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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Der Verputz der Mauern und Decken.

Also der äußere Putz kann unter Umständen fortbleiben, der
innere Bewurf ist aber unbedingt erforderlich, weil sonst die nackten
Wände ein unfreundliches Ansehen habe und die Localitäten ganz
unwohnlich sein würden.

Eine Mauer darf nicht eher geputzt werden, bis sie sich vollständig
gesetzt hat und ausgetrocknet ist. Im Aeußeren, wo der Putz der
Einwirkung der Witterung ausgesetzt steht, muß der Kalk von bester
Qualität sein; besonders gilt dieses von der Wetterseite und von allen
Gebäuden, welche eine hohe Lage haben und dem Schlagregen aus-
gesetzt sind. Solche Mauertheile, die vermöge ihrer Lage niemals
ganz trocken werden können, erhalten am besten einen Cementbewurf.

Zur Anfertigung des Kalkputzes eignen sich die wärmeren Jahres-
zeiten am besten, damit der Bewurf so schnell als möglich trocknet;
nur zum Cementmörtelputz wählt man die kühlen Jahres- und Tages-
zeiten. Im Innern der Gebäude ist man weniger mit den Putz-
arbeiten an die Jahreszeit gebunden; selbstverständlich dürfen diese
aber bei Frostwetter nicht stattfinden, auch dann nicht, wenn die
Räume geheizt werden. Damit der Putz auf der Mauer genügend
hafte, bleiben die Fugen während des Mauerns nach außen hin 1--2zm
frei; in diese Vertiefungen dringt der Anwurf hinein. Bei altem
Mauerwerk müssen daher sämmtliche Kalkfugen sorgfältig ausgekratzt
werden. Die Erfahrung lehrt, daß Ziegel, die einmal Kalk angezogen
haben, es zum zweiten Male nur schwer thun; soll daher der schad-
hafte Putz auf einer Mauer erneuert werden, so muß sie zuvor mit
einem trockenen Ziegel abgerieben werden.

Der Putz darf nicht stark auf die Mauer kommen, sonst fällt er
ab, 3zm ist die größte Stärke.

Da der Putz die Unebenheiten des Mauerwerks ausgleichen soll,
er aber nur 2zm stark aufgetragen wird, ist es von Wichtigkeit, die
Mauer vom Anfange an im Lothe und ohne Einbiegungen und Buckel
auszuführen.

Bevor das Putzen beginnt, muß der Arbeiter, um das Haften des
Putzes zu ermöglichen, die Mauer mit einem Besen, vornehmlich in den
Fugen, sorgfältig vom Staube reinigen; sodann wird die Mauer mit
dem Maurerpinsel angenäßt und demnächst der Mörtel mittelst der Kelle
stark an die Wand geworfen. Bei glatt zu putzenden Wänden putzt man
zuerstin steigender Richtung der Mauer einige 12--16zm breite Streifen, die
sämmtlich genau in einer und derselben Ebene liegen müssen; zu diesem

Der Verputz der Mauern und Decken.

Alſo der äußere Putz kann unter Umſtänden fortbleiben, der
innere Bewurf iſt aber unbedingt erforderlich, weil ſonſt die nackten
Wände ein unfreundliches Anſehen habe und die Localitäten ganz
unwohnlich ſein würden.

Eine Mauer darf nicht eher geputzt werden, bis ſie ſich vollſtändig
geſetzt hat und ausgetrocknet iſt. Im Aeußeren, wo der Putz der
Einwirkung der Witterung ausgeſetzt ſteht, muß der Kalk von beſter
Qualität ſein; beſonders gilt dieſes von der Wetterſeite und von allen
Gebäuden, welche eine hohe Lage haben und dem Schlagregen aus-
geſetzt ſind. Solche Mauertheile, die vermöge ihrer Lage niemals
ganz trocken werden können, erhalten am beſten einen Cementbewurf.

Zur Anfertigung des Kalkputzes eignen ſich die wärmeren Jahres-
zeiten am beſten, damit der Bewurf ſo ſchnell als möglich trocknet;
nur zum Cementmörtelputz wählt man die kühlen Jahres- und Tages-
zeiten. Im Innern der Gebäude iſt man weniger mit den Putz-
arbeiten an die Jahreszeit gebunden; ſelbſtverſtändlich dürfen dieſe
aber bei Froſtwetter nicht ſtattfinden, auch dann nicht, wenn die
Räume geheizt werden. Damit der Putz auf der Mauer genügend
hafte, bleiben die Fugen während des Mauerns nach außen hin 1—2zm
frei; in dieſe Vertiefungen dringt der Anwurf hinein. Bei altem
Mauerwerk müſſen daher ſämmtliche Kalkfugen ſorgfältig ausgekratzt
werden. Die Erfahrung lehrt, daß Ziegel, die einmal Kalk angezogen
haben, es zum zweiten Male nur ſchwer thun; ſoll daher der ſchad-
hafte Putz auf einer Mauer erneuert werden, ſo muß ſie zuvor mit
einem trockenen Ziegel abgerieben werden.

Der Putz darf nicht ſtark auf die Mauer kommen, ſonſt fällt er
ab, 3zm iſt die größte Stärke.

Da der Putz die Unebenheiten des Mauerwerks ausgleichen ſoll,
er aber nur 2zm ſtark aufgetragen wird, iſt es von Wichtigkeit, die
Mauer vom Anfange an im Lothe und ohne Einbiegungen und Buckel
auszuführen.

Bevor das Putzen beginnt, muß der Arbeiter, um das Haften des
Putzes zu ermöglichen, die Mauer mit einem Beſen, vornehmlich in den
Fugen, ſorgfältig vom Staube reinigen; ſodann wird die Mauer mit
dem Maurerpinſel angenäßt und demnächſt der Mörtel mittelſt der Kelle
ſtark an die Wand geworfen. Bei glatt zu putzenden Wänden putzt man
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[207/0223] Der Verputz der Mauern und Decken. Alſo der äußere Putz kann unter Umſtänden fortbleiben, der innere Bewurf iſt aber unbedingt erforderlich, weil ſonſt die nackten Wände ein unfreundliches Anſehen habe und die Localitäten ganz unwohnlich ſein würden. Eine Mauer darf nicht eher geputzt werden, bis ſie ſich vollſtändig geſetzt hat und ausgetrocknet iſt. Im Aeußeren, wo der Putz der Einwirkung der Witterung ausgeſetzt ſteht, muß der Kalk von beſter Qualität ſein; beſonders gilt dieſes von der Wetterſeite und von allen Gebäuden, welche eine hohe Lage haben und dem Schlagregen aus- geſetzt ſind. Solche Mauertheile, die vermöge ihrer Lage niemals ganz trocken werden können, erhalten am beſten einen Cementbewurf. Zur Anfertigung des Kalkputzes eignen ſich die wärmeren Jahres- zeiten am beſten, damit der Bewurf ſo ſchnell als möglich trocknet; nur zum Cementmörtelputz wählt man die kühlen Jahres- und Tages- zeiten. Im Innern der Gebäude iſt man weniger mit den Putz- arbeiten an die Jahreszeit gebunden; ſelbſtverſtändlich dürfen dieſe aber bei Froſtwetter nicht ſtattfinden, auch dann nicht, wenn die Räume geheizt werden. Damit der Putz auf der Mauer genügend hafte, bleiben die Fugen während des Mauerns nach außen hin 1—2zm frei; in dieſe Vertiefungen dringt der Anwurf hinein. Bei altem Mauerwerk müſſen daher ſämmtliche Kalkfugen ſorgfältig ausgekratzt werden. Die Erfahrung lehrt, daß Ziegel, die einmal Kalk angezogen haben, es zum zweiten Male nur ſchwer thun; ſoll daher der ſchad- hafte Putz auf einer Mauer erneuert werden, ſo muß ſie zuvor mit einem trockenen Ziegel abgerieben werden. Der Putz darf nicht ſtark auf die Mauer kommen, ſonſt fällt er ab, 3zm iſt die größte Stärke. Da der Putz die Unebenheiten des Mauerwerks ausgleichen ſoll, er aber nur 2zm ſtark aufgetragen wird, iſt es von Wichtigkeit, die Mauer vom Anfange an im Lothe und ohne Einbiegungen und Buckel auszuführen. Bevor das Putzen beginnt, muß der Arbeiter, um das Haften des Putzes zu ermöglichen, die Mauer mit einem Beſen, vornehmlich in den Fugen, ſorgfältig vom Staube reinigen; ſodann wird die Mauer mit dem Maurerpinſel angenäßt und demnächſt der Mörtel mittelſt der Kelle ſtark an die Wand geworfen. Bei glatt zu putzenden Wänden putzt man zuerſtin ſteigender Richtung der Mauer einige 12—16zm breite Streifen, die ſämmtlich genau in einer und derſelben Ebene liegen müſſen; zu dieſem

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/223>, abgerufen am 24.11.2024.