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Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].

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Hugenberg (liest). "Die Mörderin des Dr. Schön
ist im Gefängnis auf unbegreifliche Weise an der Cholera
erkrankt." -- Da steht nicht, daß sie gestorben ist.
Rodrigo. Was will sie denn sonst gethan haben?
Sie liegt seit drei Wochen auf dem Kirchhof. In der
Ecke links hinten, hinter den Müllhaufen, wo die kleinen
Kreuze sind, an denen kein Name steht, da liegt sie unter
dem ersten. Sie erkennen den Platz daran, daß kein
Gras darauf wächst. Hängen Sie einen Blechkranz hin
und dann machen Sie, daß Sie wieder in Ihre Kinder-
bewahranstalt kommen, sonst denunziere ich Sie der
Polizei. Ich kenne das Frauenzimmer, das sich durch
Sie ihre Mußestunden versüßen läßt.
Hugenberg. Ist es wahr, daß sie tot ist?
Alwa. Gott sei Dank, ja! -- Ich bitte Sie, mich
nicht länger in Anspruch zu nehmen. Mein Arzt ver-
bietet mir, Besuche zu empfangen.
Hugenberg. Meine Zukunft ist so wenig mehr wert!
Ich hätte das letzte bißchen, das mir das Leben noch gilt,
gerne an ihr Glück hingegeben. Pfeif drein! Auf irgend
eine Art werde ich nun doch wohl zum Teufel gehen!
Rodrigo. Wenn Sie sich unterstehen und mir
oder dem Herrn Doktor hier oder meinem ehrenwerten
Freund Schigolch noch in irgend welcher Weise zu nahe
zu treten, dann verklage ich Sie wegen beabsichtigter
Brandstifterei. Ihnen thun drei Jahre Zuchthaus not,
damit Sie wissen, wo Ihre Finger nicht hinein gehören.
-- Und jetzt hinaus!
Hugenberg. Ich Dummkopf!
Rodrigo. Hinaus!! (Wirft Hugenberg zur Thür hinaus.
Nach vorne kommend.)
Nimmt mich Wunder, daß Sie dem
Lümmel nicht auch Ihr Portemonnaie zur Verfügung
gestellt haben.
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Hugenberg (lieſt). „Die Mörderin des Dr. Schön
iſt im Gefängnis auf unbegreifliche Weiſe an der Cholera
erkrankt.“ — Da ſteht nicht, daß ſie geſtorben iſt.
Rodrigo. Was will ſie denn ſonſt gethan haben?
Sie liegt ſeit drei Wochen auf dem Kirchhof. In der
Ecke links hinten, hinter den Müllhaufen, wo die kleinen
Kreuze ſind, an denen kein Name ſteht, da liegt ſie unter
dem erſten. Sie erkennen den Platz daran, daß kein
Gras darauf wächſt. Hängen Sie einen Blechkranz hin
und dann machen Sie, daß Sie wieder in Ihre Kinder-
bewahranſtalt kommen, ſonſt denunziere ich Sie der
Polizei. Ich kenne das Frauenzimmer, das ſich durch
Sie ihre Mußeſtunden verſüßen läßt.
Hugenberg. Iſt es wahr, daß ſie tot iſt?
Alwa. Gott ſei Dank, ja! — Ich bitte Sie, mich
nicht länger in Anſpruch zu nehmen. Mein Arzt ver-
bietet mir, Beſuche zu empfangen.
Hugenberg. Meine Zukunft iſt ſo wenig mehr wert!
Ich hätte das letzte bißchen, das mir das Leben noch gilt,
gerne an ihr Glück hingegeben. Pfeif drein! Auf irgend
eine Art werde ich nun doch wohl zum Teufel gehen!
Rodrigo. Wenn Sie ſich unterſtehen und mir
oder dem Herrn Doktor hier oder meinem ehrenwerten
Freund Schigolch noch in irgend welcher Weiſe zu nahe
zu treten, dann verklage ich Sie wegen beabſichtigter
Brandſtifterei. Ihnen thun drei Jahre Zuchthaus not,
damit Sie wiſſen, wo Ihre Finger nicht hinein gehören.
— Und jetzt hinaus!
Hugenberg. Ich Dummkopf!
Rodrigo. Hinaus!! (Wirft Hugenberg zur Thür hinaus.
Nach vorne kommend.)
Nimmt mich Wunder, daß Sie dem
Lümmel nicht auch Ihr Portemonnaie zur Verfügung
geſtellt haben.
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[19/0027] Hugenberg (lieſt). „Die Mörderin des Dr. Schön iſt im Gefängnis auf unbegreifliche Weiſe an der Cholera erkrankt.“ — Da ſteht nicht, daß ſie geſtorben iſt. Rodrigo. Was will ſie denn ſonſt gethan haben? Sie liegt ſeit drei Wochen auf dem Kirchhof. In der Ecke links hinten, hinter den Müllhaufen, wo die kleinen Kreuze ſind, an denen kein Name ſteht, da liegt ſie unter dem erſten. Sie erkennen den Platz daran, daß kein Gras darauf wächſt. Hängen Sie einen Blechkranz hin und dann machen Sie, daß Sie wieder in Ihre Kinder- bewahranſtalt kommen, ſonſt denunziere ich Sie der Polizei. Ich kenne das Frauenzimmer, das ſich durch Sie ihre Mußeſtunden verſüßen läßt. Hugenberg. Iſt es wahr, daß ſie tot iſt? Alwa. Gott ſei Dank, ja! — Ich bitte Sie, mich nicht länger in Anſpruch zu nehmen. Mein Arzt ver- bietet mir, Beſuche zu empfangen. Hugenberg. Meine Zukunft iſt ſo wenig mehr wert! Ich hätte das letzte bißchen, das mir das Leben noch gilt, gerne an ihr Glück hingegeben. Pfeif drein! Auf irgend eine Art werde ich nun doch wohl zum Teufel gehen! Rodrigo. Wenn Sie ſich unterſtehen und mir oder dem Herrn Doktor hier oder meinem ehrenwerten Freund Schigolch noch in irgend welcher Weiſe zu nahe zu treten, dann verklage ich Sie wegen beabſichtigter Brandſtifterei. Ihnen thun drei Jahre Zuchthaus not, damit Sie wiſſen, wo Ihre Finger nicht hinein gehören. — Und jetzt hinaus! Hugenberg. Ich Dummkopf! Rodrigo. Hinaus!! (Wirft Hugenberg zur Thür hinaus. Nach vorne kommend.) Nimmt mich Wunder, daß Sie dem Lümmel nicht auch Ihr Portemonnaie zur Verfügung geſtellt haben. 2*

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/27>, abgerufen am 24.11.2024.