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Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].

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Ich bin Homme du Monde und verstehe mich besser als
irgendeiner von Euch auf den Pariser Konversationston.
-- Aber jetzt bitte ich um eine bündige Antwort. Wirst
Du mir bis morgen Abend das Geld verschaffen oder nicht?
Lulu. Ich habe kein Geld.
Rodrigo. Ich will Hühnerdreck im Kopf haben,
wenn ich mich damit abspeisen lasse! Er giebt Dir den
letzten Sou, den er hat, wenn Du nur einmal Deine
verdammte Pflicht und Schuldigkeit thust und ihn nicht
umsonst vor Deiner Thür winseln läßt. Du hast den
armen Jungen hierher gelockt. und jetzt kann er sehen,
wo er ein passendes Engagement für seine Ver-
vollkommnung auftreibt.
Lulu. Was schert es Dich, ob er das Geld mit
Weibern oder am Spieltisch verthut?!
Rodrigo. Wollt Ihr denn mit Gewalt den letzten
Pfennig, den sich sein Vater an der Zeitung verdient
hat, diesem wildfremden Pack in den Rachen jagen?!
Du machst vier Menschen glücklich, wenn Du fünfe gerad
sein läßt und Dich einem wohlthätigen Zweck opferst!
Muß es denn immer und immer nur Casti Piani sein!
Lulu. Soll ich ihn vielleicht bitten, daß er Dir die
Treppe hinunterleuchtet?
Rodrigo. Comme vous voulez, ma chere! Wenn
ich bis morgen Abend die zwanzigtausend Francs nicht
habe -- Du kannst sie auf dem Postbureau an der
Avenue de l'Opera deponieren -- dann erstatte ich An-
zeige bei der Polizei und Euer Luderleben hat ein Ende.
-- Au plaisir de vous revoir!

(Journalist Heilmann kommt atemlos von links hinten.)
Lulu. Sie suchen Madelaine de Marelle? -- Sie
ist nicht hier.
Heilmann. Nein, ich suche etwas anderes.
Ich bin Homme du Monde und verſtehe mich beſſer als
irgendeiner von Euch auf den Pariſer Konverſationston.
— Aber jetzt bitte ich um eine bündige Antwort. Wirſt
Du mir bis morgen Abend das Geld verſchaffen oder nicht?
Lulu. Ich habe kein Geld.
Rodrigo. Ich will Hühnerdreck im Kopf haben,
wenn ich mich damit abſpeiſen laſſe! Er giebt Dir den
letzten Sou, den er hat, wenn Du nur einmal Deine
verdammte Pflicht und Schuldigkeit thuſt und ihn nicht
umſonſt vor Deiner Thür winſeln läßt. Du haſt den
armen Jungen hierher gelockt. und jetzt kann er ſehen,
wo er ein paſſendes Engagement für ſeine Ver-
vollkommnung auftreibt.
Lulu. Was ſchert es Dich, ob er das Geld mit
Weibern oder am Spieltiſch verthut?!
Rodrigo. Wollt Ihr denn mit Gewalt den letzten
Pfennig, den ſich ſein Vater an der Zeitung verdient
hat, dieſem wildfremden Pack in den Rachen jagen?!
Du machſt vier Menſchen glücklich, wenn Du fünfe gerad
ſein läßt und Dich einem wohlthätigen Zweck opferſt!
Muß es denn immer und immer nur Caſti Piani ſein!
Lulu. Soll ich ihn vielleicht bitten, daß er Dir die
Treppe hinunterleuchtet?
Rodrigo. Comme vous voulez, ma chère! Wenn
ich bis morgen Abend die zwanzigtauſend Francs nicht
habe — Du kannſt ſie auf dem Poſtbureau an der
Avenue de l’Opéra deponieren — dann erſtatte ich An-
zeige bei der Polizei und Euer Luderleben hat ein Ende.
Au plaisir de vous revoir!

(Journaliſt Heilmann kommt atemlos von links hinten.)
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[46/0054] Ich bin Homme du Monde und verſtehe mich beſſer als irgendeiner von Euch auf den Pariſer Konverſationston. — Aber jetzt bitte ich um eine bündige Antwort. Wirſt Du mir bis morgen Abend das Geld verſchaffen oder nicht? Lulu. Ich habe kein Geld. Rodrigo. Ich will Hühnerdreck im Kopf haben, wenn ich mich damit abſpeiſen laſſe! Er giebt Dir den letzten Sou, den er hat, wenn Du nur einmal Deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit thuſt und ihn nicht umſonſt vor Deiner Thür winſeln läßt. Du haſt den armen Jungen hierher gelockt. und jetzt kann er ſehen, wo er ein paſſendes Engagement für ſeine Ver- vollkommnung auftreibt. Lulu. Was ſchert es Dich, ob er das Geld mit Weibern oder am Spieltiſch verthut?! Rodrigo. Wollt Ihr denn mit Gewalt den letzten Pfennig, den ſich ſein Vater an der Zeitung verdient hat, dieſem wildfremden Pack in den Rachen jagen?! Du machſt vier Menſchen glücklich, wenn Du fünfe gerad ſein läßt und Dich einem wohlthätigen Zweck opferſt! Muß es denn immer und immer nur Caſti Piani ſein! Lulu. Soll ich ihn vielleicht bitten, daß er Dir die Treppe hinunterleuchtet? Rodrigo. Comme vous voulez, ma chère! Wenn ich bis morgen Abend die zwanzigtauſend Francs nicht habe — Du kannſt ſie auf dem Poſtbureau an der Avenue de l’Opéra deponieren — dann erſtatte ich An- zeige bei der Polizei und Euer Luderleben hat ein Ende. — Au plaisir de vous revoir! (Journaliſt Heilmann kommt atemlos von links hinten.) Lulu. Sie ſuchen Madelaine de Marelle? — Sie iſt nicht hier. Heilmann. Nein, ich ſuche etwas anderes.

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/54>, abgerufen am 28.11.2024.