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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Drittes Kapitel. Thür- und Fensteröffnungen.
Alles Uebrige giebt die Zeichnung in allen Details genau zu erkennen
und scheint daher eine weitere Erklärung überflüssig zu sein.

Die Thür- und Fensteröffnungen der Etagenfenster können jede be-
liebige Form erhalten, und sowohl aus Sandstein als auch aus Ziegeln
hergestellt werden. Besondere Beachtung verdient die Ueberdeckung,
d. h. der sogenannte "Sturz" dieser Oeffnungen, welche in zwei
Theile, nämlich in innere und in äußere Leibung zerfällt.

Falls der Fenstersturz aus zwei concentrischen Halbkreisen oder
Segmentbögen bestehen soll, bietet hierfür der Verband keine besondere
Schwierigkeit, wenn man die Regeln für die Mauerenden mit Fenster-
und Thüranschlägen befolgt (siehe die Regeln auf pag. 21 bis 23
dieses Bandes).

Schwieriger wird die Wölbung, wenn der äußere Sturz horizontal,
dagegen der innere gebogen sein soll; da beide Theile miteinander
im Verbande stehen müssen, läßt man in dem äußeren Sturz die
Steine bis auf die horizontale Fensterbegrenzung hinabreichen. Dieses
Verfahren macht Fig. 503 A--C ersichtlich, in welchen die äußere und
innere Ansichten, sowie der Querschnitt des Fenstersturzes dargestellt
sind. Die praktische Ausführung geschieht mittelst zweier Lehrbögen,
nämlich für den äußeren scheitrechten Bogen benutzt man das hori-
zontale Brett a, dessen Enden im Mauerwerk stecken, und für den
Segmentbogen stellt man die beiden Lehrbögen b b auf, deren Enden
sich ebenfalls in den Mauerfugen festklemmen, und die in der Mitte
gemeinsam mit dem Brette a auf der Stütze c ruhen. Der ganze
Sturz wird nach dem zum inneren Segmentbogen gehörigen Mittel-
punkt d mittelst einer in d befestigten Schnur eingewölbt.

Für solche Fenstersturze, welche sowohl inner- als auch außerhalb
scheitrecht bleiben, gilt das vorstehende Verfahren ebenfalls. Die
Fig. 504 A--C zeigen einen horizontalen Sturz in Ziegeln; alle
Lagerfugen sind nach dem Mittelpunkte eines über der Fensteröffnung
gedachten Segmentbogens gerichtet. In Fig. 505 A--C ist eine ana-
loge Anordnung, jedoch mit Hinzufügen der Ziegelvorkragungen für
die Fensterverdachung.

Die Sohlbank der aus Ziegeln ausgeführten Fensteröffnungen
besteht meistens aus einer flachen Ziegelschaarabdeckung (Fig. 506)
oder aus einer horizontalen Rollschicht, die vorne abgeschrägt ist und
die Mauerflucht etwas überragt. Da in Fig. 506 die schräge Ziegel-
schicht, auch selbst wenn man sie mit Cement vermauert, leicht ab-

Drittes Kapitel. Thür- und Fenſteröffnungen.
Alles Uebrige giebt die Zeichnung in allen Details genau zu erkennen
und ſcheint daher eine weitere Erklärung überflüſſig zu ſein.

Die Thür- und Fenſteröffnungen der Etagenfenſter können jede be-
liebige Form erhalten, und ſowohl aus Sandſtein als auch aus Ziegeln
hergeſtellt werden. Beſondere Beachtung verdient die Ueberdeckung,
d. h. der ſogenannte „Sturz“ dieſer Oeffnungen, welche in zwei
Theile, nämlich in innere und in äußere Leibung zerfällt.

Falls der Fenſterſturz aus zwei concentriſchen Halbkreiſen oder
Segmentbögen beſtehen ſoll, bietet hierfür der Verband keine beſondere
Schwierigkeit, wenn man die Regeln für die Mauerenden mit Fenſter-
und Thüranſchlägen befolgt (ſiehe die Regeln auf pag. 21 bis 23
dieſes Bandes).

Schwieriger wird die Wölbung, wenn der äußere Sturz horizontal,
dagegen der innere gebogen ſein ſoll; da beide Theile miteinander
im Verbande ſtehen müſſen, läßt man in dem äußeren Sturz die
Steine bis auf die horizontale Fenſterbegrenzung hinabreichen. Dieſes
Verfahren macht Fig. 503 A—C erſichtlich, in welchen die äußere und
innere Anſichten, ſowie der Querſchnitt des Fenſterſturzes dargeſtellt
ſind. Die praktiſche Ausführung geſchieht mittelſt zweier Lehrbögen,
nämlich für den äußeren ſcheitrechten Bogen benutzt man das hori-
zontale Brett a, deſſen Enden im Mauerwerk ſtecken, und für den
Segmentbogen ſtellt man die beiden Lehrbögen b b auf, deren Enden
ſich ebenfalls in den Mauerfugen feſtklemmen, und die in der Mitte
gemeinſam mit dem Brette a auf der Stütze c ruhen. Der ganze
Sturz wird nach dem zum inneren Segmentbogen gehörigen Mittel-
punkt d mittelſt einer in d befeſtigten Schnur eingewölbt.

Für ſolche Fenſterſturze, welche ſowohl inner- als auch außerhalb
ſcheitrecht bleiben, gilt das vorſtehende Verfahren ebenfalls. Die
Fig. 504 A—C zeigen einen horizontalen Sturz in Ziegeln; alle
Lagerfugen ſind nach dem Mittelpunkte eines über der Fenſteröffnung
gedachten Segmentbogens gerichtet. In Fig. 505 A—C iſt eine ana-
loge Anordnung, jedoch mit Hinzufügen der Ziegelvorkragungen für
die Fenſterverdachung.

Die Sohlbank der aus Ziegeln ausgeführten Fenſteröffnungen
beſteht meiſtens aus einer flachen Ziegelſchaarabdeckung (Fig. 506)
oder aus einer horizontalen Rollſchicht, die vorne abgeſchrägt iſt und
die Mauerflucht etwas überragt. Da in Fig. 506 die ſchräge Ziegel-
ſchicht, auch ſelbſt wenn man ſie mit Cement vermauert, leicht ab-

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[484/0500] Drittes Kapitel. Thür- und Fenſteröffnungen. Alles Uebrige giebt die Zeichnung in allen Details genau zu erkennen und ſcheint daher eine weitere Erklärung überflüſſig zu ſein. Die Thür- und Fenſteröffnungen der Etagenfenſter können jede be- liebige Form erhalten, und ſowohl aus Sandſtein als auch aus Ziegeln hergeſtellt werden. Beſondere Beachtung verdient die Ueberdeckung, d. h. der ſogenannte „Sturz“ dieſer Oeffnungen, welche in zwei Theile, nämlich in innere und in äußere Leibung zerfällt. Falls der Fenſterſturz aus zwei concentriſchen Halbkreiſen oder Segmentbögen beſtehen ſoll, bietet hierfür der Verband keine beſondere Schwierigkeit, wenn man die Regeln für die Mauerenden mit Fenſter- und Thüranſchlägen befolgt (ſiehe die Regeln auf pag. 21 bis 23 dieſes Bandes). Schwieriger wird die Wölbung, wenn der äußere Sturz horizontal, dagegen der innere gebogen ſein ſoll; da beide Theile miteinander im Verbande ſtehen müſſen, läßt man in dem äußeren Sturz die Steine bis auf die horizontale Fenſterbegrenzung hinabreichen. Dieſes Verfahren macht Fig. 503 A—C erſichtlich, in welchen die äußere und innere Anſichten, ſowie der Querſchnitt des Fenſterſturzes dargeſtellt ſind. Die praktiſche Ausführung geſchieht mittelſt zweier Lehrbögen, nämlich für den äußeren ſcheitrechten Bogen benutzt man das hori- zontale Brett a, deſſen Enden im Mauerwerk ſtecken, und für den Segmentbogen ſtellt man die beiden Lehrbögen b b auf, deren Enden ſich ebenfalls in den Mauerfugen feſtklemmen, und die in der Mitte gemeinſam mit dem Brette a auf der Stütze c ruhen. Der ganze Sturz wird nach dem zum inneren Segmentbogen gehörigen Mittel- punkt d mittelſt einer in d befeſtigten Schnur eingewölbt. Für ſolche Fenſterſturze, welche ſowohl inner- als auch außerhalb ſcheitrecht bleiben, gilt das vorſtehende Verfahren ebenfalls. Die Fig. 504 A—C zeigen einen horizontalen Sturz in Ziegeln; alle Lagerfugen ſind nach dem Mittelpunkte eines über der Fenſteröffnung gedachten Segmentbogens gerichtet. In Fig. 505 A—C iſt eine ana- loge Anordnung, jedoch mit Hinzufügen der Ziegelvorkragungen für die Fenſterverdachung. Die Sohlbank der aus Ziegeln ausgeführten Fenſteröffnungen beſteht meiſtens aus einer flachen Ziegelſchaarabdeckung (Fig. 506) oder aus einer horizontalen Rollſchicht, die vorne abgeſchrägt iſt und die Mauerflucht etwas überragt. Da in Fig. 506 die ſchräge Ziegel- ſchicht, auch ſelbſt wenn man ſie mit Cement vermauert, leicht ab-

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/500>, abgerufen am 25.11.2024.