Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Putzes der äußeren Mauerflächen, der des Gebirgsklimas wegen dochin der Regel nicht von langer Dauer ist, die Bruchsteine nach Art der Werkstücke in den Ansichten glatt zu bearbeiten, und das Mauerwerk sauber auszufugen. Im Innern dagegen sind die Gesimse (in der Chornische) sowohl, als die Mauer- und Gewölbeflächen mit Kalk- mörtel sauber geputzt, demnächst steinfarbig in lichten Tönen ange- strichen und mit leichten Ornamenten, in Einschlußlinien etc. bestehend versehen. d) Das Verzeichnen der böhmischen oder Platzelge- [Abbildung]
Fig. 397 A -- D. B für einen rechteckigen Raum) zeigt. Bei halbkreisförmigen Anläufensieht man sonach Halbkreise im Grundrisse, im andern Falle hohe Kreissegmente. In Oesterreich ist es gebräuchlich, die Platzelgewölbe im Grundrisse, wie Fig. C und D angeben, zu verzeichnen; diese Methode verdient aber keine Nachahmung, da sie niemals die richtige Wölb- linie bezeichnet. Die Fig. C hat nur dann Anspruch auf Richtigkeit, wenn Zwickel und Kalotte vorhanden sind, wie bei Kuppelgewöl- ben (siehe Fig. 356 und 357), denn dann vermag Jeder bei gegebenem Zweites Kapitel. Die Gewölbe. Putzes der äußeren Mauerflächen, der des Gebirgsklimas wegen dochin der Regel nicht von langer Dauer iſt, die Bruchſteine nach Art der Werkſtücke in den Anſichten glatt zu bearbeiten, und das Mauerwerk ſauber auszufugen. Im Innern dagegen ſind die Geſimſe (in der Chorniſche) ſowohl, als die Mauer- und Gewölbeflächen mit Kalk- mörtel ſauber geputzt, demnächſt ſteinfarbig in lichten Tönen ange- ſtrichen und mit leichten Ornamenten, in Einſchlußlinien ꝛc. beſtehend verſehen. d) Das Verzeichnen der böhmiſchen oder Platzelge- [Abbildung]
Fig. 397 A — D. B für einen rechteckigen Raum) zeigt. Bei halbkreisförmigen Anläufenſieht man ſonach Halbkreiſe im Grundriſſe, im andern Falle hohe Kreisſegmente. In Oeſterreich iſt es gebräuchlich, die Platzelgewölbe im Grundriſſe, wie Fig. C und D angeben, zu verzeichnen; dieſe Methode verdient aber keine Nachahmung, da ſie niemals die richtige Wölb- linie bezeichnet. Die Fig. C hat nur dann Anſpruch auf Richtigkeit, wenn Zwickel und Kalotte vorhanden ſind, wie bei Kuppelgewöl- ben (ſiehe Fig. 356 und 357), denn dann vermag Jeder bei gegebenem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0400" n="384"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel. Die Gewölbe.</fw><lb/> Putzes der äußeren Mauerflächen, der des Gebirgsklimas wegen doch<lb/> in der Regel nicht von langer Dauer iſt, die Bruchſteine nach Art der<lb/> Werkſtücke in den Anſichten glatt zu bearbeiten, und das Mauerwerk<lb/> ſauber auszufugen. Im Innern dagegen ſind die Geſimſe (in der<lb/> Chorniſche) ſowohl, als die Mauer- und Gewölbeflächen mit Kalk-<lb/> mörtel ſauber geputzt, demnächſt ſteinfarbig in lichten Tönen ange-<lb/> ſtrichen und mit leichten Ornamenten, in Einſchlußlinien ꝛc. beſtehend<lb/> verſehen.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">d</hi>) <hi rendition="#g">Das Verzeichnen der böhmiſchen oder Platzelge-<lb/> wölbe</hi> geſchieht im Grundriſſe durch Umklappen der Schildlinien<lb/> reſp. Anläufe, wie dies in Fig. 397 <hi rendition="#aq">A — B</hi> (<hi rendition="#aq">A</hi> für einen quadratiſchen,<lb/><figure><head>Fig. 397 <hi rendition="#aq">A — D.</hi></head></figure><lb/><hi rendition="#aq">B</hi> für einen rechteckigen Raum) zeigt. Bei halbkreisförmigen Anläufen<lb/> ſieht man ſonach Halbkreiſe im Grundriſſe, im andern Falle hohe<lb/> Kreisſegmente. In Oeſterreich iſt es gebräuchlich, die Platzelgewölbe im<lb/> Grundriſſe, wie Fig. <hi rendition="#aq">C</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> angeben, zu verzeichnen; dieſe Methode<lb/> verdient aber keine Nachahmung, da ſie niemals die richtige Wölb-<lb/> linie bezeichnet. Die Fig. <hi rendition="#aq">C</hi> hat nur dann Anſpruch auf Richtigkeit,<lb/> wenn Zwickel und Kalotte vorhanden ſind, wie bei <hi rendition="#g">Kuppelgewöl-<lb/> ben</hi> (ſiehe Fig. 356 und 357), denn dann vermag Jeder bei gegebenem<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [384/0400]
Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
Putzes der äußeren Mauerflächen, der des Gebirgsklimas wegen doch
in der Regel nicht von langer Dauer iſt, die Bruchſteine nach Art der
Werkſtücke in den Anſichten glatt zu bearbeiten, und das Mauerwerk
ſauber auszufugen. Im Innern dagegen ſind die Geſimſe (in der
Chorniſche) ſowohl, als die Mauer- und Gewölbeflächen mit Kalk-
mörtel ſauber geputzt, demnächſt ſteinfarbig in lichten Tönen ange-
ſtrichen und mit leichten Ornamenten, in Einſchlußlinien ꝛc. beſtehend
verſehen.
d) Das Verzeichnen der böhmiſchen oder Platzelge-
wölbe geſchieht im Grundriſſe durch Umklappen der Schildlinien
reſp. Anläufe, wie dies in Fig. 397 A — B (A für einen quadratiſchen,
[Abbildung Fig. 397 A — D.]
B für einen rechteckigen Raum) zeigt. Bei halbkreisförmigen Anläufen
ſieht man ſonach Halbkreiſe im Grundriſſe, im andern Falle hohe
Kreisſegmente. In Oeſterreich iſt es gebräuchlich, die Platzelgewölbe im
Grundriſſe, wie Fig. C und D angeben, zu verzeichnen; dieſe Methode
verdient aber keine Nachahmung, da ſie niemals die richtige Wölb-
linie bezeichnet. Die Fig. C hat nur dann Anſpruch auf Richtigkeit,
wenn Zwickel und Kalotte vorhanden ſind, wie bei Kuppelgewöl-
ben (ſiehe Fig. 356 und 357), denn dann vermag Jeder bei gegebenem
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Zitationshilfe: | Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/400>, abgerufen am 29.06.2024. |