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Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895.

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weißen Haar? Siehst du die verdrehten Augen,
die blutige Stirn? Siehst du die dicke gelbe Hand
nach dir vorgestreckt, nach deinem Pierrot? Das
ist dein Geschiedener, Mörderin. Dem gehörst du
mit Leib und Liebe. Geh ihm nach. Hol ihn ein.
Du hast keine Zeit zu verlieren. Er hat dich ge-
liebt. In seine Arme! In seine Arme!
Lulu.
Erbarm dich mein.
Schön.
Du sollst ihm Tararabumdiä vortanzen. Drück'
los! Ich mich scheiden lassen? Was ich von
meinem Leben in dich hineingelebt, soll ich wilden
Tieren vorgeworfen sehen? Ich mach' es wie du.
Siehst du die Decken triefen? Siehst du den Blut-
altar, dein Ehebett, mit dem Schlachtopfer darauf?
Siehst du den Hals offen stehen? Der Junge hat
Heimweh nach dir -- seine schönen blauen Augen,
seine patente Figur, seine Küsse, seine Umarmung
-- er war noch nicht fertig. Du hattest dir den
Ekel an ihm geküßt. Hast du dich scheiden lassen?
Du hast ihn in den Tod gepeitscht, ihn unter die
Füße getreten, ihm die Seele zerfleischt, ihm das
Gehirn ausgeschlagen, ihm den Hals abgeschnitten,
sein Blut in Goldstücken aufgefangen. Das ist die
weißen Haar? Siehſt du die verdrehten Augen,
die blutige Stirn? Siehſt du die dicke gelbe Hand
nach dir vorgeſtreckt, nach deinem Pierrot? Das
iſt dein Geſchiedener, Mörderin. Dem gehörſt du
mit Leib und Liebe. Geh ihm nach. Hol ihn ein.
Du haſt keine Zeit zu verlieren. Er hat dich ge-
liebt. In ſeine Arme! In ſeine Arme!
Lulu.
Erbarm dich mein.
Schön.
Du ſollſt ihm Tararabumdiä vortanzen. Drück’
los! Ich mich ſcheiden laſſen? Was ich von
meinem Leben in dich hineingelebt, ſoll ich wilden
Tieren vorgeworfen ſehen? Ich mach’ es wie du.
Siehſt du die Decken triefen? Siehſt du den Blut-
altar, dein Ehebett, mit dem Schlachtopfer darauf?
Siehſt du den Hals offen ſtehen? Der Junge hat
Heimweh nach dir — ſeine ſchönen blauen Augen,
ſeine patente Figur, ſeine Küſſe, ſeine Umarmung
— er war noch nicht fertig. Du hatteſt dir den
Ekel an ihm geküßt. Haſt du dich ſcheiden laſſen?
Du haſt ihn in den Tod gepeitſcht, ihn unter die
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[206/0212] weißen Haar? Siehſt du die verdrehten Augen, die blutige Stirn? Siehſt du die dicke gelbe Hand nach dir vorgeſtreckt, nach deinem Pierrot? Das iſt dein Geſchiedener, Mörderin. Dem gehörſt du mit Leib und Liebe. Geh ihm nach. Hol ihn ein. Du haſt keine Zeit zu verlieren. Er hat dich ge- liebt. In ſeine Arme! In ſeine Arme! Lulu. Erbarm dich mein. Schön. Du ſollſt ihm Tararabumdiä vortanzen. Drück’ los! Ich mich ſcheiden laſſen? Was ich von meinem Leben in dich hineingelebt, ſoll ich wilden Tieren vorgeworfen ſehen? Ich mach’ es wie du. Siehſt du die Decken triefen? Siehſt du den Blut- altar, dein Ehebett, mit dem Schlachtopfer darauf? Siehſt du den Hals offen ſtehen? Der Junge hat Heimweh nach dir — ſeine ſchönen blauen Augen, ſeine patente Figur, ſeine Küſſe, ſeine Umarmung — er war noch nicht fertig. Du hatteſt dir den Ekel an ihm geküßt. Haſt du dich ſcheiden laſſen? Du haſt ihn in den Tod gepeitſcht, ihn unter die Füße getreten, ihm die Seele zerfleiſcht, ihm das Gehirn ausgeſchlagen, ihm den Hals abgeſchnitten, ſein Blut in Goldſtücken aufgefangen. Das iſt die

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/212>, abgerufen am 25.11.2024.