Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.ET RESTAVR. DISCVRS. XXVI. vnd thät ein kluge vnd bescheydene Rede/ entschuldiget zu erst seineJugend/ erwiese/ daß er auß vieler verständiger Leute Beyrahten so viel erlernet/ daß ein Concilium der Kirchen zum allerhöchsten noht thäte. Darumb bestehe er in seinem Fürnehmen/ vnnd wer- de dahin nicht zubringen seyn/ daß er zugleich/ was gut bey der Re- ligion ist/ mit dem bösen solte außrotten lassen. Hierüber saß der Bapst mit seinen Höfflingen vmb etwas bestürtzt/ gab es vmm etwas wolfeiler/ vnd sagt: Er wolte sich mit seinen Cardinälen darüber berahten: Erhielte doch so viel/ daß Carol[u]s versprach/ alle müg- liche Wege fürzunehmen/ daß die Lutheraner wider zur Römischen Kirchen kehreten/ vnd wann es nicht anderst seyn wolte/ sie mit Ge- walt dahin anzuhalten. So stunde dann das Römische Reich in höchster Gefahr/ in- Appia, Qq ij
ET RESTAVR. DISCVRS. XXVI. vnd thaͤt ein kluge vnd beſcheydene Rede/ entſchuldiget zu erſt ſeineJugend/ erwieſe/ daß er auß vieler verſtaͤndiger Leute Beyrahten ſo viel erlernet/ daß ein Concilium der Kirchen zum allerhoͤchſten noht thaͤte. Darumb beſtehe er in ſeinem Fuͤrnehmen/ vnnd wer- de dahin nicht zubringen ſeyn/ daß er zugleich/ was gut bey der Re- ligion iſt/ mit dem boͤſen ſolte außrotten laſſen. Hieruͤber ſaß der Bapſt mit ſeinen Hoͤfflingen vmb etwas beſtuͤrtzt/ gab es vm̃ etwas wolfeiler/ vnd ſagt: Er wolte ſich mit ſeinen Cardinaͤlen daruͤber berahten: Erhielte doch ſo viel/ daß Carol[u]s verſprach/ alle muͤg- liche Wege fuͤrzunehmen/ daß die Lutheraner wider zur Roͤmiſchen Kirchen kehreten/ vnd wann es nicht anderſt ſeyn wolte/ ſie mit Ge- walt dahin anzuhalten. So ſtunde dann das Roͤmiſche Reich in hoͤchſter Gefahr/ in- Appia, Qq ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ET RESTAVR. DISCVRS. XXVI.</hi></hi></fw><lb/> vnd thaͤt ein kluge vnd beſcheydene Rede/ entſchuldiget zu erſt ſeine<lb/> Jugend/ erwieſe/ daß er auß vieler verſtaͤndiger Leute Beyrahten<lb/> ſo viel erlernet/ daß ein <hi rendition="#aq">Concilium</hi> der Kirchen zum allerhoͤchſten<lb/> noht thaͤte. Darumb beſtehe er in ſeinem Fuͤrnehmen/ vnnd wer-<lb/> de dahin nicht zubringen ſeyn/ daß er zugleich/ was gut bey der Re-<lb/> ligion iſt/ mit dem boͤſen ſolte außrotten laſſen. Hieruͤber ſaß der<lb/> Bapſt mit ſeinen Hoͤfflingen vmb etwas beſtuͤrtzt/ gab es vm̃ etwas<lb/> wolfeiler/ vnd ſagt: Er wolte ſich mit ſeinen Cardinaͤlen daruͤber<lb/> berahten: Erhielte doch ſo viel/ daß <hi rendition="#aq">Carol<supplied>u</supplied>s</hi> verſprach/ alle muͤg-<lb/> liche Wege fuͤrzunehmen/ daß die Lutheraner wider zur Roͤmiſchen<lb/> Kirchen kehreten/ vnd wann es nicht anderſt ſeyn wolte/ ſie mit Ge-<lb/> walt dahin anzuhalten.</p><lb/> <p>So ſtunde dann das Roͤmiſche Reich in hoͤchſter Gefahr/ in-<lb/> wendig mit Vnruh vnd Zwyſpalt getrennet/ außwendig von dem<lb/> vbermaͤchtigen Tuͤrcken/ vnd von dem wanckelmuͤhtigen Frantzo-<lb/> ſen angefochten. Vnd iſt nicht ohne/ der Bapſt/ als ein Haupt der<lb/> Occidentaliſchen Chriſtenheit/ hatte zwar das Geiſtliche eygentlich<lb/> zuverwalten: Weil aber das Weltliche auch jederweilen in das<lb/> Geiſtliche laufft/ muß jhm deßwegen ein groſſes Anſehen auch dar-<lb/> uͤber zuwachſen. Wann nun derſelbe ſich/ als einẽ allgemeinen geiſt-<lb/> lichen Vatter bezeuget/ moderiert er alle Ding vnter ſeinen Kindern<lb/> zum allerbeſten; laͤßt jhnen den Zaum jederweilen lang/ jeder weilen<lb/> ziehet er denſelben an ſich/ vnd vnterrichtet ſeine Kinder/ daß nicht<lb/> allemal Seelet/ was wol Leibet; auch nicht allemal Gewinn iſt/<lb/> wann mancher groſſer Potentat/ wie ein groſſer Hecht in einem<lb/> Fiſchteich/ die Kleinen verſchlinget/ vnd von jhrem Fleiſch vñ Blut<lb/> ſett vnd ſtarck wird. Dannenhero hat er ein wachendes Aug auff der<lb/> Potentaten Verbuͤndnuͤſſen/ lencket vnd wendet dieſelben nach be-<lb/> ſter Maaß/ zu der Kirchen Auffnehmen vnd Wolfahrt. Darumb<lb/> muſte der Bapſt zu dieſer Zeit ſonderliche Sorg tragen/ weil Spa-<lb/> nien vñ Franckreich die gantze Welt gegen Nidergang in zwo Par-<lb/> theyen ſpaltetẽ. Dann in Erwegung der Frantzoͤß jhre weitlaͤufftige<lb/> Ding ohnlaͤngſt eingebildet vnd fuͤrgenommen/ einen Durchgang<lb/> durch das Alpengebuͤrg in die Lombardey/ da von dannen ein <hi rendition="#aq">Via</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Qq ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Appia,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [307/0315]
ET RESTAVR. DISCVRS. XXVI.
vnd thaͤt ein kluge vnd beſcheydene Rede/ entſchuldiget zu erſt ſeine
Jugend/ erwieſe/ daß er auß vieler verſtaͤndiger Leute Beyrahten
ſo viel erlernet/ daß ein Concilium der Kirchen zum allerhoͤchſten
noht thaͤte. Darumb beſtehe er in ſeinem Fuͤrnehmen/ vnnd wer-
de dahin nicht zubringen ſeyn/ daß er zugleich/ was gut bey der Re-
ligion iſt/ mit dem boͤſen ſolte außrotten laſſen. Hieruͤber ſaß der
Bapſt mit ſeinen Hoͤfflingen vmb etwas beſtuͤrtzt/ gab es vm̃ etwas
wolfeiler/ vnd ſagt: Er wolte ſich mit ſeinen Cardinaͤlen daruͤber
berahten: Erhielte doch ſo viel/ daß Carolus verſprach/ alle muͤg-
liche Wege fuͤrzunehmen/ daß die Lutheraner wider zur Roͤmiſchen
Kirchen kehreten/ vnd wann es nicht anderſt ſeyn wolte/ ſie mit Ge-
walt dahin anzuhalten.
So ſtunde dann das Roͤmiſche Reich in hoͤchſter Gefahr/ in-
wendig mit Vnruh vnd Zwyſpalt getrennet/ außwendig von dem
vbermaͤchtigen Tuͤrcken/ vnd von dem wanckelmuͤhtigen Frantzo-
ſen angefochten. Vnd iſt nicht ohne/ der Bapſt/ als ein Haupt der
Occidentaliſchen Chriſtenheit/ hatte zwar das Geiſtliche eygentlich
zuverwalten: Weil aber das Weltliche auch jederweilen in das
Geiſtliche laufft/ muß jhm deßwegen ein groſſes Anſehen auch dar-
uͤber zuwachſen. Wann nun derſelbe ſich/ als einẽ allgemeinen geiſt-
lichen Vatter bezeuget/ moderiert er alle Ding vnter ſeinen Kindern
zum allerbeſten; laͤßt jhnen den Zaum jederweilen lang/ jeder weilen
ziehet er denſelben an ſich/ vnd vnterrichtet ſeine Kinder/ daß nicht
allemal Seelet/ was wol Leibet; auch nicht allemal Gewinn iſt/
wann mancher groſſer Potentat/ wie ein groſſer Hecht in einem
Fiſchteich/ die Kleinen verſchlinget/ vnd von jhrem Fleiſch vñ Blut
ſett vnd ſtarck wird. Dannenhero hat er ein wachendes Aug auff der
Potentaten Verbuͤndnuͤſſen/ lencket vnd wendet dieſelben nach be-
ſter Maaß/ zu der Kirchen Auffnehmen vnd Wolfahrt. Darumb
muſte der Bapſt zu dieſer Zeit ſonderliche Sorg tragen/ weil Spa-
nien vñ Franckreich die gantze Welt gegen Nidergang in zwo Par-
theyen ſpaltetẽ. Dann in Erwegung der Frantzoͤß jhre weitlaͤufftige
Ding ohnlaͤngſt eingebildet vnd fuͤrgenommen/ einen Durchgang
durch das Alpengebuͤrg in die Lombardey/ da von dannen ein Via
Appia,
Qq ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650/315 |
Zitationshilfe: | Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650/315>, abgerufen am 16.02.2025. |