Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Wiener Gesellschaft gebildet hatte, die fest entschlossen war, unsern Helden weder zu sehen noch zu empfangen. Die Geschichte mit der Gräfin S., die Jedermann bekannt war, trug viel zu dieser allgemeinen Abneigung bei. Man fragte sich erstaunt, wie es ein Edelmann noch wagen könne, öffentlich aufzutreten, wenn er sich jeden Augenblick den Stöcken der gräflichen Lakaien aussetzen müsse, und mit stillem Hohngelächter sah man der Ankunft des Ritters entgegen. Endlich erschien er, schön wie immer. "Zierlich saß ihm Rock und Höschen, Doch noch zierlicher die Binde. -" Beau Brummel, der Dandy König Georg's IV., tändelte nicht koketter durch das Drawing-room seines Herrn, als Hr. v. Schnapphahnski durch die Wiener Gassen. Aber ach, vergebens war alle Liebenswürdigkeit unseres Ritters. Umsonst ließ er alle Minen springen. Das ganze Pulver seiner Frechheit verschoß er Schuß auf Schuß; aber er schoß keine Bresche in die Wiener Gesellschaft. Ein einziger Mann, ein Löwe der Wiener Salons, Fürst H... nahm sich zuletzt aus Mitleid seiner an und vielleicht hätte der große Credit dieses Mannes ihn "durchgesetzt," wenn sich nicht plötzlich wieder eine andere Jugendsünde unseres Helden, ganz Wiener Gesellschaft gebildet hatte, die fest entschlossen war, unsern Helden weder zu sehen noch zu empfangen. Die Geschichte mit der Gräfin S., die Jedermann bekannt war, trug viel zu dieser allgemeinen Abneigung bei. Man fragte sich erstaunt, wie es ein Edelmann noch wagen könne, öffentlich aufzutreten, wenn er sich jeden Augenblick den Stöcken der gräflichen Lakaien aussetzen müsse, und mit stillem Hohngelächter sah man der Ankunft des Ritters entgegen. Endlich erschien er, schön wie immer. „Zierlich saß ihm Rock und Höschen, Doch noch zierlicher die Binde. –“ Beau Brummel, der Dandy König Georg’s IV., tändelte nicht koketter durch das Drawing-room seines Herrn, als Hr. v. Schnapphahnski durch die Wiener Gassen. Aber ach, vergebens war alle Liebenswürdigkeit unseres Ritters. Umsonst ließ er alle Minen springen. Das ganze Pulver seiner Frechheit verschoß er Schuß auf Schuß; aber er schoß keine Bresche in die Wiener Gesellschaft. Ein einziger Mann, ein Löwe der Wiener Salons, Fürst H… nahm sich zuletzt aus Mitleid seiner an und vielleicht hätte der große Credit dieses Mannes ihn „durchgesetzt,“ wenn sich nicht plötzlich wieder eine andere Jugendsünde unseres Helden, ganz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0117" n="111"/> Wiener Gesellschaft gebildet hatte, die fest entschlossen war, unsern Helden weder zu sehen noch zu empfangen. Die Geschichte mit der Gräfin S., die Jedermann bekannt war, trug viel zu dieser allgemeinen Abneigung bei. Man fragte sich erstaunt, wie es ein Edelmann noch wagen könne, öffentlich aufzutreten, wenn er sich jeden Augenblick den Stöcken der gräflichen Lakaien aussetzen müsse, und mit stillem Hohngelächter sah man der Ankunft des Ritters entgegen. Endlich erschien er, schön wie immer.</p> <lg type="poem"> <l>„Zierlich saß ihm Rock und Höschen,</l><lb/> <l>Doch noch zierlicher die Binde. –“</l><lb/> </lg> <p>Beau Brummel, der Dandy König Georg’s IV., tändelte nicht koketter durch das Drawing-room seines Herrn, als Hr. v. Schnapphahnski durch die Wiener Gassen. Aber ach, vergebens war alle Liebenswürdigkeit unseres Ritters. Umsonst ließ er alle Minen springen. Das ganze Pulver seiner Frechheit verschoß er Schuß auf Schuß; aber er schoß keine Bresche in die Wiener Gesellschaft.</p> <p>Ein einziger Mann, ein Löwe der Wiener Salons, Fürst H… nahm sich zuletzt aus Mitleid seiner an und vielleicht hätte der große Credit dieses Mannes ihn „durchgesetzt,“ wenn sich nicht plötzlich wieder eine andere Jugendsünde unseres Helden, ganz </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0117]
Wiener Gesellschaft gebildet hatte, die fest entschlossen war, unsern Helden weder zu sehen noch zu empfangen. Die Geschichte mit der Gräfin S., die Jedermann bekannt war, trug viel zu dieser allgemeinen Abneigung bei. Man fragte sich erstaunt, wie es ein Edelmann noch wagen könne, öffentlich aufzutreten, wenn er sich jeden Augenblick den Stöcken der gräflichen Lakaien aussetzen müsse, und mit stillem Hohngelächter sah man der Ankunft des Ritters entgegen. Endlich erschien er, schön wie immer.
„Zierlich saß ihm Rock und Höschen,
Doch noch zierlicher die Binde. –“
Beau Brummel, der Dandy König Georg’s IV., tändelte nicht koketter durch das Drawing-room seines Herrn, als Hr. v. Schnapphahnski durch die Wiener Gassen. Aber ach, vergebens war alle Liebenswürdigkeit unseres Ritters. Umsonst ließ er alle Minen springen. Das ganze Pulver seiner Frechheit verschoß er Schuß auf Schuß; aber er schoß keine Bresche in die Wiener Gesellschaft.
Ein einziger Mann, ein Löwe der Wiener Salons, Fürst H… nahm sich zuletzt aus Mitleid seiner an und vielleicht hätte der große Credit dieses Mannes ihn „durchgesetzt,“ wenn sich nicht plötzlich wieder eine andere Jugendsünde unseres Helden, ganz
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Zitationshilfe: | Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/117>, abgerufen am 03.03.2025. |