Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.der Kirche wiederklang und einer Leiche ähnlich sank der Unglückliche hinab, zwischen die nach allen Seiten auseinanderstiebenden Genossen, deren er sicher im Niedersinken mehrere zerschmettert hätte, wäre der Laut nicht so herrlich a propos gekommen, so voll, so donnernd - doch kehren wir zurück zu Schnapphahnski. Der alte Oberst C. war in demselben Falle wie unser Westphale. Das herrliche Diner, der Wein, die Lichter, Hitze, Musik, alles das hatte ihn schon in eine Schwulität versetzt, wie sie ihm in der mörderischsten Schlacht nicht vorgekommen war. Als er nun aber gar noch in das Rauchzimmer gerieth, um die Conversation des Ritters und des Herzogs anzuhören, eine Conversation, die jeden Augenblick pikanter und beißender wurde; als er die Verlegenheit der übrigen Gesellschaft bemerkte, eine Verlegenheit, die er selbst nicht recht begriff und als es ihm immer mehr einleuchtete, daß er sich eigentlich gar nicht an seinem Platze befinde - nun, da wurde ihm geradeso zu Muth wie dem Westphalen auf dem Gipfel der Paulskirche; es schwindelte ihm, es wurde ihm rosenroth vor den alten Augen; wie der Westphale meinte er die Themse zu sehen und den Tower und die Westminster Abtei, der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn und ach, was der Westphale hoch der Kirche wiederklang und einer Leiche ähnlich sank der Unglückliche hinab, zwischen die nach allen Seiten auseinanderstiebenden Genossen, deren er sicher im Niedersinken mehrere zerschmettert hätte, wäre der Laut nicht so herrlich à propos gekommen, so voll, so donnernd – doch kehren wir zurück zu Schnapphahnski. Der alte Oberst C. war in demselben Falle wie unser Westphale. Das herrliche Diner, der Wein, die Lichter, Hitze, Musik, alles das hatte ihn schon in eine Schwulität versetzt, wie sie ihm in der mörderischsten Schlacht nicht vorgekommen war. Als er nun aber gar noch in das Rauchzimmer gerieth, um die Conversation des Ritters und des Herzogs anzuhören, eine Conversation, die jeden Augenblick pikanter und beißender wurde; als er die Verlegenheit der übrigen Gesellschaft bemerkte, eine Verlegenheit, die er selbst nicht recht begriff und als es ihm immer mehr einleuchtete, daß er sich eigentlich gar nicht an seinem Platze befinde – nun, da wurde ihm geradeso zu Muth wie dem Westphalen auf dem Gipfel der Paulskirche; es schwindelte ihm, es wurde ihm rosenroth vor den alten Augen; wie der Westphale meinte er die Themse zu sehen und den Tower und die Westminster Abtei, der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn und ach, was der Westphale hoch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="95"/> der Kirche wiederklang und einer Leiche ähnlich sank der Unglückliche hinab, zwischen die nach allen Seiten auseinanderstiebenden Genossen, deren er sicher im Niedersinken mehrere zerschmettert hätte, wäre der Laut nicht so herrlich <hi rendition="#aq">à propos</hi> gekommen, so voll, so donnernd – doch kehren wir zurück zu Schnapphahnski. Der alte Oberst C. war in demselben Falle wie unser Westphale. Das herrliche Diner, der Wein, die Lichter, Hitze, Musik, alles das hatte ihn schon in eine Schwulität versetzt, wie sie ihm in der mörderischsten Schlacht nicht vorgekommen war. Als er nun aber gar noch in das Rauchzimmer gerieth, um die Conversation des Ritters und des Herzogs anzuhören, eine Conversation, die jeden Augenblick pikanter und beißender wurde; als er die Verlegenheit der übrigen Gesellschaft bemerkte, eine Verlegenheit, die er selbst nicht recht begriff und als es ihm immer mehr einleuchtete, daß er sich eigentlich gar nicht an seinem Platze befinde – nun, da wurde ihm geradeso zu Muth wie dem Westphalen auf dem Gipfel der Paulskirche; es schwindelte ihm, es wurde ihm rosenroth vor den alten Augen; wie der Westphale meinte er die Themse zu sehen und den Tower und die Westminster Abtei, der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn und ach, was der Westphale hoch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0101]
der Kirche wiederklang und einer Leiche ähnlich sank der Unglückliche hinab, zwischen die nach allen Seiten auseinanderstiebenden Genossen, deren er sicher im Niedersinken mehrere zerschmettert hätte, wäre der Laut nicht so herrlich à propos gekommen, so voll, so donnernd – doch kehren wir zurück zu Schnapphahnski. Der alte Oberst C. war in demselben Falle wie unser Westphale. Das herrliche Diner, der Wein, die Lichter, Hitze, Musik, alles das hatte ihn schon in eine Schwulität versetzt, wie sie ihm in der mörderischsten Schlacht nicht vorgekommen war. Als er nun aber gar noch in das Rauchzimmer gerieth, um die Conversation des Ritters und des Herzogs anzuhören, eine Conversation, die jeden Augenblick pikanter und beißender wurde; als er die Verlegenheit der übrigen Gesellschaft bemerkte, eine Verlegenheit, die er selbst nicht recht begriff und als es ihm immer mehr einleuchtete, daß er sich eigentlich gar nicht an seinem Platze befinde – nun, da wurde ihm geradeso zu Muth wie dem Westphalen auf dem Gipfel der Paulskirche; es schwindelte ihm, es wurde ihm rosenroth vor den alten Augen; wie der Westphale meinte er die Themse zu sehen und den Tower und die Westminster Abtei, der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn und ach, was der Westphale hoch
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