Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Unsere Leser werden gestehen, daß diese Abrechnung eben nicht sehr günstig für unsern Ritter ausfiel. Wenn nicht der Pabst ebenso großmüthig war, wie die Herzogin von S., so ließen sich die geistigen Angelegenheiten unseres Helden bei weitem nicht so leicht ordnen, als es eben erst mit seinen materiellen Verhältnissen geschah. Herr von Schnapphahnski wollte aber nichts unversucht lassen, und so trat er denn eines Morgens in das Zimmer der Herzogin und sprach in der Weise Ritter Tannhäusers die folgenden berühmten Worte: "Mein Leben das ist worden krank, ich mag nit lenger pleiben; nun gebt mir urlob, frewlin zart, von eurem stolzen leibe!" Die Herzogin erschrak natürlich im höchsten Grade und begriff nicht gleich, was die Geschichte zu bedeuten hatte. Sie war erst eben so gefällig gewesen, die Schulden ihres Freundes mit baaren 200,000 Thalern zu bezahlen, die Ablösung vieler kleinen Hypotheken ungerechnet; und nun wollte der Ritter schon wieder fortziehn: das war nicht recht! Es fiel ihr im Traume nicht ein, daß der Ritter zur Buße seiner Sünden nach Rom pilgern wollte - - Ohne sich daher an die altdeutsche Sprachweise ihres Freundes zu stören, fuhr die Herzogin in der Manier der Frau Venus fort zu reden und erwiederte: Unsere Leser werden gestehen, daß diese Abrechnung eben nicht sehr günstig für unsern Ritter ausfiel. Wenn nicht der Pabst ebenso großmüthig war, wie die Herzogin von S., so ließen sich die geistigen Angelegenheiten unseres Helden bei weitem nicht so leicht ordnen, als es eben erst mit seinen materiellen Verhältnissen geschah. Herr von Schnapphahnski wollte aber nichts unversucht lassen, und so trat er denn eines Morgens in das Zimmer der Herzogin und sprach in der Weise Ritter Tannhäusers die folgenden berühmten Worte: „Mein Leben das ist worden krank, ich mag nit lenger pleiben; nun gebt mir urlob, frewlin zart, von eurem stolzen leibe!“ Die Herzogin erschrak natürlich im höchsten Grade und begriff nicht gleich, was die Geschichte zu bedeuten hatte. Sie war erst eben so gefällig gewesen, die Schulden ihres Freundes mit baaren 200,000 Thalern zu bezahlen, die Ablösung vieler kleinen Hypotheken ungerechnet; und nun wollte der Ritter schon wieder fortziehn: das war nicht recht! Es fiel ihr im Traume nicht ein, daß der Ritter zur Buße seiner Sünden nach Rom pilgern wollte – – Ohne sich daher an die altdeutsche Sprachweise ihres Freundes zu stören, fuhr die Herzogin in der Manier der Frau Venus fort zu reden und erwiederte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0219" n="213"/> <p>Unsere Leser werden gestehen, daß diese Abrechnung eben nicht sehr günstig für unsern Ritter ausfiel. Wenn nicht der Pabst ebenso großmüthig war, wie die Herzogin von S., so ließen sich die geistigen Angelegenheiten unseres Helden bei weitem nicht so leicht ordnen, als es eben erst mit seinen materiellen Verhältnissen geschah. Herr von Schnapphahnski wollte aber nichts unversucht lassen, und so trat er denn eines Morgens in das Zimmer der Herzogin und sprach in der Weise Ritter Tannhäusers die folgenden berühmten Worte:</p> <lg type="poem"> <l>„Mein Leben das ist worden krank,</l><lb/> <l>ich mag nit lenger pleiben;</l><lb/> <l>nun gebt mir urlob, frewlin zart,</l><lb/> <l>von eurem stolzen leibe!“</l><lb/> </lg> <p>Die Herzogin erschrak natürlich im höchsten Grade und begriff nicht gleich, was die Geschichte zu bedeuten hatte. Sie war erst eben so gefällig gewesen, die Schulden ihres Freundes mit baaren 200,000 Thalern zu bezahlen, die Ablösung vieler kleinen Hypotheken ungerechnet; und nun wollte der Ritter schon wieder fortziehn: das war nicht recht! Es fiel ihr im Traume nicht ein, daß der Ritter zur Buße seiner Sünden nach Rom pilgern wollte – – Ohne sich daher an die altdeutsche Sprachweise ihres Freundes zu stören, fuhr die Herzogin in der Manier der Frau Venus fort zu reden und erwiederte:</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [213/0219]
Unsere Leser werden gestehen, daß diese Abrechnung eben nicht sehr günstig für unsern Ritter ausfiel. Wenn nicht der Pabst ebenso großmüthig war, wie die Herzogin von S., so ließen sich die geistigen Angelegenheiten unseres Helden bei weitem nicht so leicht ordnen, als es eben erst mit seinen materiellen Verhältnissen geschah. Herr von Schnapphahnski wollte aber nichts unversucht lassen, und so trat er denn eines Morgens in das Zimmer der Herzogin und sprach in der Weise Ritter Tannhäusers die folgenden berühmten Worte:
„Mein Leben das ist worden krank,
ich mag nit lenger pleiben;
nun gebt mir urlob, frewlin zart,
von eurem stolzen leibe!“
Die Herzogin erschrak natürlich im höchsten Grade und begriff nicht gleich, was die Geschichte zu bedeuten hatte. Sie war erst eben so gefällig gewesen, die Schulden ihres Freundes mit baaren 200,000 Thalern zu bezahlen, die Ablösung vieler kleinen Hypotheken ungerechnet; und nun wollte der Ritter schon wieder fortziehn: das war nicht recht! Es fiel ihr im Traume nicht ein, daß der Ritter zur Buße seiner Sünden nach Rom pilgern wollte – – Ohne sich daher an die altdeutsche Sprachweise ihres Freundes zu stören, fuhr die Herzogin in der Manier der Frau Venus fort zu reden und erwiederte:
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