Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903]. Lulu (während ihr Rodrigo unbemerkt einen Zettel in die Hand drückt). Bitte, soviel sie wollen. Rodrigo. Ich habe die Ehre, mich zu empfehlen. (Ins Spielzimmer ab.) Gasti Piani (zur Geschwitz). Lassen sie uns allein! Lulu (zu Casti Piani). Habe ich Sie wieder durch irgend etwas gekränkt? Casti Piani (da sich die Geschwitz nicht vom Fleck rührt). Sind Sie taub? (Die Geschwitz geht tiefaufseufzend ins Spielzimmer ab.) Lulu. Sag' es nur gleich heraus, wieviel Du haben willst. Casti Piani. Mit Geld kannst Du mir nicht mehr dienen. Lulu. Wie kommst Du auf den Gedanken, das wir kein Geld mehr haben. Casti Piani. Weil Du mir gestern Euren letzten Rest ausgehändigt hast. Lulu. Wenn Du dessen sicher bist, wird es ja wohl so sein. Casti Piani. Ihr seid auf dem Trocknen, Du und Dein Schriftsteller. Lulu. Wozu denn die vielen Worte? -- Wenn Du mich bei Dir haben willst, brauchst Du mir nicht erst mit dem Henkerbeil zu drohen. Casti Piani. Das weiß ich. Ich habe Dir aber schon mehrmals gesagt, daß Du gar nicht mein Fall bist. Ich habe Dich nicht ausgeraubt, weil Du mich liebtest, sondern ich habe Dich geliebt, um Dich ausrauben zu können. Bianetta Gazil ist mir von oben bis unten angenehmer als Du. Du stellst die ausgesuchtesten Leckerbissen zusammen, und wenn man seine Zeit ver- plempert hat, ist man hungriger als vorher. Du liebst Lulu (während ihr Rodrigo unbemerkt einen Zettel in die Hand drückt). Bitte, ſoviel ſie wollen. Rodrigo. Ich habe die Ehre, mich zu empfehlen. (Ins Spielzimmer ab.) Gaſti Piani (zur Geſchwitz). Laſſen ſie uns allein! Lulu (zu Caſti Piani). Habe ich Sie wieder durch irgend etwas gekränkt? Caſti Piani (da ſich die Geſchwitz nicht vom Fleck rührt). Sind Sie taub? (Die Geſchwitz geht tiefaufſeufzend ins Spielzimmer ab.) Lulu. Sag’ es nur gleich heraus, wieviel Du haben willſt. Caſti Piani. Mit Geld kannſt Du mir nicht mehr dienen. Lulu. Wie kommſt Du auf den Gedanken, das wir kein Geld mehr haben. Caſti Piani. Weil Du mir geſtern Euren letzten Reſt ausgehändigt haſt. Lulu. Wenn Du deſſen ſicher biſt, wird es ja wohl ſo ſein. Caſti Piani. Ihr ſeid auf dem Trocknen, Du und Dein Schriftſteller. Lulu. Wozu denn die vielen Worte? — Wenn Du mich bei Dir haben willſt, brauchſt Du mir nicht erſt mit dem Henkerbeil zu drohen. Caſti Piani. Das weiß ich. Ich habe Dir aber ſchon mehrmals geſagt, daß Du gar nicht mein Fall biſt. Ich habe Dich nicht ausgeraubt, weil Du mich liebteſt, ſondern ich habe Dich geliebt, um Dich ausrauben zu können. Bianetta Gazil iſt mir von oben bis unten angenehmer als Du. Du ſtellſt die ausgeſuchteſten Leckerbiſſen zuſammen, und wenn man ſeine Zeit ver- plempert hat, iſt man hungriger als vorher. 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Gaſti Piani (zur Geſchwitz). Laſſen ſie uns allein!
Lulu (zu Caſti Piani). Habe ich Sie wieder durch
irgend etwas gekränkt?
Caſti Piani (da ſich die Geſchwitz nicht vom Fleck rührt).
Sind Sie taub?
(Die Geſchwitz geht tiefaufſeufzend ins Spielzimmer ab.)
Lulu. Sag’ es nur gleich heraus, wieviel Du haben
willſt.
Caſti Piani. Mit Geld kannſt Du mir nicht mehr
dienen.
Lulu. Wie kommſt Du auf den Gedanken, das wir
kein Geld mehr haben.
Caſti Piani. Weil Du mir geſtern Euren letzten
Reſt ausgehändigt haſt.
Lulu. Wenn Du deſſen ſicher biſt, wird es ja wohl
ſo ſein.
Caſti Piani. Ihr ſeid auf dem Trocknen, Du und
Dein Schriftſteller.
Lulu. Wozu denn die vielen Worte? — Wenn
Du mich bei Dir haben willſt, brauchſt Du mir nicht
erſt mit dem Henkerbeil zu drohen.
Caſti Piani. Das weiß ich. Ich habe Dir aber
ſchon mehrmals geſagt, daß Du gar nicht mein Fall biſt.
Ich habe Dich nicht ausgeraubt, weil Du mich liebteſt,
ſondern ich habe Dich geliebt, um Dich ausrauben zu
können. Bianetta Gazil iſt mir von oben bis unten
angenehmer als Du. Du ſtellſt die ausgeſuchteſten
Leckerbiſſen zuſammen, und wenn man ſeine Zeit ver-
plempert hat, iſt man hungriger als vorher. Du liebſt
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