Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

oben über ganz London riskirt hatte, das riskirte der alte Oberst in dem Salon der höchsten Brüsseler Gesellschaft:

Brrrrr - um! und Alles fuhr erschrocken zusammen.

Es war geschehn. Aber man hatte zuviel bon sens, um den armen Alten für seinen Verstoß büßen zu lassen und schon machte man Miene das Unglück des ehrwürdigen Mannes mit lächelndem Stillschweigen zu übergehen, als Herr von Schnapphahnski plötzlich so unvorsichtig war, dem Beispiele des alten Oberst mit einem ähnlichen Laute im raschesten Tempo zu folgen - -

Die Katastrophe des Abends war gekommen. Der Herzog endete sein Klavierspiel mit der schrecklichsten Dissonanz, und rasch emporfahrend, wandte er sich zu dem Oberst und dem Ritter. "Ihnen, Herr Oberst, verzeiht man Manches, denn man muß es Ihnen verzeihen; Sie, Ritter, sind einer der erbärmlichsten Burschen, welche die Welt je getragen hat!" - Eine Totenstille entsteht.

Der Ritter, so direkt interpellirt, setzt den Hut auf den Kopf, um sich recht das Ansehen eines Marquis leger zu geben, tritt dem Herzog gerade unter die Nase und fragt: ""Ist das Ernst oder Spaß?""

oben über ganz London riskirt hatte, das riskirte der alte Oberst in dem Salon der höchsten Brüsseler Gesellschaft:

Brrrrr – um! und Alles fuhr erschrocken zusammen.

Es war geschehn. Aber man hatte zuviel bon sens, um den armen Alten für seinen Verstoß büßen zu lassen und schon machte man Miene das Unglück des ehrwürdigen Mannes mit lächelndem Stillschweigen zu übergehen, als Herr von Schnapphahnski plötzlich so unvorsichtig war, dem Beispiele des alten Oberst mit einem ähnlichen Laute im raschesten Tempo zu folgen – –

Die Katastrophe des Abends war gekommen. Der Herzog endete sein Klavierspiel mit der schrecklichsten Dissonanz, und rasch emporfahrend, wandte er sich zu dem Oberst und dem Ritter. „Ihnen, Herr Oberst, verzeiht man Manches, denn man muß es Ihnen verzeihen; Sie, Ritter, sind einer der erbärmlichsten Burschen, welche die Welt je getragen hat!“ – Eine Totenstille entsteht.

Der Ritter, so direkt interpellirt, setzt den Hut auf den Kopf, um sich recht das Ansehen eines Marquis léger zu geben, tritt dem Herzog gerade unter die Nase und fragt: „„Ist das Ernst oder Spaß?““

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="96"/>
oben über ganz London riskirt hatte, das riskirte der alte Oberst in dem Salon der höchsten Brüsseler Gesellschaft:</p>
          <p>Brrrrr &#x2013; um! und Alles fuhr erschrocken zusammen.</p>
          <p>Es war geschehn. Aber man hatte zuviel <hi rendition="#aq">bon sens</hi>, um den armen Alten für seinen Verstoß büßen zu lassen und schon machte man Miene das Unglück des ehrwürdigen Mannes mit lächelndem Stillschweigen zu übergehen, als Herr von Schnapphahnski plötzlich so unvorsichtig war, dem Beispiele des alten Oberst mit einem ähnlichen Laute im raschesten Tempo zu folgen &#x2013; &#x2013;</p>
          <p>Die Katastrophe des Abends war gekommen. Der Herzog endete sein Klavierspiel mit der schrecklichsten Dissonanz, und rasch emporfahrend, wandte er sich zu dem Oberst und dem Ritter. &#x201E;Ihnen, Herr Oberst, verzeiht man Manches, denn man muß es Ihnen verzeihen; Sie, Ritter, sind einer der erbärmlichsten Burschen, welche die Welt je getragen hat!&#x201C; &#x2013; Eine Totenstille entsteht.</p>
          <p>Der Ritter, so direkt interpellirt, setzt den Hut auf den Kopf, um sich recht das Ansehen eines <hi rendition="#aq">Marquis léger</hi> zu geben, tritt dem Herzog gerade unter die Nase und fragt: &#x201E;&#x201E;Ist das Ernst oder Spaß?&#x201C;&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0102] oben über ganz London riskirt hatte, das riskirte der alte Oberst in dem Salon der höchsten Brüsseler Gesellschaft: Brrrrr – um! und Alles fuhr erschrocken zusammen. Es war geschehn. Aber man hatte zuviel bon sens, um den armen Alten für seinen Verstoß büßen zu lassen und schon machte man Miene das Unglück des ehrwürdigen Mannes mit lächelndem Stillschweigen zu übergehen, als Herr von Schnapphahnski plötzlich so unvorsichtig war, dem Beispiele des alten Oberst mit einem ähnlichen Laute im raschesten Tempo zu folgen – – Die Katastrophe des Abends war gekommen. Der Herzog endete sein Klavierspiel mit der schrecklichsten Dissonanz, und rasch emporfahrend, wandte er sich zu dem Oberst und dem Ritter. „Ihnen, Herr Oberst, verzeiht man Manches, denn man muß es Ihnen verzeihen; Sie, Ritter, sind einer der erbärmlichsten Burschen, welche die Welt je getragen hat!“ – Eine Totenstille entsteht. Der Ritter, so direkt interpellirt, setzt den Hut auf den Kopf, um sich recht das Ansehen eines Marquis léger zu geben, tritt dem Herzog gerade unter die Nase und fragt: „„Ist das Ernst oder Spaß?““

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/102
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/102>, abgerufen am 25.11.2024.