Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.jedenfalls aber ein ungemein ergiebiges Feld der Eroberung darbiete, da erwachte unser Held plötzlich aus seiner Lethargie und faßte den Entschluß, seinen letzten großen Coup zuwagen - - Ich komme jetzt im Laufe meiner Erzählung zum ersten Male an eine Stelle, wo ich unwillkürlich stutze und zurückschrecke. Die Feder versagt mir fast den Dienst; ich möchte sie gern wegwerfen; ich bin unschlüssig, ob ich überhaupt noch fortfahren soll: ich bin in der peinlichsten Verlegenheit. Meine freundlichen Leserinnen werden meine Noth begreifen, wenn ich ihnen rund heraus sage, daß ich dazu gezwungen bin, mich über eine Dame auszulassen, deren Schicksale so wenig an das Leben einer Heiligen erinnern, daß ich wirklich nicht weiß, ob nicht manche Lilienwange über meine Schilderung leise erröthen und manche kleine Hand diese Blätter zornig zerreißen wird in tausend Stücke. - Was soll ich thun? Bin ich nicht bisher immer höflich gegen die Frauen gewesen? Suchte ich nicht die Ehre der trefflichen Gräfin S., jener schönen edlen Frau, in jeder Weise zu wahren? Vertheidigte ich nicht die Schwester des Grafen G.? Habe ich nicht von Carlotta die lautere Wahrheit gesagt? Nahm ich nicht die Tänzerin in Schutz und schilderte ich nicht jedenfalls aber ein ungemein ergiebiges Feld der Eroberung darbiete, da erwachte unser Held plötzlich aus seiner Lethargie und faßte den Entschluß, seinen letzten großen Coup zuwagen – – Ich komme jetzt im Laufe meiner Erzählung zum ersten Male an eine Stelle, wo ich unwillkürlich stutze und zurückschrecke. Die Feder versagt mir fast den Dienst; ich möchte sie gern wegwerfen; ich bin unschlüssig, ob ich überhaupt noch fortfahren soll: ich bin in der peinlichsten Verlegenheit. Meine freundlichen Leserinnen werden meine Noth begreifen, wenn ich ihnen rund heraus sage, daß ich dazu gezwungen bin, mich über eine Dame auszulassen, deren Schicksale so wenig an das Leben einer Heiligen erinnern, daß ich wirklich nicht weiß, ob nicht manche Lilienwange über meine Schilderung leise erröthen und manche kleine Hand diese Blätter zornig zerreißen wird in tausend Stücke. – Was soll ich thun? Bin ich nicht bisher immer höflich gegen die Frauen gewesen? Suchte ich nicht die Ehre der trefflichen Gräfin S., jener schönen edlen Frau, in jeder Weise zu wahren? Vertheidigte ich nicht die Schwester des Grafen G.? Habe ich nicht von Carlotta die lautere Wahrheit gesagt? Nahm ich nicht die Tänzerin in Schutz und schilderte ich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="142"/> jedenfalls aber ein ungemein ergiebiges Feld der Eroberung darbiete, da erwachte unser Held plötzlich aus seiner Lethargie und faßte den Entschluß, seinen letzten großen Coup zuwagen – –</p> <p>Ich komme jetzt im Laufe meiner Erzählung zum ersten Male an eine Stelle, wo ich unwillkürlich stutze und zurückschrecke. Die Feder versagt mir fast den Dienst; ich möchte sie gern wegwerfen; ich bin unschlüssig, ob ich überhaupt noch fortfahren soll: ich bin in der peinlichsten Verlegenheit. Meine freundlichen Leserinnen werden meine Noth begreifen, wenn ich ihnen rund heraus sage, daß ich dazu gezwungen bin, mich über eine Dame auszulassen, deren Schicksale so wenig an das Leben einer Heiligen erinnern, daß ich wirklich nicht weiß, ob nicht manche Lilienwange über meine Schilderung leise erröthen und manche kleine Hand diese Blätter zornig zerreißen wird in tausend Stücke. – Was soll ich thun?</p> <p>Bin ich nicht bisher immer höflich gegen die Frauen gewesen? Suchte ich nicht die Ehre der trefflichen Gräfin S., jener schönen edlen Frau, in jeder Weise zu wahren? Vertheidigte ich nicht die Schwester des Grafen G.? Habe ich nicht von Carlotta die lautere Wahrheit gesagt? Nahm ich nicht die Tänzerin in Schutz und schilderte ich nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0148]
jedenfalls aber ein ungemein ergiebiges Feld der Eroberung darbiete, da erwachte unser Held plötzlich aus seiner Lethargie und faßte den Entschluß, seinen letzten großen Coup zuwagen – –
Ich komme jetzt im Laufe meiner Erzählung zum ersten Male an eine Stelle, wo ich unwillkürlich stutze und zurückschrecke. Die Feder versagt mir fast den Dienst; ich möchte sie gern wegwerfen; ich bin unschlüssig, ob ich überhaupt noch fortfahren soll: ich bin in der peinlichsten Verlegenheit. Meine freundlichen Leserinnen werden meine Noth begreifen, wenn ich ihnen rund heraus sage, daß ich dazu gezwungen bin, mich über eine Dame auszulassen, deren Schicksale so wenig an das Leben einer Heiligen erinnern, daß ich wirklich nicht weiß, ob nicht manche Lilienwange über meine Schilderung leise erröthen und manche kleine Hand diese Blätter zornig zerreißen wird in tausend Stücke. – Was soll ich thun?
Bin ich nicht bisher immer höflich gegen die Frauen gewesen? Suchte ich nicht die Ehre der trefflichen Gräfin S., jener schönen edlen Frau, in jeder Weise zu wahren? Vertheidigte ich nicht die Schwester des Grafen G.? Habe ich nicht von Carlotta die lautere Wahrheit gesagt? Nahm ich nicht die Tänzerin in Schutz und schilderte ich nicht
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