Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statu Pertvrbato Franciae et Germaniae: Vnpartheyischer wolmeynender Discursuum Supplementum, oder Fünffter Theil. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Historische Erzehlung


Das XIX. Capitel.
Beschluß.

GLeich wie die trawrige vnd frewdige Schawspiel in gewisse a-
ctus
sich abtheylen/ nach deme die Geschichten vorkommen.
vnd ablauffen/ also haben wir hiemit von dem Cardinal Ma-
zarin die drey erste Theil dem günstigen Leser darbiethen/ vnd sein Ver-
langen vom Außgang dieser schwären Händel nicht wollen länger vff-
halten. Dann jetzt tritt offt erwehnter Cardinal Mazarin abermahl
in das Gesicht/ nach dem er eine geringe Zeit gleichsam hinder der Tape-
zerey verborgen gestanden/ vnd die andere Personen/ als den Hertzogen
von Orleans, den Printzen von Conde, die Parlamenter/ ja die Köni-
gin selbst lassen das jhrige verrichten/ biß die rechte Zeit jhn wieder her-
für ziehe.

Die Naturkündiger wollen ins gemein lehren/ die Geyster bey-
den Mitternächtigen Völckern seyen nicht so subtiel/ wegen deß schweh-
ren Lufftes/ als der andern Völckern/ vnd dienen am allerbesten zu dieff-
sinnigen künstlichen Erfindungen/ gleich wie diehitzige Climata nur
lauter Gall/ Rach/ vnnd Boßheit in den Menschen zielen; darumb
seyen die Mittenländer so wol an Lufft vnd Gewächs/ als an sinnreichen
Geystern die allerbeste: welcher gestalt Jtalien zwischen Teutschland
vnd Africa seyn mögte.

So wird dann nun der Cardinal Mazarin seiner Witz vnnd
Subtitligkeit wohl bedörffen/ daß er sich herauß wickle/ vnnd die
Hand/ ja das Haupt oben behalte: Zumahl er es zuthun hat schier
mit allen Fürsten in Franckreich/ die zwar jhre Gedancken nicht bald so
lang zusammen halten/ daß sie das beste vnd vorträglichste könten er-
sinnen/ vnnd dannenhero blindlingen im Eyffer heran platzen/
es seye dann/ daß sie gute geheyme Rähte haben/ die alles wohl ab-
wegen/ vnd jhren Herrschafften den Weg zeygen zu dem vorgesteck-
ten Ziel; aber hiebey nicht jedemahl den Nagel vff den Kopff tref-

fen.
Hiſtoriſche Erzehlung


Das XIX. Capitel.
Beſchluß.

GLeich wie die trawrige vnd frewdige Schawſpiel in gewiſſe a-
ctus
ſich abtheylen/ nach deme die Geſchichten vorkommen.
vnd ablauffen/ alſo haben wir hiemit von dem Cardinal Ma-
zarin die drey erſte Theil dem guͤnſtigen Leſer darbiethen/ vnd ſein Ver-
langen vom Außgang dieſer ſchwaͤren Haͤndel nicht wollen laͤnger vff-
halten. Dann jetzt tritt offt erwehnter Cardinal Mazarin abermahl
in das Geſicht/ nach dem er eine geringe Zeit gleichſam hinder der Tape-
zerey verborgen geſtanden/ vnd die andere Perſonen/ als den Hertzogen
von Orleans, den Printzen von Condé, die Parlamenter/ ja die Koͤni-
gin ſelbſt laſſen das jhrige verrichten/ biß die rechte Zeit jhn wieder her-
fuͤr ziehe.

Die Naturkuͤndiger wollen ins gemein lehren/ die Geyſter bey-
den Mitternaͤchtigen Voͤlckern ſeyen nicht ſo ſubtiel/ wegen deß ſchweh-
ren Lufftes/ als der andern Voͤlckern/ vnd dienen am allerbeſten zu dieff-
ſinnigen kuͤnſtlichen Erfindungen/ gleich wie diehitzige Climata nur
lauter Gall/ Rach/ vnnd Boßheit in den Menſchen zielen; darumb
ſeyen die Mittenlaͤnder ſo wol an Lufft vnd Gewaͤchs/ als an ſinnreichen
Geyſtern die allerbeſte: welcher geſtalt Jtalien zwiſchen Teutſchland
vnd Africa ſeyn moͤgte.

So wird dann nun der Cardinal Mazarin ſeiner Witz vnnd
Subtitligkeit wohl bedoͤrffen/ daß er ſich herauß wickle/ vnnd die
Hand/ ja das Haupt oben behalte: Zumahl er es zuthun hat ſchier
mit allen Fuͤrſten in Franckreich/ die zwar jhre Gedancken nicht bald ſo
lang zuſammen halten/ daß ſie das beſte vnd vortraͤglichſte koͤnten er-
ſinnen/ vnnd dannenhero blindlingen im Eyffer heran platzen/
es ſeye dann/ daß ſie gute geheyme Raͤhte haben/ die alles wohl ab-
wegen/ vnd jhren Herꝛſchafften den Weg zeygen zu dem vorgeſteck-
ten Ziel; aber hiebey nicht jedemahl den Nagel vff den Kopff tref-

fen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0348" n="340"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hi&#x017F;tori&#x017F;che Erzehlung</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XIX.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi><lb/>
Be&#x017F;chluß.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Leich wie die trawrige vnd frewdige Schaw&#x017F;piel in gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">a-<lb/>
ctus</hi> &#x017F;ich abtheylen/ nach deme die Ge&#x017F;chichten vorkommen.<lb/>
vnd ablauffen/ al&#x017F;o haben wir hiemit von dem Cardinal Ma-<lb/>
zarin die drey er&#x017F;te Theil dem gu&#x0364;n&#x017F;tigen Le&#x017F;er darbiethen/ vnd &#x017F;ein Ver-<lb/>
langen vom Außgang die&#x017F;er &#x017F;chwa&#x0364;ren Ha&#x0364;ndel nicht wollen la&#x0364;nger vff-<lb/>
halten. Dann jetzt tritt offt erwehnter Cardinal Mazarin abermahl<lb/>
in das Ge&#x017F;icht/ nach dem er eine geringe Zeit gleich&#x017F;am hinder der Tape-<lb/>
zerey verborgen ge&#x017F;tanden/ vnd die andere Per&#x017F;onen/ als den Hertzogen<lb/>
von <hi rendition="#aq">Orleans,</hi> den Printzen von <hi rendition="#aq">Condé,</hi> die Parlamenter/ ja die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin &#x017F;elb&#x017F;t la&#x017F;&#x017F;en das jhrige verrichten/ biß die rechte Zeit jhn wieder her-<lb/>
fu&#x0364;r ziehe.</p><lb/>
          <p>Die Naturku&#x0364;ndiger wollen ins gemein lehren/ die Gey&#x017F;ter bey-<lb/>
den Mitterna&#x0364;chtigen Vo&#x0364;lckern &#x017F;eyen nicht &#x017F;o &#x017F;ubtiel/ wegen deß &#x017F;chweh-<lb/>
ren Lufftes/ als der andern Vo&#x0364;lckern/ vnd dienen am allerbe&#x017F;ten zu dieff-<lb/>
&#x017F;innigen ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Erfindungen/ gleich wie diehitzige <hi rendition="#aq">Climata</hi> nur<lb/>
lauter Gall/ Rach/ vnnd Boßheit in den Men&#x017F;chen zielen; darumb<lb/>
&#x017F;eyen die Mittenla&#x0364;nder &#x017F;o wol an Lufft vnd Gewa&#x0364;chs/ als an &#x017F;innreichen<lb/>
Gey&#x017F;tern die allerbe&#x017F;te: welcher ge&#x017F;talt Jtalien zwi&#x017F;chen Teut&#x017F;chland<lb/>
vnd Africa &#x017F;eyn mo&#x0364;gte.</p><lb/>
          <p>So wird dann nun der Cardinal Mazarin &#x017F;einer Witz vnnd<lb/>
Subtitligkeit wohl bedo&#x0364;rffen/ daß er &#x017F;ich herauß wickle/ vnnd die<lb/>
Hand/ ja das Haupt oben behalte: Zumahl er es zuthun hat &#x017F;chier<lb/>
mit allen Fu&#x0364;r&#x017F;ten in Franckreich/ die zwar jhre Gedancken nicht bald &#x017F;o<lb/>
lang zu&#x017F;ammen halten/ daß &#x017F;ie das be&#x017F;te vnd vortra&#x0364;glich&#x017F;te ko&#x0364;nten er-<lb/>
&#x017F;innen/ vnnd dannenhero blindlingen im Eyffer heran platzen/<lb/>
es &#x017F;eye dann/ daß &#x017F;ie gute geheyme Ra&#x0364;hte haben/ die alles wohl ab-<lb/>
wegen/ vnd jhren Her&#xA75B;&#x017F;chafften den Weg zeygen zu dem vorge&#x017F;teck-<lb/>
ten Ziel; aber hiebey nicht jedemahl den Nagel vff den Kopff tref-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0348] Hiſtoriſche Erzehlung Das XIX. Capitel. Beſchluß. GLeich wie die trawrige vnd frewdige Schawſpiel in gewiſſe a- ctus ſich abtheylen/ nach deme die Geſchichten vorkommen. vnd ablauffen/ alſo haben wir hiemit von dem Cardinal Ma- zarin die drey erſte Theil dem guͤnſtigen Leſer darbiethen/ vnd ſein Ver- langen vom Außgang dieſer ſchwaͤren Haͤndel nicht wollen laͤnger vff- halten. Dann jetzt tritt offt erwehnter Cardinal Mazarin abermahl in das Geſicht/ nach dem er eine geringe Zeit gleichſam hinder der Tape- zerey verborgen geſtanden/ vnd die andere Perſonen/ als den Hertzogen von Orleans, den Printzen von Condé, die Parlamenter/ ja die Koͤni- gin ſelbſt laſſen das jhrige verrichten/ biß die rechte Zeit jhn wieder her- fuͤr ziehe. Die Naturkuͤndiger wollen ins gemein lehren/ die Geyſter bey- den Mitternaͤchtigen Voͤlckern ſeyen nicht ſo ſubtiel/ wegen deß ſchweh- ren Lufftes/ als der andern Voͤlckern/ vnd dienen am allerbeſten zu dieff- ſinnigen kuͤnſtlichen Erfindungen/ gleich wie diehitzige Climata nur lauter Gall/ Rach/ vnnd Boßheit in den Menſchen zielen; darumb ſeyen die Mittenlaͤnder ſo wol an Lufft vnd Gewaͤchs/ als an ſinnreichen Geyſtern die allerbeſte: welcher geſtalt Jtalien zwiſchen Teutſchland vnd Africa ſeyn moͤgte. So wird dann nun der Cardinal Mazarin ſeiner Witz vnnd Subtitligkeit wohl bedoͤrffen/ daß er ſich herauß wickle/ vnnd die Hand/ ja das Haupt oben behalte: Zumahl er es zuthun hat ſchier mit allen Fuͤrſten in Franckreich/ die zwar jhre Gedancken nicht bald ſo lang zuſammen halten/ daß ſie das beſte vnd vortraͤglichſte koͤnten er- ſinnen/ vnnd dannenhero blindlingen im Eyffer heran platzen/ es ſeye dann/ daß ſie gute geheyme Raͤhte haben/ die alles wohl ab- wegen/ vnd jhren Herꝛſchafften den Weg zeygen zu dem vorgeſteck- ten Ziel; aber hiebey nicht jedemahl den Nagel vff den Kopff tref- fen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania05_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania05_1653/348
Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statu Pertvrbato Franciae et Germaniae: Vnpartheyischer wolmeynender Discursuum Supplementum, oder Fünffter Theil. Frankfurt (Main), 1653. , S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania05_1653/348>, abgerufen am 22.12.2024.