestanden haben, da entstand vor der Thüre des Domes eine unruhige Bewegung; die Mäuler flüsterten, die Hälse reckten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" n="234"/> Sonntagsröcken; wenigstens zwei oder drei Mal öffnet man die Kirchen, damit alle Welt die lieblichen Heiligenbilder sehe und läßt die Wirthshäuser wagenweit offen stehen, damit jeder Fremde sich davon überzeuge, wie die Kölner so fromme und so lustige Leute sind; wenigstens zwei oder drei Mal läßt man die Lokalgrößen ihre wundervollsten Reden halten, die Mädchen und Frauen ihre schönsten Kleider spazieren führen, alle Stadtmusikanten zu irgend einem stillen Vergnügen ihre Waldhörner blasen und zwei oder drei Mal im Jahre läßt man den alten Gürzenich bis in seine basaltenen Grundfesten zittern von dem Tanz oder dem Gelage seiner heitersten Bürger. So war es bisher und so wird es in Zukunft sein; der Feste wird es geben in Köln, so lange Groß-Martin und der Baienthurm in den Rhein schauen, und so lange über dem Rhein das alte Banner weht mit den drei Kronen und den elf Funken und den Farben weiß und roth, die gewissermaßen das Sinnbild des vielen weißen und rothen Weines sind, der in Köln getrunken wird.</p> <p>So mit Erinnerungen spielend und zitternd vor Nässe und süßer Erwartung mogte ich eine halbe Stunde im furchtbarsten Gedränge gestanden haben, da entstand vor der Thüre des Domes eine unruhige Bewegung; die Mäuler flüsterten, die Hälse reckten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0240]
Sonntagsröcken; wenigstens zwei oder drei Mal öffnet man die Kirchen, damit alle Welt die lieblichen Heiligenbilder sehe und läßt die Wirthshäuser wagenweit offen stehen, damit jeder Fremde sich davon überzeuge, wie die Kölner so fromme und so lustige Leute sind; wenigstens zwei oder drei Mal läßt man die Lokalgrößen ihre wundervollsten Reden halten, die Mädchen und Frauen ihre schönsten Kleider spazieren führen, alle Stadtmusikanten zu irgend einem stillen Vergnügen ihre Waldhörner blasen und zwei oder drei Mal im Jahre läßt man den alten Gürzenich bis in seine basaltenen Grundfesten zittern von dem Tanz oder dem Gelage seiner heitersten Bürger. So war es bisher und so wird es in Zukunft sein; der Feste wird es geben in Köln, so lange Groß-Martin und der Baienthurm in den Rhein schauen, und so lange über dem Rhein das alte Banner weht mit den drei Kronen und den elf Funken und den Farben weiß und roth, die gewissermaßen das Sinnbild des vielen weißen und rothen Weines sind, der in Köln getrunken wird.
So mit Erinnerungen spielend und zitternd vor Nässe und süßer Erwartung mogte ich eine halbe Stunde im furchtbarsten Gedränge gestanden haben, da entstand vor der Thüre des Domes eine unruhige Bewegung; die Mäuler flüsterten, die Hälse reckten
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