Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Schön. Laß sie Autorität fühlen. Sie verlangt nicht mehr, als unbedingt Gehorsam leisten zn dürfen. Bei Dr. Goll war sie wie im Himmel und mit dem war nicht scherzen. Schwarz. Sie sagte, sie habe noch nie geliebt. Schön. Aber mach' mit dir selber den Anfang. Raff' dich zusammen. Schwarz. Geschworen hat sie. Schön. Du kannst kein Pflichtgefühl fordern, bevor du nicht deine eigene Aufgabe kennst. Schwarz. Bei dem Grabe ihrer Mutter. Schön. Sie hat ihre Mutter nie gekannt. Geschweige das Grab. -- Ihre Mutter hat gar kein Grab. Schwarz. Ich passe nicht hinein in die Gesellschaft. Schön. Was hast du? Schön. Laß ſie Autorität fühlen. Sie verlangt nicht mehr, als unbedingt Gehorſam leiſten zn dürfen. Bei Dr. Goll war ſie wie im Himmel und mit dem war nicht ſcherzen. Schwarz. Sie ſagte, ſie habe noch nie geliebt. Schön. Aber mach’ mit dir ſelber den Anfang. Raff’ dich zuſammen. Schwarz. Geſchworen hat ſie. Schön. Du kannſt kein Pflichtgefühl fordern, bevor du nicht deine eigene Aufgabe kennſt. Schwarz. Bei dem Grabe ihrer Mutter. Schön. Sie hat ihre Mutter nie gekannt. Geſchweige das Grab. — Ihre Mutter hat gar kein Grab. Schwarz. Ich paſſe nicht hinein in die Geſellſchaft. Schön. Was haſt du? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" n="103"/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Laß ſie Autorität fühlen. Sie verlangt nicht<lb/> mehr, als unbedingt Gehorſam leiſten zn dürfen.<lb/> Bei <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Goll war ſie wie im Himmel und mit<lb/> dem war nicht ſcherzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie ſagte, ſie habe noch nie geliebt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber mach’ mit dir ſelber den Anfang. Raff’<lb/> dich zuſammen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Geſchworen hat ſie.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Du kannſt kein Pflichtgefühl fordern, bevor du<lb/> nicht deine eigene Aufgabe kennſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Bei dem Grabe ihrer Mutter.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie hat ihre Mutter nie gekannt. Geſchweige<lb/> das Grab. — Ihre Mutter hat gar kein Grab.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich paſſe nicht hinein in die Geſellſchaft.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Was haſt du?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0109]
Schön.
Laß ſie Autorität fühlen. Sie verlangt nicht
mehr, als unbedingt Gehorſam leiſten zn dürfen.
Bei Dr. Goll war ſie wie im Himmel und mit
dem war nicht ſcherzen.
Schwarz.
Sie ſagte, ſie habe noch nie geliebt.
Schön.
Aber mach’ mit dir ſelber den Anfang. Raff’
dich zuſammen.
Schwarz.
Geſchworen hat ſie.
Schön.
Du kannſt kein Pflichtgefühl fordern, bevor du
nicht deine eigene Aufgabe kennſt.
Schwarz.
Bei dem Grabe ihrer Mutter.
Schön.
Sie hat ihre Mutter nie gekannt. Geſchweige
das Grab. — Ihre Mutter hat gar kein Grab.
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Zitationshilfe: | Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erdgeist_1895/109>, abgerufen am 27.07.2024. |