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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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& Germaniae Continuatio.
Bapstumb ist geblieben/ ausserhalb deß Hauptes/ welches die Engelländer nicht
zu Rom/ sondern in der Jnsul selbst finden wollen vnd jhren König/ als den Papst
vor das Haupt jhrer Kirchen erkennen. Welches sonderlich hierauß abzuneh-
men/ daß/ als der Papst die Königin Elisabeth in Bann wollen thun/ Frantz
Walsingham zween Päpstische Kundschaffer gleichsam heimlich in Engelland
kommen lassen/ vnd verschafft/ daß sie den Gottesdienst zu Cantorbery vnd Lon-
den in Päpstischem Schmuck vnd Gepräng sehen lesen vnd singen. Darüber sie
sich verwundert/ daß der Papst ein solch Königreich/ welches vff Römische Ma-
nier sehr eiferig wäre/ wolte in Bann thun; Wegen jhrer Relation hinterblieb
dieselbe Bull sambt der Excommunication deß Banns. Auch meldet Carleton,
Papst Pius IV. wäre gesinnet gewesen/ den Engelländern die beyderley Gestalten/
vnd den Gottesdienst deß Gebets in jhrer Muttersprach zu verstatten/ wann sie jhn
nur vor das Oberhaupt der Kirchen erkenneten. Nun bezeugt die gantze Histori/
daß die Bischoffe jederzeit dem Parlament/ vnd das Parlament den Bischoffen
entgegen gewesen/ weil eines über das andre seyn wollen. Die Königin Elisa-
beth wolte die Bischoff in etwas ringern/ muste aber alsobald hören/ Alsdann wür-
de ein jeder Dorffpriester die Königliche Majestät excommuniciren. Jacobus
hielt es vest mit den Bischoffen/ gestattet aber keines Wegs jhnen einig Göttlich
Recht: biß vnter Carolo der Bischoff zu Elien/ wie Bastvvic bezeugt/ sein Bischoffs-
Kapp verwetten wollen/ wann er nicht erweise/ daß die Bischoffliche Hoheit auß
Göttlichem Recht herrühre/ vnd dem König nicht vnterwürffig sey. Darumb
sagte der von Cantorbery/ die Bischoffe wären älter als die Könige. Sie mach-
ten zu jhrem Vortheil etliche Gesätz zu Eingang Jacobi VI. nur desto grössern
Gewalt zu tragen/ vnd stopfften das Maul/ oder suspendirten/ oder verstiessen da-
mals über 400. Prediger/ die jhnen wiedersprochen/ vnd liessen jhre Bücher einen
jeden vnterschreiben/ daß nichts dem Wort GOttes zuwieder in denselben wäre
enthalten: Vnd damaln gabe es zwo Partheyen/ die Bischoffe vnd die Purita-
ner. Die Puritaner/ schreibt Broock/ waren Conformistae, so die Jrrthumb wie-
derlegten/ vnd die alte Ceremonien doch liessen streichen: Non-conformistae, die
eine oder andere Ceremonien hielten oder verworffen: Separatistae waren rigidi
oder Brovvnistae, vnd Hemi oder Robinsoriani, so hernach Independentes seyn
wollen. Aber vnter Carolo gab es alte vnd newe Puritaner/ zumal die newen in
diesem von den alten zu vnterscheiden/ daß sie mit gutem Gewissen gar keine Cere-
monien dulten könten. Letzlich ist es dahinauß gelauffen/ als man sich über dem
Kirchen-Regiment gezweygt/ daß diese zwo Partheyen/ Presbyteriani vnd Inde-
pendentes
sich vernehmen lassen. Die ersten haltens schier mit den übrigen Re-
formirten/ vnd vnterwerffen die Kirch den Eltesten/ den Classen/ vnd den Syno-
den. Die andern aber wollen jede Kirch vngebunden vnd die Freyheit deß Ge-
wissens vnd Glaubens haben: Sind aber Rechtglaubige/ nur in diesem von den
Puritanern vnterscheiden/ daß sie keine Eltesten/ sondern das gantze Volck er-

kennen/
F f

& Germaniæ Continuatio.
Bapſtumb iſt geblieben/ auſſerhalb deß Hauptes/ welches die Engellaͤnder nicht
zu Rom/ ſondern in der Jnſul ſelbſt finden wollen vnd jhren Koͤnig/ als den Papſt
vor das Haupt jhrer Kirchen erkennen. Welches ſonderlich hierauß abzuneh-
men/ daß/ als der Papſt die Koͤnigin Eliſabeth in Bann wollen thun/ Frantz
Walſingham zween Paͤpſtiſche Kundſchaffer gleichſam heimlich in Engelland
kommen laſſen/ vnd verſchafft/ daß ſie den Gottesdienſt zu Cantorbery vnd Lon-
den in Paͤpſtiſchem Schmuck vnd Gepraͤng ſehen leſen vnd ſingen. Daruͤber ſie
ſich verwundert/ daß der Papſt ein ſolch Koͤnigreich/ welches vff Roͤmiſche Ma-
nier ſehr eiferig waͤre/ wolte in Bann thun; Wegen jhrer Relation hinterblieb
dieſelbe Bull ſambt der Excommunication deß Banns. Auch meldet Carleton,
Papſt Pius IV. waͤre geſinnet geweſen/ den Engellaͤndern die beyderley Geſtalten/
vnd den Gottesdienſt deß Gebets in jhrer Mutterſprach zu verſtatten/ wann ſie jhn
nur vor das Oberhaupt der Kirchen erkenneten. Nun bezeugt die gantze Hiſtori/
daß die Biſchoffe jederzeit dem Parlament/ vnd das Parlament den Biſchoffen
entgegen geweſen/ weil eines uͤber das andre ſeyn wollen. Die Koͤnigin Eliſa-
beth wolte die Biſchoff in etwas ringern/ muſte aber alſobald hoͤren/ Alsdann wuͤr-
de ein jeder Dorffprieſter die Koͤnigliche Majeſtaͤt excommuniciren. Jacobus
hielt es veſt mit den Biſchoffen/ geſtattet aber keines Wegs jhnen einig Goͤttlich
Recht: biß vnter Carolo der Biſchoff zu Elien/ wie Baſtvvic bezeugt/ ſein Biſchoffs-
Kapp verwetten wollen/ wann er nicht erweiſe/ daß die Biſchoffliche Hoheit auß
Goͤttlichem Recht herruͤhre/ vnd dem Koͤnig nicht vnterwuͤrffig ſey. Darumb
ſagte der von Cantorbery/ die Biſchoffe waͤren aͤlter als die Koͤnige. Sie mach-
ten zu jhrem Vortheil etliche Geſaͤtz zu Eingang Jacobi VI. nur deſto groͤſſern
Gewalt zu tragen/ vnd ſtopfften das Maul/ oder ſuſpendirten/ oder verſtieſſen da-
mals uͤber 400. Prediger/ die jhnen wiederſprochen/ vnd lieſſen jhre Bücher einen
jeden vnterſchreiben/ daß nichts dem Wort GOttes zuwieder in denſelben waͤre
enthalten: Vnd damaln gabe es zwo Partheyen/ die Biſchoffe vnd die Purita-
ner. Die Puritaner/ ſchreibt Broock/ waren Conformiſtæ, ſo die Jrꝛthumb wie-
derlegten/ vnd die alte Ceremonien doch lieſſen ſtreichen: Non-conformiſtæ, die
eine oder andere Ceremonien hielten oder verworffen: Separatiſtæ waren rigidi
oder Brovvniſtæ, vnd Hemi oder Robinſoriani, ſo hernach Independentes ſeyn
wollen. Aber vnter Carolo gab es alte vnd newe Puritaner/ zumal die newen in
dieſem von den alten zu vnterſcheiden/ daß ſie mit gutem Gewiſſen gar keine Cere-
monien dulten koͤnten. Letzlich iſt es dahinauß gelauffen/ als man ſich uͤber dem
Kirchen-Regiment gezweygt/ daß dieſe zwo Partheyen/ Presbyteriani vnd Inde-
pendentes
ſich vernehmen laſſen. Die erſten haltens ſchier mit den uͤbrigen Re-
formirten/ vnd vnterwerffen die Kirch den Elteſten/ den Claſſen/ vnd den Syno-
den. Die andern aber wollen jede Kirch vngebunden vnd die Freyheit deß Ge-
wiſſens vnd Glaubens haben: Sind aber Rechtglaubige/ nur in dieſem von den
Puritanern vnterſcheiden/ daß ſie keine Elteſten/ ſondern das gantze Volck er-

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[41/0217] & Germaniæ Continuatio. Bapſtumb iſt geblieben/ auſſerhalb deß Hauptes/ welches die Engellaͤnder nicht zu Rom/ ſondern in der Jnſul ſelbſt finden wollen vnd jhren Koͤnig/ als den Papſt vor das Haupt jhrer Kirchen erkennen. Welches ſonderlich hierauß abzuneh- men/ daß/ als der Papſt die Koͤnigin Eliſabeth in Bann wollen thun/ Frantz Walſingham zween Paͤpſtiſche Kundſchaffer gleichſam heimlich in Engelland kommen laſſen/ vnd verſchafft/ daß ſie den Gottesdienſt zu Cantorbery vnd Lon- den in Paͤpſtiſchem Schmuck vnd Gepraͤng ſehen leſen vnd ſingen. Daruͤber ſie ſich verwundert/ daß der Papſt ein ſolch Koͤnigreich/ welches vff Roͤmiſche Ma- nier ſehr eiferig waͤre/ wolte in Bann thun; Wegen jhrer Relation hinterblieb dieſelbe Bull ſambt der Excommunication deß Banns. Auch meldet Carleton, Papſt Pius IV. waͤre geſinnet geweſen/ den Engellaͤndern die beyderley Geſtalten/ vnd den Gottesdienſt deß Gebets in jhrer Mutterſprach zu verſtatten/ wann ſie jhn nur vor das Oberhaupt der Kirchen erkenneten. Nun bezeugt die gantze Hiſtori/ daß die Biſchoffe jederzeit dem Parlament/ vnd das Parlament den Biſchoffen entgegen geweſen/ weil eines uͤber das andre ſeyn wollen. Die Koͤnigin Eliſa- beth wolte die Biſchoff in etwas ringern/ muſte aber alſobald hoͤren/ Alsdann wuͤr- de ein jeder Dorffprieſter die Koͤnigliche Majeſtaͤt excommuniciren. Jacobus hielt es veſt mit den Biſchoffen/ geſtattet aber keines Wegs jhnen einig Goͤttlich Recht: biß vnter Carolo der Biſchoff zu Elien/ wie Baſtvvic bezeugt/ ſein Biſchoffs- Kapp verwetten wollen/ wann er nicht erweiſe/ daß die Biſchoffliche Hoheit auß Goͤttlichem Recht herruͤhre/ vnd dem Koͤnig nicht vnterwuͤrffig ſey. Darumb ſagte der von Cantorbery/ die Biſchoffe waͤren aͤlter als die Koͤnige. Sie mach- ten zu jhrem Vortheil etliche Geſaͤtz zu Eingang Jacobi VI. nur deſto groͤſſern Gewalt zu tragen/ vnd ſtopfften das Maul/ oder ſuſpendirten/ oder verſtieſſen da- mals uͤber 400. Prediger/ die jhnen wiederſprochen/ vnd lieſſen jhre Bücher einen jeden vnterſchreiben/ daß nichts dem Wort GOttes zuwieder in denſelben waͤre enthalten: Vnd damaln gabe es zwo Partheyen/ die Biſchoffe vnd die Purita- ner. Die Puritaner/ ſchreibt Broock/ waren Conformiſtæ, ſo die Jrꝛthumb wie- derlegten/ vnd die alte Ceremonien doch lieſſen ſtreichen: Non-conformiſtæ, die eine oder andere Ceremonien hielten oder verworffen: Separatiſtæ waren rigidi oder Brovvniſtæ, vnd Hemi oder Robinſoriani, ſo hernach Independentes ſeyn wollen. Aber vnter Carolo gab es alte vnd newe Puritaner/ zumal die newen in dieſem von den alten zu vnterſcheiden/ daß ſie mit gutem Gewiſſen gar keine Cere- monien dulten koͤnten. Letzlich iſt es dahinauß gelauffen/ als man ſich uͤber dem Kirchen-Regiment gezweygt/ daß dieſe zwo Partheyen/ Presbyteriani vnd Inde- pendentes ſich vernehmen laſſen. Die erſten haltens ſchier mit den uͤbrigen Re- formirten/ vnd vnterwerffen die Kirch den Elteſten/ den Claſſen/ vnd den Syno- den. Die andern aber wollen jede Kirch vngebunden vnd die Freyheit deß Ge- wiſſens vnd Glaubens haben: Sind aber Rechtglaubige/ nur in dieſem von den Puritanern vnterſcheiden/ daß ſie keine Elteſten/ ſondern das gantze Volck er- kennen/ F f

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/217>, abgerufen am 25.11.2024.