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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Weltliche
19.
An eine alte vppige Fraw.
WAs dienet deine brunst/ dein muhtwill vnd ver-
langen?
Dein Sommer ist dahin/ dein Herbst ist eingebracht/
Dein Winter auff dem halß: vmbsunst ist diser
pracht/
Nim doch hinweg den busch/ lasß ab von deinem
prangen.
Was reich vnd schön vmb dich mag einen geitzhalß
fangen/
Wa deines leibs gestäud/ wa deiner augen nacht/
Wa deines munds saphir/ vnd deines athems
macht/
Deiner brust Corduan/ vnd das gold deiner wangen/
Wa dein von bein vnd haut/ flaischloses angesicht
Nicht dein Jch waiß nicht was/ vnd ehr so wol
bewahren/
Daß seine Lieb gewiß/ wie dein lob/ ein gedicht.
Doch wan er seine lieb/ dir sich zu offenbahren
(Meinaydig) schwören solt/ So liebet er doch nicht
Wie deines benttels gold das silber deiner haaren.
Von
Weltliche
19.
An eine alte vppige Fraw.
WAs dienet deine brunſt/ dein muhtwill vnd ver-
langen?
Dein Som̃er iſt dahin/ dein Herbſt iſt eingebracht/
Dein Winter auff dem halß: vmbſunſt iſt diſer
pracht/
Nim doch hinweg den buſch/ laſſz ab von deinem
prangen.
Was reich vnd ſchoͤn vmb dich mag einen geitzhalß
fangen/
Wa deines leibs geſtaͤud/ wa deiner augen nacht/
Wa deines munds ſaphir/ vnd deines athems
macht/
Deiner bruſt Corduan/ vñ das gold deiner wangē/
Wa dein von bein vnd haut/ flaiſchloſes angeſicht
Nicht dein Jch waiß nicht was/ vnd ehr ſo wol
bewahren/
Daß ſeine Lieb gewiß/ wie dein lob/ ein gedicht.
Doch wan er ſeine lieb/ dir ſich zu offenbahren
(Meinaydig) ſchwoͤrẽ ſolt/ So liebet er doch nicht
Wie deines benttels gold das ſilber deiner haaren.
Von
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[220/0238] Weltliche 19. An eine alte vppige Fraw. WAs dienet deine brunſt/ dein muhtwill vnd ver- langen? Dein Som̃er iſt dahin/ dein Herbſt iſt eingebracht/ Dein Winter auff dem halß: vmbſunſt iſt diſer pracht/ Nim doch hinweg den buſch/ laſſz ab von deinem prangen. Was reich vnd ſchoͤn vmb dich mag einen geitzhalß fangen/ Wa deines leibs geſtaͤud/ wa deiner augen nacht/ Wa deines munds ſaphir/ vnd deines athems macht/ Deiner bruſt Corduan/ vñ das gold deiner wangē/ Wa dein von bein vnd haut/ flaiſchloſes angeſicht Nicht dein Jch waiß nicht was/ vnd ehr ſo wol bewahren/ Daß ſeine Lieb gewiß/ wie dein lob/ ein gedicht. Doch wan er ſeine lieb/ dir ſich zu offenbahren (Meinaydig) ſchwoͤrẽ ſolt/ So liebet er doch nicht Wie deines benttels gold das ſilber deiner haaren. Von

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/238>, abgerufen am 22.12.2024.