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Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 1. Stuttgart, 1618.

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Das erste Buch.

Die frische gilgen sich vergleichen
Deiner zarten vnd glatten hand/
Vnd dasleuchtend güldine band
Muß deinem krauß-gelben haar weichen.

Wa nu/ hertzlieb/ dir witz gnug wer/
Zu verstehen dises wercks lehr/
Liessest du die zeit nicht hingehen
Auß zu junger vnachtsambkeit/
Sondern mit mehr fürsichtigkeit
Würdest du den nachthail vorsehen.
Ein tag ist der Rosen abgang/
Die Gilgen blühen auch nicht lang/
Vnd deine blum ohn widerkehren
Veraltet/ vnd verwälcket sich/
Wie dan auch diser goldfad dich
Soll dein brüchiges leben lehren.
Warumb bist du dan so feindlich/
Warumb redst du so vnfreundlich/
Warumb thust du mich stehts betrüben?
Erbarmst du dich nicht über mich/
So erbarm dich doch über Dich/
Vnd laß vns nu einander lieben.
Schön-

Das erſte Buch.

Die friſche gilgen ſich vergleichen
Deiner zarten vnd glatten hand/
Vnd dasleuchtend guͤldine band
Muß deinem krauß-gelben haar weichen.

Wa nu/ hertzlieb/ dir witz gnug wer/
Zu verſtehen diſes wercks lehr/
Lieſſeſt du die zeit nicht hingehen
Auß zu junger vnachtſambkeit/
Sondern mit mehr fuͤrſichtigkeit
Wuͤrdeſt du den nachthail vorſehen.
Ein tag iſt der Roſen abgang/
Die Gilgen bluͤhen auch nicht lang/
Vnd deine blum ohn widerkehren
Veraltet/ vnd verwaͤlcket ſich/
Wie dan auch diſer goldfad dich
Soll dein bruͤchiges leben lehren.
Warumb biſt du dan ſo feindlich/
Warumb redſt du ſo vnfreundlich/
Warumb thuſt du mich ſtehts betruͤben?
Erbarmſt du dich nicht uͤber mich/
So erbarm dich doch uͤber Dich/
Vnd laß vns nu einander lieben.
Schoͤn-
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[86/0090] Das erſte Buch. Die friſche gilgen ſich vergleichen Deiner zarten vnd glatten hand/ Vnd dasleuchtend guͤldine band Muß deinem krauß-gelben haar weichen. Wa nu/ hertzlieb/ dir witz gnug wer/ Zu verſtehen diſes wercks lehr/ Lieſſeſt du die zeit nicht hingehen Auß zu junger vnachtſambkeit/ Sondern mit mehr fuͤrſichtigkeit Wuͤrdeſt du den nachthail vorſehen. Ein tag iſt der Roſen abgang/ Die Gilgen bluͤhen auch nicht lang/ Vnd deine blum ohn widerkehren Veraltet/ vnd verwaͤlcket ſich/ Wie dan auch diſer goldfad dich Soll dein bruͤchiges leben lehren. Warumb biſt du dan ſo feindlich/ Warumb redſt du ſo vnfreundlich/ Warumb thuſt du mich ſtehts betruͤben? Erbarmſt du dich nicht uͤber mich/ So erbarm dich doch uͤber Dich/ Vnd laß vns nu einander lieben. Schoͤn-

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 1. Stuttgart, 1618, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden01_1618/90>, abgerufen am 25.11.2024.