Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Lulu. Nehmen Sie Ihr Wort zurück. Ich kann es nicht mit meinem Gewissen -- schreiben Sie Ge- wissen -- vereinbaren, Sie an mein unseliges Los zu fesseln ... Schön (schreibend). Du hast recht. Lulu. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihrer Liebe -- schreiben Sie Liebe -- unwürdig bin. Diese Zeilen sind der Beweis. Seit drei Jahren versuche ich mich loszureißen; ich habe die Kraft nicht. Ich schreibe Ihnen an der Seite der Frau, die mich beherrscht. -- Vergessen Sie mich. -- Doktor Ludwig Schön. Schön. O Gott! Lulu. Ja kein o Gott! -- Doktor Ludwig Schön. -- -- Postskriptum: Versuchen Sie nicht, mich zu retten. Schön (nachdem er geschrieben). Das ist der Anfang vom Ende. Lulu. Nehmen Sie Ihr Wort zurück. Ich kann es nicht mit meinem Gewiſſen — ſchreiben Sie Ge- wiſſen — vereinbaren, Sie an mein unſeliges Los zu feſſeln … Schön (ſchreibend). Du haſt recht. Lulu. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihrer Liebe — ſchreiben Sie Liebe — unwürdig bin. Dieſe Zeilen ſind der Beweis. Seit drei Jahren verſuche ich mich loszureißen; ich habe die Kraft nicht. Ich ſchreibe Ihnen an der Seite der Frau, die mich beherrſcht. — Vergeſſen Sie mich. — Doktor Ludwig Schön. Schön. O Gott! Lulu. Ja kein o Gott! — Doktor Ludwig Schön. — — Poſtſkriptum: Verſuchen Sie nicht, mich zu retten. Schön (nachdem er geſchrieben). Das iſt der Anfang vom Ende. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" n="167"/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Nehmen Sie Ihr Wort zurück. Ich kann es<lb/> nicht mit meinem Gewiſſen — ſchreiben Sie Ge-<lb/> wiſſen — vereinbaren, Sie an mein unſeliges Los<lb/> zu feſſeln …</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(ſchreibend).</stage><lb/> <p>Du haſt recht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihrer<lb/> Liebe — ſchreiben Sie Liebe — unwürdig bin.<lb/> Dieſe Zeilen ſind der Beweis. Seit drei Jahren<lb/> verſuche ich mich loszureißen; ich habe die Kraft<lb/> nicht. Ich ſchreibe Ihnen an der Seite der Frau,<lb/> die mich beherrſcht. — Vergeſſen Sie mich. —<lb/> Doktor Ludwig Schön.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>O Gott!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja kein o Gott! — Doktor Ludwig Schön. —<lb/> — Poſtſkriptum: Verſuchen Sie nicht, mich zu<lb/> retten.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(nachdem er geſchrieben).</stage><lb/> <p>Das iſt der Anfang vom Ende.</p> </sp> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [167/0173]
Lulu.
Nehmen Sie Ihr Wort zurück. Ich kann es
nicht mit meinem Gewiſſen — ſchreiben Sie Ge-
wiſſen — vereinbaren, Sie an mein unſeliges Los
zu feſſeln …
Schön (ſchreibend).
Du haſt recht.
Lulu.
Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihrer
Liebe — ſchreiben Sie Liebe — unwürdig bin.
Dieſe Zeilen ſind der Beweis. Seit drei Jahren
verſuche ich mich loszureißen; ich habe die Kraft
nicht. Ich ſchreibe Ihnen an der Seite der Frau,
die mich beherrſcht. — Vergeſſen Sie mich. —
Doktor Ludwig Schön.
Schön.
O Gott!
Lulu.
Ja kein o Gott! — Doktor Ludwig Schön. —
— Poſtſkriptum: Verſuchen Sie nicht, mich zu
retten.
Schön (nachdem er geſchrieben).
Das iſt der Anfang vom Ende.
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