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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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Kopf auf die schneeweiße Hand. Die Flammen des Kamins spiegeln sich in seinem dunklen Auge. Er scheint in tiefes Sinnen versunken. Minutenlang liegt er regungslos da; aber plötzlich fährt er zusammen, er streicht die Locken von der Stirn und die halberloschene Cigarre aufs Neue an die Lippen führend, lacht er und zeigt unter dem kohlschwarzen Schnurrbart, eine Perlenreihe der schönsten Zähne.

Der zweite der jungen Raucher bildet den besten Kontrast zu dem Ersteren. Er ist lang, dünn, trocken, blondharig, mit kahler Glatze - eine etwas ruinirte Erscheinung, die durch fashionable Manieren den frühen Verlust aller übrigen körperlichen Reize wieder gut zu machen strebt. Der Blonde weiß sehr graziös zu rauchen, aber nur selten greift er nach seinem Grog, den er, statt zu trinken, wie aus Langerweile, nachläßig in den Kamin schüttet. Mit einem ironischen Lächeln blickt er auf den sinnenden Freund.

"Trösten Sie sich" - beginnt endlich der Blonde - "trösten Sie sich, Ritter, Sie werden die Herzogin jedenfalls noch heute Abend zu Gesichte bekommen. Sie werden eine geistreiche Dame kennen lernen."

Der Schwarzgelockte hebt sich langsam im Sessel empor: ""Sagen Sie mir zum zwanzigsten Male, Graf, glauben Sie wirklich, daß ich reussiren werde?""

Kopf auf die schneeweiße Hand. Die Flammen des Kamins spiegeln sich in seinem dunklen Auge. Er scheint in tiefes Sinnen versunken. Minutenlang liegt er regungslos da; aber plötzlich fährt er zusammen, er streicht die Locken von der Stirn und die halberloschene Cigarre aufs Neue an die Lippen führend, lacht er und zeigt unter dem kohlschwarzen Schnurrbart, eine Perlenreihe der schönsten Zähne.

Der zweite der jungen Raucher bildet den besten Kontrast zu dem Ersteren. Er ist lang, dünn, trocken, blondharig, mit kahler Glatze – eine etwas ruinirte Erscheinung, die durch fashionable Manieren den frühen Verlust aller übrigen körperlichen Reize wieder gut zu machen strebt. Der Blonde weiß sehr graziös zu rauchen, aber nur selten greift er nach seinem Grog, den er, statt zu trinken, wie aus Langerweile, nachläßig in den Kamin schüttet. Mit einem ironischen Lächeln blickt er auf den sinnenden Freund.

„Trösten Sie sich“ – beginnt endlich der Blonde – „trösten Sie sich, Ritter, Sie werden die Herzogin jedenfalls noch heute Abend zu Gesichte bekommen. Sie werden eine geistreiche Dame kennen lernen.“

Der Schwarzgelockte hebt sich langsam im Sessel empor: „„Sagen Sie mir zum zwanzigsten Male, Graf, glauben Sie wirklich, daß ich reussiren werde?““

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[167/0173] Kopf auf die schneeweiße Hand. Die Flammen des Kamins spiegeln sich in seinem dunklen Auge. Er scheint in tiefes Sinnen versunken. Minutenlang liegt er regungslos da; aber plötzlich fährt er zusammen, er streicht die Locken von der Stirn und die halberloschene Cigarre aufs Neue an die Lippen führend, lacht er und zeigt unter dem kohlschwarzen Schnurrbart, eine Perlenreihe der schönsten Zähne. Der zweite der jungen Raucher bildet den besten Kontrast zu dem Ersteren. Er ist lang, dünn, trocken, blondharig, mit kahler Glatze – eine etwas ruinirte Erscheinung, die durch fashionable Manieren den frühen Verlust aller übrigen körperlichen Reize wieder gut zu machen strebt. Der Blonde weiß sehr graziös zu rauchen, aber nur selten greift er nach seinem Grog, den er, statt zu trinken, wie aus Langerweile, nachläßig in den Kamin schüttet. Mit einem ironischen Lächeln blickt er auf den sinnenden Freund. „Trösten Sie sich“ – beginnt endlich der Blonde – „trösten Sie sich, Ritter, Sie werden die Herzogin jedenfalls noch heute Abend zu Gesichte bekommen. Sie werden eine geistreiche Dame kennen lernen.“ Der Schwarzgelockte hebt sich langsam im Sessel empor: „„Sagen Sie mir zum zwanzigsten Male, Graf, glauben Sie wirklich, daß ich reussiren werde?““

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/173>, abgerufen am 24.11.2024.