Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Kerl davonläuft - a revoir - sterben Sie wohl, Herr Tod!

Wie ich bereits bemerkte, trägt unsere Heldin eine Perrücke ... Dies schien mir von hoher Wichtigkeit zu sein; ich sah darin den bedauerlichsten Widerspruch mit der von der älteren Schwester erfundenen Tinktur. Pflichtgetreu stellte ich die genauesten Nachforschungen an und leider hat sich dadurch herausgestellt, daß der Schädel unserer Heldin sogar der berühmten herzoglichen Familien-Tinktur siegreich widerstanden hat, und daß sich unsere Freundin dabei beruhigen muß, eine Perrücke auf dem kahlen Kopf und kein Haar auf den falschen Zähnen zu besitzen. Es thut mir leid, daß ich nicht näher auf die Tinktur eingehen darf. Man könnte Bände darüber schreiben. Es kommt unendlich viel auf das Haar an. Einer der ersten Künstler der Welt bezeichnete seine hinterlassenen Perrücken mit vollem Recht, als den Hauptschatz seines Nachlasses.

Doch nun noch etwas über den Fuß der Herzogin!

Goethe behauptete stets, ein schöner Fuß sei der einzig dauernd schöne Theil an einem Weibe; er bleibe immer reizend, wenn er einmal reizend sei; er verändere selten seine Form. Der alte Herr hatte von jeher gern mit den Füßen zu thun; er hörte

Kerl davonläuft – à revoir – sterben Sie wohl, Herr Tod!

Wie ich bereits bemerkte, trägt unsere Heldin eine Perrücke … Dies schien mir von hoher Wichtigkeit zu sein; ich sah darin den bedauerlichsten Widerspruch mit der von der älteren Schwester erfundenen Tinktur. Pflichtgetreu stellte ich die genauesten Nachforschungen an und leider hat sich dadurch herausgestellt, daß der Schädel unserer Heldin sogar der berühmten herzoglichen Familien-Tinktur siegreich widerstanden hat, und daß sich unsere Freundin dabei beruhigen muß, eine Perrücke auf dem kahlen Kopf und kein Haar auf den falschen Zähnen zu besitzen. Es thut mir leid, daß ich nicht näher auf die Tinktur eingehen darf. Man könnte Bände darüber schreiben. Es kommt unendlich viel auf das Haar an. Einer der ersten Künstler der Welt bezeichnete seine hinterlassenen Perrücken mit vollem Recht, als den Hauptschatz seines Nachlasses.

Doch nun noch etwas über den Fuß der Herzogin!

Goethe behauptete stets, ein schöner Fuß sei der einzig dauernd schöne Theil an einem Weibe; er bleibe immer reizend, wenn er einmal reizend sei; er verändere selten seine Form. Der alte Herr hatte von jeher gern mit den Füßen zu thun; er hörte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="148"/>
Kerl davonläuft &#x2013; <hi rendition="#aq">à revoir</hi> &#x2013; sterben Sie wohl, Herr Tod!</p>
          <p>Wie ich bereits bemerkte, trägt unsere Heldin eine Perrücke &#x2026; Dies schien mir von hoher Wichtigkeit zu sein; ich sah darin den bedauerlichsten Widerspruch mit der von der älteren Schwester erfundenen Tinktur. Pflichtgetreu stellte ich die genauesten Nachforschungen an und leider hat sich dadurch herausgestellt, daß der Schädel unserer Heldin sogar der berühmten herzoglichen Familien-Tinktur siegreich widerstanden hat, und daß sich unsere Freundin dabei beruhigen muß, eine Perrücke auf dem kahlen Kopf und kein Haar auf den falschen Zähnen zu besitzen. Es thut mir leid, daß ich nicht näher auf die Tinktur eingehen darf. Man könnte Bände darüber schreiben. Es kommt unendlich viel auf das Haar an. Einer der ersten Künstler der Welt bezeichnete seine hinterlassenen Perrücken mit vollem Recht, als den Hauptschatz seines Nachlasses.</p>
          <p>Doch nun noch etwas über den Fuß der Herzogin!</p>
          <p>Goethe behauptete stets, ein schöner Fuß sei der einzig dauernd schöne Theil an einem Weibe; er bleibe immer reizend, wenn er einmal reizend sei; er verändere selten seine Form. Der alte Herr hatte von jeher gern mit den Füßen zu thun; er hörte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] Kerl davonläuft – à revoir – sterben Sie wohl, Herr Tod! Wie ich bereits bemerkte, trägt unsere Heldin eine Perrücke … Dies schien mir von hoher Wichtigkeit zu sein; ich sah darin den bedauerlichsten Widerspruch mit der von der älteren Schwester erfundenen Tinktur. Pflichtgetreu stellte ich die genauesten Nachforschungen an und leider hat sich dadurch herausgestellt, daß der Schädel unserer Heldin sogar der berühmten herzoglichen Familien-Tinktur siegreich widerstanden hat, und daß sich unsere Freundin dabei beruhigen muß, eine Perrücke auf dem kahlen Kopf und kein Haar auf den falschen Zähnen zu besitzen. Es thut mir leid, daß ich nicht näher auf die Tinktur eingehen darf. Man könnte Bände darüber schreiben. Es kommt unendlich viel auf das Haar an. Einer der ersten Künstler der Welt bezeichnete seine hinterlassenen Perrücken mit vollem Recht, als den Hauptschatz seines Nachlasses. Doch nun noch etwas über den Fuß der Herzogin! Goethe behauptete stets, ein schöner Fuß sei der einzig dauernd schöne Theil an einem Weibe; er bleibe immer reizend, wenn er einmal reizend sei; er verändere selten seine Form. Der alte Herr hatte von jeher gern mit den Füßen zu thun; er hörte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/154
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/154>, abgerufen am 22.11.2024.