befestigt man sie so, daß sie sich weder auf den Streichstangen noch auf ihrem Mauerauflager hin und her oder seitwärts bewegen können.
Der Gerüstbelag, d. h. die Gerüstbretter, welche den Fußboden der einzelnen Gerüstlagen bilden, hat mindestens eine Stärke von 4zm und liegt so auf dem Gerüste, daß die Bretter nicht aufkippen oder ausweichen können; desgleichen sind sie so dicht nebeneinander zu legen, daß das Herabfallen der Materialien oder Werkzeuge ver- hindert wird.
Die Diagonalverstrebungen sind zur Verhütung der Längen- und Seitenverschiebung unerläßlich. Absteifungen von dem Fahr- damme aus sind nur so weit zulässig, als durch sie der Straßen- verkehr nicht gehindert wird.
Die Leitern, behufs Verbindung der Gerüstetagen, müssen aus gesundem, nicht überspähnigem Holze gearbeitet, mit unbeschädigten Sprossen versehen und an der Stelle, wo sie aufstehen, sowie an der oberen, wo sie anliegen, so befestigt sein, daß sie unten weder ab- rutschen, noch oben überschlagen können. Mittelst einigen gut befestigten Steifen verhindert man das Biegen der Leitern.
Leitergerüste werden in Oesterreich ganz allgemein zu Repa- raturarbeiten (Renovirung des Putzes u. s. w.) an der Facade be- nutzt. Trotzdem diese Gerüste sehr bequem und einfach sind, hat man sie bis jetzt in Deutschland noch nirgends angewendet. Ihre Con- struktion ist folgendermaßen: in Oesterreich wendet man Leitern an, welche die ganze Gebäudehöhe, also häufig 15 -- 18m, zur Länge haben; das Zusammenbinden mehrerer kleiner Leitern geschieht selten. Diese langen Leiter sind 58 -- 62zm breit, bestehen aus den Sprossen von gewöhnlicher Stärke und aus zwei Seitenbäumen von fast quadratischem Querschnitt (mit abgerundeten Kanten) mit 9 -- 10zm Seite. Der Querschnitt nimmt nach oben hin fast gar nicht ab. Um die Leiter aufzustellen, wird sie zuerst flach auf die Erde dicht neben das Gebäude gelegt und von hieraus mittelst Windetau, welches über eine, an einem aus dem Dachboden ragenden Balken befestigte, Rolle läuft, in die Höhe gezogen. In Entfernungen von 3,75 -- 4,5m kommt je eine Leiter zu stehen, und zwar entweder direkt auf das Straßen- pflaster oder auf einige breite Holzklötze; oben wird sie ganz einfach von einem Balken gehalten. Letzteren steckt man dicht über dem Hauptgesims durch das Dach etwa 1m weit hinaus. Auf die Sprossen legt man die Rüstbretter b. Fig. 185 zeigt dieses Verfahren; A ist
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Die Baugerüſte.
befeſtigt man ſie ſo, daß ſie ſich weder auf den Streichſtangen noch auf ihrem Mauerauflager hin und her oder ſeitwärts bewegen können.
Der Gerüſtbelag, d. h. die Gerüſtbretter, welche den Fußboden der einzelnen Gerüſtlagen bilden, hat mindeſtens eine Stärke von 4zm und liegt ſo auf dem Gerüſte, daß die Bretter nicht aufkippen oder ausweichen können; desgleichen ſind ſie ſo dicht nebeneinander zu legen, daß das Herabfallen der Materialien oder Werkzeuge ver- hindert wird.
Die Diagonalverſtrebungen ſind zur Verhütung der Längen- und Seitenverſchiebung unerläßlich. Abſteifungen von dem Fahr- damme aus ſind nur ſo weit zuläſſig, als durch ſie der Straßen- verkehr nicht gehindert wird.
Die Leitern, behufs Verbindung der Gerüſtetagen, müſſen aus geſundem, nicht überſpähnigem Holze gearbeitet, mit unbeſchädigten Sproſſen verſehen und an der Stelle, wo ſie aufſtehen, ſowie an der oberen, wo ſie anliegen, ſo befeſtigt ſein, daß ſie unten weder ab- rutſchen, noch oben überſchlagen können. Mittelſt einigen gut befeſtigten Steifen verhindert man das Biegen der Leitern.
Leitergerüſte werden in Oeſterreich ganz allgemein zu Repa- raturarbeiten (Renovirung des Putzes u. ſ. w.) an der Façade be- nutzt. Trotzdem dieſe Gerüſte ſehr bequem und einfach ſind, hat man ſie bis jetzt in Deutſchland noch nirgends angewendet. Ihre Con- ſtruktion iſt folgendermaßen: in Oeſterreich wendet man Leitern an, welche die ganze Gebäudehöhe, alſo häufig 15 — 18m, zur Länge haben; das Zuſammenbinden mehrerer kleiner Leitern geſchieht ſelten. Dieſe langen Leiter ſind 58 — 62zm breit, beſtehen aus den Sproſſen von gewöhnlicher Stärke und aus zwei Seitenbäumen von faſt quadratiſchem Querſchnitt (mit abgerundeten Kanten) mit 9 — 10zm Seite. Der Querſchnitt nimmt nach oben hin faſt gar nicht ab. Um die Leiter aufzuſtellen, wird ſie zuerſt flach auf die Erde dicht neben das Gebäude gelegt und von hieraus mittelſt Windetau, welches über eine, an einem aus dem Dachboden ragenden Balken befeſtigte, Rolle läuft, in die Höhe gezogen. In Entfernungen von 3,75 — 4,5m kommt je eine Leiter zu ſtehen, und zwar entweder direkt auf das Straßen- pflaſter oder auf einige breite Holzklötze; oben wird ſie ganz einfach von einem Balken gehalten. Letzteren ſteckt man dicht über dem Hauptgeſims durch das Dach etwa 1m weit hinaus. Auf die Sproſſen legt man die Rüſtbretter b. Fig. 185 zeigt dieſes Verfahren; A iſt
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Die Baugerüſte.
befeſtigt man ſie ſo, daß ſie ſich weder auf den Streichſtangen noch auf
ihrem Mauerauflager hin und her oder ſeitwärts bewegen können.
Der Gerüſtbelag, d. h. die Gerüſtbretter, welche den Fußboden
der einzelnen Gerüſtlagen bilden, hat mindeſtens eine Stärke von
4zm und liegt ſo auf dem Gerüſte, daß die Bretter nicht aufkippen
oder ausweichen können; desgleichen ſind ſie ſo dicht nebeneinander
zu legen, daß das Herabfallen der Materialien oder Werkzeuge ver-
hindert wird.
Die Diagonalverſtrebungen ſind zur Verhütung der Längen-
und Seitenverſchiebung unerläßlich. Abſteifungen von dem Fahr-
damme aus ſind nur ſo weit zuläſſig, als durch ſie der Straßen-
verkehr nicht gehindert wird.
Die Leitern, behufs Verbindung der Gerüſtetagen, müſſen aus
geſundem, nicht überſpähnigem Holze gearbeitet, mit unbeſchädigten
Sproſſen verſehen und an der Stelle, wo ſie aufſtehen, ſowie an der
oberen, wo ſie anliegen, ſo befeſtigt ſein, daß ſie unten weder ab-
rutſchen, noch oben überſchlagen können. Mittelſt einigen gut befeſtigten
Steifen verhindert man das Biegen der Leitern.
Leitergerüſte werden in Oeſterreich ganz allgemein zu Repa-
raturarbeiten (Renovirung des Putzes u. ſ. w.) an der Façade be-
nutzt. Trotzdem dieſe Gerüſte ſehr bequem und einfach ſind, hat man
ſie bis jetzt in Deutſchland noch nirgends angewendet. Ihre Con-
ſtruktion iſt folgendermaßen: in Oeſterreich wendet man Leitern an,
welche die ganze Gebäudehöhe, alſo häufig 15 — 18m, zur Länge
haben; das Zuſammenbinden mehrerer kleiner Leitern geſchieht ſelten.
Dieſe langen Leiter ſind 58 — 62zm breit, beſtehen aus den Sproſſen
von gewöhnlicher Stärke und aus zwei Seitenbäumen von faſt
quadratiſchem Querſchnitt (mit abgerundeten Kanten) mit 9 — 10zm
Seite. Der Querſchnitt nimmt nach oben hin faſt gar nicht ab. Um
die Leiter aufzuſtellen, wird ſie zuerſt flach auf die Erde dicht neben
das Gebäude gelegt und von hieraus mittelſt Windetau, welches über
eine, an einem aus dem Dachboden ragenden Balken befeſtigte, Rolle
läuft, in die Höhe gezogen. In Entfernungen von 3,75 — 4,5m kommt
je eine Leiter zu ſtehen, und zwar entweder direkt auf das Straßen-
pflaſter oder auf einige breite Holzklötze; oben wird ſie ganz einfach
von einem Balken gehalten. Letzteren ſteckt man dicht über dem
Hauptgeſims durch das Dach etwa 1m weit hinaus. Auf die Sproſſen
legt man die Rüſtbretter b. Fig. 185 zeigt dieſes Verfahren; A iſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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