Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Austragen zu umständlich sein würde. Bei Schnittsteinen muß aberjeder Stein vor dem Versetzen nach einer Schablone bearbeitet werden. Fig. 426 zeigt die genaue Kuf-Einwölbung eines 1/2 Ziegel starken Gewölbes. Die Einwölbung der vier Kappen beginnt gleichzeitig von den Ecken aus ganz gleichmäßig. Fig. 427 giebt den Ziegel-Verband (im Querschnitt und Grundriß) [Abbildung]
Fig. 427. selnden Schichten ein Steinstück, damit dieSteine mindestens im Rücken zusammenstoßen. Es folgt hieraus, daß der Grat die schwächste Stelle des Gewölbes ist, da in Bezug auf die Festigkeit ein eingesetztes Stückchen das fehlende Stück nicht ersetzen kann. Da aber das Kreuzgewölbe am wenigsten im Grat, wo alle Kraftwirkungen sich vereinigen, schwächer sein darf als anderswo, so wird der Grat oft noch um 1/2 Ziegel verstärkt. Bei Bruch- und Werksteinen machen sich Die Gewölbeanfänge, sowohl an Pfeilern Für diese Ausführung des Kreuzgewölbes auf den Kuf ist ein Damit nach dem Setzen des Gewölbes die Mitte der sich schneidenden Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Austragen zu umſtändlich ſein würde. Bei Schnittſteinen muß aberjeder Stein vor dem Verſetzen nach einer Schablone bearbeitet werden. Fig. 426 zeigt die genaue Kuf-Einwölbung eines ½ Ziegel ſtarken Gewölbes. Die Einwölbung der vier Kappen beginnt gleichzeitig von den Ecken aus ganz gleichmäßig. Fig. 427 giebt den Ziegel-Verband (im Querſchnitt und Grundriß) [Abbildung]
Fig. 427. ſelnden Schichten ein Steinſtück, damit dieSteine mindeſtens im Rücken zuſammenſtoßen. Es folgt hieraus, daß der Grat die ſchwächſte Stelle des Gewölbes iſt, da in Bezug auf die Feſtigkeit ein eingeſetztes Stückchen das fehlende Stück nicht erſetzen kann. Da aber das Kreuzgewölbe am wenigſten im Grat, wo alle Kraftwirkungen ſich vereinigen, ſchwächer ſein darf als anderswo, ſo wird der Grat oft noch um ½ Ziegel verſtärkt. Bei Bruch- und Werkſteinen machen ſich Die Gewölbeanfänge, ſowohl an Pfeilern Für dieſe Ausführung des Kreuzgewölbes auf den Kuf iſt ein Damit nach dem Setzen des Gewölbes die Mitte der ſich ſchneidenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0428" n="412"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel. Die Gewölbe.</fw><lb/> Austragen zu umſtändlich ſein würde. Bei Schnittſteinen muß aber<lb/> jeder Stein vor dem Verſetzen nach einer Schablone bearbeitet werden.<lb/> Fig. 426 zeigt die genaue Kuf-Einwölbung eines ½ Ziegel ſtarken<lb/> Gewölbes. Die Einwölbung der vier Kappen beginnt gleichzeitig von<lb/> den Ecken aus ganz gleichmäßig.</p><lb/> <p>Fig. 427 giebt den Ziegel-Verband (im Querſchnitt und Grundriß)<lb/><hi rendition="#g">einer</hi> Stelle im Grat; hiernach fehlt im Grat immer in den abwech-<lb/><figure><head>Fig. 427.</head></figure><lb/> ſelnden Schichten ein Steinſtück, damit die<lb/> Steine mindeſtens im Rücken zuſammenſtoßen.<lb/> Es folgt hieraus, daß der Grat die ſchwächſte<lb/> Stelle des Gewölbes iſt, da in Bezug auf<lb/> die Feſtigkeit ein eingeſetztes Stückchen das<lb/> fehlende Stück nicht erſetzen kann. Da aber<lb/> das Kreuzgewölbe am wenigſten im Grat,<lb/> wo alle Kraftwirkungen ſich vereinigen,<lb/> ſchwächer ſein darf als anderswo, ſo wird<lb/> der Grat oft noch um ½ Ziegel verſtärkt.</p><lb/> <p>Bei Bruch- und Werkſteinen machen ſich<lb/> dieſe Uebelſtände nicht ſo geltend und giebt<lb/> man der Kufwölbung der bequemeren Aus-<lb/> führung wegen den Vorzug.</p><lb/> <p>Die Gewölbeanfänge, ſowohl an Pfeilern<lb/> als auch in den Ecken des Raumes, werden entweder aus Hauſteinen<lb/> oder durch horizontale Auskragung des Mauerwerks hergeſtellt.</p><lb/> <p>Für dieſe Ausführung des Kreuzgewölbes <hi rendition="#g">auf den Kuf</hi> iſt ein<lb/> vollſtändiges Lehrgerüſt erforderlich. Zunächſt werden die Gratbögen,<lb/> in der Mitte von einem Mönch unterſtützt, dann die Schildbögen und<lb/> die ſich an die Gratbögen anſchiftenden Kappenlehrbögen aufgeſtellt<lb/> und hierauf die Schalung gebracht. Die Einrüſtung kann aber auch<lb/> in der Weiſe geſchehen, daß man erſt eine Einrüſtung für ein Tonnen-<lb/> gewölbe herſtellt, darauf durch horizontal geſpannte Schnüre, die man<lb/> durch Lothe auf die Schalung projicirt, die Gratlinien beſtimmt und<lb/> dann während des Mauerns nach und nach die Rüſtung für die<lb/> anderen Kappen aufſtellt.</p><lb/> <p>Damit nach dem Setzen des Gewölbes die Mitte der ſich ſchneidenden<lb/> Scheitellinien nicht niedriger zu liegen komme als der Scheitelpunkt der<lb/> Schildbögen, giebt man des ungleichen Setzens wegen dem Lehrgrat-<lb/> bogen bei regelmäßigen Grundformen gewöhnlich 1/40, bei unregel-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [412/0428]
Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
Austragen zu umſtändlich ſein würde. Bei Schnittſteinen muß aber
jeder Stein vor dem Verſetzen nach einer Schablone bearbeitet werden.
Fig. 426 zeigt die genaue Kuf-Einwölbung eines ½ Ziegel ſtarken
Gewölbes. Die Einwölbung der vier Kappen beginnt gleichzeitig von
den Ecken aus ganz gleichmäßig.
Fig. 427 giebt den Ziegel-Verband (im Querſchnitt und Grundriß)
einer Stelle im Grat; hiernach fehlt im Grat immer in den abwech-
[Abbildung Fig. 427.]
ſelnden Schichten ein Steinſtück, damit die
Steine mindeſtens im Rücken zuſammenſtoßen.
Es folgt hieraus, daß der Grat die ſchwächſte
Stelle des Gewölbes iſt, da in Bezug auf
die Feſtigkeit ein eingeſetztes Stückchen das
fehlende Stück nicht erſetzen kann. Da aber
das Kreuzgewölbe am wenigſten im Grat,
wo alle Kraftwirkungen ſich vereinigen,
ſchwächer ſein darf als anderswo, ſo wird
der Grat oft noch um ½ Ziegel verſtärkt.
Bei Bruch- und Werkſteinen machen ſich
dieſe Uebelſtände nicht ſo geltend und giebt
man der Kufwölbung der bequemeren Aus-
führung wegen den Vorzug.
Die Gewölbeanfänge, ſowohl an Pfeilern
als auch in den Ecken des Raumes, werden entweder aus Hauſteinen
oder durch horizontale Auskragung des Mauerwerks hergeſtellt.
Für dieſe Ausführung des Kreuzgewölbes auf den Kuf iſt ein
vollſtändiges Lehrgerüſt erforderlich. Zunächſt werden die Gratbögen,
in der Mitte von einem Mönch unterſtützt, dann die Schildbögen und
die ſich an die Gratbögen anſchiftenden Kappenlehrbögen aufgeſtellt
und hierauf die Schalung gebracht. Die Einrüſtung kann aber auch
in der Weiſe geſchehen, daß man erſt eine Einrüſtung für ein Tonnen-
gewölbe herſtellt, darauf durch horizontal geſpannte Schnüre, die man
durch Lothe auf die Schalung projicirt, die Gratlinien beſtimmt und
dann während des Mauerns nach und nach die Rüſtung für die
anderen Kappen aufſtellt.
Damit nach dem Setzen des Gewölbes die Mitte der ſich ſchneidenden
Scheitellinien nicht niedriger zu liegen komme als der Scheitelpunkt der
Schildbögen, giebt man des ungleichen Setzens wegen dem Lehrgrat-
bogen bei regelmäßigen Grundformen gewöhnlich 1/40, bei unregel-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeWanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |