Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903]. Schigolch. Sie denkt an nichts als an ihr Ver- gnügen und nimmt den ersten, der ihr in den Weg läuft. Hoffentlich vergißt der Hund sie Zeit seines Lebens nicht. (Schigolch und Alwa verkriechen sich in ihr Kämmerchen und schließen die Thüre hinter sich. Darauf kommt Lulu mit Mr. Hopkins aus ihrer Kammer. Sie setzt die Lampe auf den Blumentisch, während Mr. Hopkins sie sinnend betrachtet.) Lulu. Do you think to come again? Mr. Hopkins (hält ihr den Mund zu). Lulu (etwas verklärt, blickt in einer Art Verzweiflung gen Himmel und schüttelt den Kopf). Mr. Hopkins (hat seinen Havelock übergeworfen und nähert sich ihr mit grinsendem Lächeln. Sie wirft sich ihm an den Hals, worauf er sich sachte losmacht, ihr die Hand küßt und sich zur Thüre wendet. Sie will ihn begleiten, er winkt ihr aber, zurückzubleiben und verläßt geräuschlos das Gemach. Schigolch und Alwa kommen aus ihrem Verschlag). Lulu. Hat mich der Mensch erregt! Alwa. Wieviel hat er Dir gegeben? Lulu. Fünfzehn Schillinge. Hier sind sie! Nimm sie! Ich gehe wieder hinunter. Schigolch. Wir können noch wie die Prinzen hier oben leben. Alwa. Er kommt zurück! Schigolch. Dann laß uns nur gleich wieder ab- treten. Alwa. Er sucht sein Gebetbuch; hier ist es. Es muß ihm aus dem Mantel gefallen sein. Lulu (aufhorchend). Nein, das ist er nicht. Das ist jemand anders. Alwa. Es kommt jemand herauf. Ich höre es ganz deutlich. Lulu. Jetzt tappt jemand an der Thür. -- Wer mag das sein? Schigolch. Wahrscheinlich ein guter Freund, dem er uns empfohlen hat. -- Herein! Schigolch. Sie denkt an nichts als an ihr Ver- gnügen und nimmt den erſten, der ihr in den Weg läuft. Hoffentlich vergißt der Hund ſie Zeit ſeines Lebens nicht. (Schigolch und Alwa verkriechen ſich in ihr Kämmerchen und ſchließen die Thüre hinter ſich. Darauf kommt Lulu mit Mr. Hopkins aus ihrer Kammer. Sie ſetzt die Lampe auf den Blumentiſch, während Mr. Hopkins ſie ſinnend betrachtet.) Lulu. Do you think to come again? Mr. Hopkins (hält ihr den Mund zu). Lulu (etwas verklärt, blickt in einer Art Verzweiflung gen Himmel und ſchüttelt den Kopf). Mr. Hopkins (hat ſeinen Havelock übergeworfen und nähert ſich ihr mit grinſendem Lächeln. Sie wirft ſich ihm an den Hals, worauf er ſich ſachte losmacht, ihr die Hand küßt und ſich zur Thüre wendet. Sie will ihn begleiten, er winkt ihr aber, zurückzubleiben und verläßt geräuſchlos das Gemach. Schigolch und Alwa kommen aus ihrem Verſchlag). Lulu. Hat mich der Menſch erregt! Alwa. Wieviel hat er Dir gegeben? Lulu. Fünfzehn Schillinge. Hier ſind ſie! Nimm ſie! Ich gehe wieder hinunter. Schigolch. Wir können noch wie die Prinzen hier oben leben. Alwa. Er kommt zurück! Schigolch. Dann laß uns nur gleich wieder ab- treten. Alwa. Er ſucht ſein Gebetbuch; hier iſt es. Es muß ihm aus dem Mantel gefallen ſein. Lulu (aufhorchend). Nein, das iſt er nicht. Das iſt jemand anders. Alwa. Es kommt jemand herauf. Ich höre es ganz deutlich. Lulu. 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Mr. Hopkins ſie ſinnend betrachtet.)
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Mr. Hopkins (hält ihr den Mund zu).
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Himmel und ſchüttelt den Kopf).
Mr. Hopkins (hat ſeinen Havelock übergeworfen und nähert
ſich ihr mit grinſendem Lächeln. Sie wirft ſich ihm an den Hals,
worauf er ſich ſachte losmacht, ihr die Hand küßt und ſich zur Thüre
wendet. Sie will ihn begleiten, er winkt ihr aber, zurückzubleiben und
verläßt geräuſchlos das Gemach. Schigolch und Alwa kommen aus
ihrem Verſchlag).
Lulu. Hat mich der Menſch erregt!
Alwa. Wieviel hat er Dir gegeben?
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ſie! Ich gehe wieder hinunter.
Schigolch. Wir können noch wie die Prinzen hier
oben leben.
Alwa. Er kommt zurück!
Schigolch. Dann laß uns nur gleich wieder ab-
treten.
Alwa. Er ſucht ſein Gebetbuch; hier iſt es. Es muß
ihm aus dem Mantel gefallen ſein.
Lulu (aufhorchend). Nein, das iſt er nicht. Das iſt
jemand anders.
Alwa. Es kommt jemand herauf. Ich höre es
ganz deutlich.
Lulu. Jetzt tappt jemand an der Thür. — Wer
mag das ſein?
Schigolch. Wahrſcheinlich ein guter Freund, dem
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