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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Die Construktion der Kuppelgewölbe.

Der besseren Akustik wegen, wurde die Kuppel mit starken einge-
bundenen Rippen und Schlußringen versehen, überhaupt nach einer
möglichst vollständigen Zerstreuung der Schallstrahlen durch Einschnei-
dungen und Abstufungen der einzelnen Raumtheile, sowie durch starke
Reliefgliederung der Hauptpfeiler und Bögen gestrebt. Zur Sicherung
gegen Regen und Schnee ist die Kuppel mit Cement peputzt und mit
starker Dachpappe bedeckt. Ueber der ganzen Kuppelanlage befindet
sich dann noch das zeltförmige Schutzdach (mit Schiefer eingedeckt).

Die bis jetzt besprochenen Kuppelanlagen haben einen kreisför-
migen Querschnitt und kugelartige Intrados; die Kuppeln können
aber auch vieleckig sein im horizontalen Querschnitte.

Dem Zwecke dieses Buches wird es entsprechen, wenn wir noch
einige kleinere Beispiele dieser Art vorführen.

So z. B. zeigt Fig. 381 den Kapellenraum der israelitischen Kapelle
auf dem Begräbnißplatze zu Dresden (entworfen von E. Gilse, Pro-
fessor der Architektur an der Königl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf).
Der Kapellenraum ist unten quadratisch gestaltet und mit einer acht-
seitigen Kuppel bedeckt. Zu diesem Behufe wurde in den Ecken je eine
kegelartige Auskragung angeordnet, welche den Eckwangen der Kuppel
ein genügendes Auflager bieten (Fig. 382).

In den zwei Hauptaxen des 9,5m weiten Raumes sind in der
Kuppelhöhe mehrere dreitheilige Fenster angelegt worden und stützen
sich die in dieser Richtung hinabgehenden Wangen theilweise gegen
Stichkappen. Die Kuppel wurde durchweg 1/2 Ziegel stark gemauert,
mit Verstärkungsbögen in den Graten, die oben gegen einen Sand-
steinnabel stoßen. Aeußerlich geht der quadratische Raum oberhalb
der Kegelauskragungen in ein Achteck über.

Eine reichere Gesammtanlage bietet das vom verstorbenen genialen
Oberbaurath Stühler vor etwa funfzehn Jahren für die Gräfin Henkel
zu Wolfsberg entworfene Mausoleum (Fig. 383--385), welches hier
in Grundriß, in Querschnitt und in theilweiser Seitenansicht darge-
stellt wird.

Man betritt zuerst den Eingang e und schreitet auf der mittleren
Treppe t in die Kapelle c, welche Fig. 383 im Längenschnitt vorführt;
an diese grenzt eine halbkreisförmige Nische mit dem Altar. Die
Treppen g g führen in eine unterhalb der Kapelle befindliche über-
wölbte Gruft, welche unsere Zeichnung des knappen Raumes wegen
nicht wiedergiebt.

Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe.

Der beſſeren Akuſtik wegen, wurde die Kuppel mit ſtarken einge-
bundenen Rippen und Schlußringen verſehen, überhaupt nach einer
möglichſt vollſtändigen Zerſtreuung der Schallſtrahlen durch Einſchnei-
dungen und Abſtufungen der einzelnen Raumtheile, ſowie durch ſtarke
Reliefgliederung der Hauptpfeiler und Bögen geſtrebt. Zur Sicherung
gegen Regen und Schnee iſt die Kuppel mit Cement peputzt und mit
ſtarker Dachpappe bedeckt. Ueber der ganzen Kuppelanlage befindet
ſich dann noch das zeltförmige Schutzdach (mit Schiefer eingedeckt).

Die bis jetzt beſprochenen Kuppelanlagen haben einen kreisför-
migen Querſchnitt und kugelartige Intrados; die Kuppeln können
aber auch vieleckig ſein im horizontalen Querſchnitte.

Dem Zwecke dieſes Buches wird es entſprechen, wenn wir noch
einige kleinere Beiſpiele dieſer Art vorführen.

So z. B. zeigt Fig. 381 den Kapellenraum der iſraelitiſchen Kapelle
auf dem Begräbnißplatze zu Dresden (entworfen von E. Gilſe, Pro-
feſſor der Architektur an der Königl. Kunſt-Akademie zu Düſſeldorf).
Der Kapellenraum iſt unten quadratiſch geſtaltet und mit einer acht-
ſeitigen Kuppel bedeckt. Zu dieſem Behufe wurde in den Ecken je eine
kegelartige Auskragung angeordnet, welche den Eckwangen der Kuppel
ein genügendes Auflager bieten (Fig. 382).

In den zwei Hauptaxen des 9,5m weiten Raumes ſind in der
Kuppelhöhe mehrere dreitheilige Fenſter angelegt worden und ſtützen
ſich die in dieſer Richtung hinabgehenden Wangen theilweiſe gegen
Stichkappen. Die Kuppel wurde durchweg ½ Ziegel ſtark gemauert,
mit Verſtärkungsbögen in den Graten, die oben gegen einen Sand-
ſteinnabel ſtoßen. Aeußerlich geht der quadratiſche Raum oberhalb
der Kegelauskragungen in ein Achteck über.

Eine reichere Geſammtanlage bietet das vom verſtorbenen genialen
Oberbaurath Stühler vor etwa funfzehn Jahren für die Gräfin Henkel
zu Wolfsberg entworfene Mauſoleum (Fig. 383—385), welches hier
in Grundriß, in Querſchnitt und in theilweiſer Seitenanſicht darge-
ſtellt wird.

Man betritt zuerſt den Eingang e und ſchreitet auf der mittleren
Treppe t in die Kapelle c, welche Fig. 383 im Längenſchnitt vorführt;
an dieſe grenzt eine halbkreisförmige Niſche mit dem Altar. Die
Treppen g g führen in eine unterhalb der Kapelle befindliche über-
wölbte Gruft, welche unſere Zeichnung des knappen Raumes wegen
nicht wiedergiebt.

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[367/0383] Die Conſtruktion der Kuppelgewölbe. Der beſſeren Akuſtik wegen, wurde die Kuppel mit ſtarken einge- bundenen Rippen und Schlußringen verſehen, überhaupt nach einer möglichſt vollſtändigen Zerſtreuung der Schallſtrahlen durch Einſchnei- dungen und Abſtufungen der einzelnen Raumtheile, ſowie durch ſtarke Reliefgliederung der Hauptpfeiler und Bögen geſtrebt. Zur Sicherung gegen Regen und Schnee iſt die Kuppel mit Cement peputzt und mit ſtarker Dachpappe bedeckt. Ueber der ganzen Kuppelanlage befindet ſich dann noch das zeltförmige Schutzdach (mit Schiefer eingedeckt). Die bis jetzt beſprochenen Kuppelanlagen haben einen kreisför- migen Querſchnitt und kugelartige Intrados; die Kuppeln können aber auch vieleckig ſein im horizontalen Querſchnitte. Dem Zwecke dieſes Buches wird es entſprechen, wenn wir noch einige kleinere Beiſpiele dieſer Art vorführen. So z. B. zeigt Fig. 381 den Kapellenraum der iſraelitiſchen Kapelle auf dem Begräbnißplatze zu Dresden (entworfen von E. Gilſe, Pro- feſſor der Architektur an der Königl. Kunſt-Akademie zu Düſſeldorf). Der Kapellenraum iſt unten quadratiſch geſtaltet und mit einer acht- ſeitigen Kuppel bedeckt. Zu dieſem Behufe wurde in den Ecken je eine kegelartige Auskragung angeordnet, welche den Eckwangen der Kuppel ein genügendes Auflager bieten (Fig. 382). In den zwei Hauptaxen des 9,5m weiten Raumes ſind in der Kuppelhöhe mehrere dreitheilige Fenſter angelegt worden und ſtützen ſich die in dieſer Richtung hinabgehenden Wangen theilweiſe gegen Stichkappen. Die Kuppel wurde durchweg ½ Ziegel ſtark gemauert, mit Verſtärkungsbögen in den Graten, die oben gegen einen Sand- ſteinnabel ſtoßen. Aeußerlich geht der quadratiſche Raum oberhalb der Kegelauskragungen in ein Achteck über. Eine reichere Geſammtanlage bietet das vom verſtorbenen genialen Oberbaurath Stühler vor etwa funfzehn Jahren für die Gräfin Henkel zu Wolfsberg entworfene Mauſoleum (Fig. 383—385), welches hier in Grundriß, in Querſchnitt und in theilweiſer Seitenanſicht darge- ſtellt wird. Man betritt zuerſt den Eingang e und ſchreitet auf der mittleren Treppe t in die Kapelle c, welche Fig. 383 im Längenſchnitt vorführt; an dieſe grenzt eine halbkreisförmige Niſche mit dem Altar. Die Treppen g g führen in eine unterhalb der Kapelle befindliche über- wölbte Gruft, welche unſere Zeichnung des knappen Raumes wegen nicht wiedergiebt.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/383>, abgerufen am 22.11.2024.