Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903]. Casti Piani. Willst Du Hund mir Rede und Antwort stehen! -- Du hast von ihr verlangt, sie soll mit Dir im Lift hinauffahren! Rodrigo. Das ist eine unverschämte, perfide Lüge! Casti Piani. Sie erzählt es mir selbst! Du hast ihr gedroht, sie zu denunzieren, wenn sie nicht mit Dir kommt! -- Soll ich Dich über den Haufen schießen?! Rodrigo. Die schamlose Person! -- Als könnte mir so etwas einfallen! -- Wenn ich sie selber haben will, brauche ich ihr weiß Gott im Himmel nicht erst mit Gefängnis zu drohen! Casti Piani. Danke schön. Weiter wollte ich nichts wissen. (Nach rechts hinten ab.) Rodrigo. So ein Hund! -- Ein Kerl, den ich an die Decke werfe, daß er kleben bleibt, wie ein Limburger Käse! -- -- Komm her, wenn ich Dir die Därme um den Hals wickeln soll! -- -- Das wäre noch schöner! (Lulu kommt aus dem Spielzimmer.) Lulu. Wo bleibst denn Du? -- Man muß Dich suchen wie eine Stecknadel. Rodrigo. Dem habe ich gezeigt, was es heißt, mit mir anzufangen! Lulu. Wem denn? Rodrigo. Deinem Casti Piani! Wie kannst Du Canaille dem Kerl erzählen, ich hätte Dich verführen wollen?! Lulu. Hast Du nicht von mir verlangt, daß ich mich für zwanzigtausend Francs dem Sohn meines ver- storbenen Mannes hingebe? Rodrigo. Weil es Deine Pflicht ist, Dich des armen Jungen zu erbarmen! Du hast ihm seinen Vater in den schönsten Lebensjahren vor der Nase weggeschossen! Aber Dein Casti Piani überlegt es sich, bevor er mir Caſti Piani. Willſt Du Hund mir Rede und Antwort ſtehen! — Du haſt von ihr verlangt, ſie ſoll mit Dir im Lift hinauffahren! Rodrigo. Das iſt eine unverſchämte, perfide Lüge! Caſti Piani. Sie erzählt es mir ſelbſt! Du haſt ihr gedroht, ſie zu denunzieren, wenn ſie nicht mit Dir kommt! — Soll ich Dich über den Haufen ſchießen?! Rodrigo. Die ſchamloſe Perſon! — Als könnte mir ſo etwas einfallen! — Wenn ich ſie ſelber haben will, brauche ich ihr weiß Gott im Himmel nicht erſt mit Gefängnis zu drohen! Caſti Piani. Danke ſchön. Weiter wollte ich nichts wiſſen. (Nach rechts hinten ab.) Rodrigo. So ein Hund! — Ein Kerl, den ich an die Decke werfe, daß er kleben bleibt, wie ein Limburger Käſe! — — Komm her, wenn ich Dir die Därme um den Hals wickeln ſoll! — — Das wäre noch ſchöner! (Lulu kommt aus dem Spielzimmer.) Lulu. Wo bleibſt denn Du? — Man muß Dich ſuchen wie eine Stecknadel. Rodrigo. Dem habe ich gezeigt, was es heißt, mit mir anzufangen! Lulu. Wem denn? Rodrigo. Deinem Caſti Piani! Wie kannſt Du Canaille dem Kerl erzählen, ich hätte Dich verführen wollen?! Lulu. Haſt Du nicht von mir verlangt, daß ich mich für zwanzigtauſend Francs dem Sohn meines ver- ſtorbenen Mannes hingebe? Rodrigo. Weil es Deine Pflicht iſt, Dich des armen Jungen zu erbarmen! Du haſt ihm ſeinen Vater in den ſchönſten Lebensjahren vor der Naſe weggeſchoſſen! Aber Dein Caſti Piani überlegt es ſich, bevor er mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0061" n="53"/> <sp who="#PIA"> <speaker><hi rendition="#g">Caſti Piani</hi>.</speaker> <p>Willſt Du Hund mir Rede und<lb/> Antwort ſtehen! — Du haſt von ihr verlangt, ſie ſoll<lb/> mit Dir im Lift hinauffahren!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Das iſt eine unverſchämte, perfide Lüge!</p> </sp><lb/> <sp who="#PIA"> <speaker><hi rendition="#g">Caſti Piani</hi>.</speaker> <p>Sie erzählt es mir ſelbſt! Du haſt<lb/> ihr gedroht, ſie zu denunzieren, wenn ſie nicht mit Dir<lb/> kommt! — Soll ich Dich über den Haufen ſchießen?!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Die ſchamloſe Perſon! — Als könnte<lb/> mir ſo etwas einfallen! — Wenn ich ſie ſelber haben<lb/> will, brauche ich ihr weiß Gott im Himmel nicht erſt<lb/> mit Gefängnis zu drohen!</p> </sp><lb/> <sp who="#PIA"> <speaker><hi rendition="#g">Caſti Piani</hi>.</speaker> <p>Danke ſchön. Weiter wollte ich<lb/> nichts wiſſen.</p> <stage>(Nach rechts hinten ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>So ein Hund! — Ein Kerl, den ich<lb/> an die Decke werfe, daß er kleben bleibt, wie ein<lb/> Limburger Käſe! — — Komm her, wenn ich Dir die<lb/> Därme um den Hals wickeln ſoll! — — Das wäre noch<lb/> ſchöner!</p> <stage>(Lulu kommt aus dem Spielzimmer.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p>Wo bleibſt denn Du? — Man muß Dich<lb/> ſuchen wie eine Stecknadel.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Dem habe ich gezeigt, was es heißt,<lb/> mit mir anzufangen!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p>Wem denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Deinem Caſti Piani! Wie kannſt Du<lb/> Canaille dem Kerl erzählen, ich hätte Dich verführen<lb/> wollen?!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p>Haſt Du nicht von mir verlangt, daß ich<lb/> mich für zwanzigtauſend Francs dem Sohn meines ver-<lb/> ſtorbenen Mannes hingebe?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Weil es Deine Pflicht iſt, Dich des<lb/> armen Jungen zu erbarmen! Du haſt ihm ſeinen Vater<lb/> in den ſchönſten Lebensjahren vor der Naſe weggeſchoſſen!<lb/> Aber Dein Caſti Piani überlegt es ſich, bevor er mir<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [53/0061]
Caſti Piani. Willſt Du Hund mir Rede und
Antwort ſtehen! — Du haſt von ihr verlangt, ſie ſoll
mit Dir im Lift hinauffahren!
Rodrigo. Das iſt eine unverſchämte, perfide Lüge!
Caſti Piani. Sie erzählt es mir ſelbſt! Du haſt
ihr gedroht, ſie zu denunzieren, wenn ſie nicht mit Dir
kommt! — Soll ich Dich über den Haufen ſchießen?!
Rodrigo. Die ſchamloſe Perſon! — Als könnte
mir ſo etwas einfallen! — Wenn ich ſie ſelber haben
will, brauche ich ihr weiß Gott im Himmel nicht erſt
mit Gefängnis zu drohen!
Caſti Piani. Danke ſchön. Weiter wollte ich
nichts wiſſen. (Nach rechts hinten ab.)
Rodrigo. So ein Hund! — Ein Kerl, den ich
an die Decke werfe, daß er kleben bleibt, wie ein
Limburger Käſe! — — Komm her, wenn ich Dir die
Därme um den Hals wickeln ſoll! — — Das wäre noch
ſchöner! (Lulu kommt aus dem Spielzimmer.)
Lulu. Wo bleibſt denn Du? — Man muß Dich
ſuchen wie eine Stecknadel.
Rodrigo. Dem habe ich gezeigt, was es heißt,
mit mir anzufangen!
Lulu. Wem denn?
Rodrigo. Deinem Caſti Piani! Wie kannſt Du
Canaille dem Kerl erzählen, ich hätte Dich verführen
wollen?!
Lulu. Haſt Du nicht von mir verlangt, daß ich
mich für zwanzigtauſend Francs dem Sohn meines ver-
ſtorbenen Mannes hingebe?
Rodrigo. Weil es Deine Pflicht iſt, Dich des
armen Jungen zu erbarmen! Du haſt ihm ſeinen Vater
in den ſchönſten Lebensjahren vor der Naſe weggeſchoſſen!
Aber Dein Caſti Piani überlegt es ſich, bevor er mir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeBei dieser Ausgabe handelt es sich um die erste s… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |