welcher etwas thonhaltig ist, widersteht der Feuchtigkeit einigermaßen und nimmt eine bedeutende Härte an, so daß er an manchen Orten den Cement zu ersetzen vermag.
Der Lehmmörtel wird gebraucht, wo die Hitze auf das Mauer- werk einwirkt, so z. B. bei Feuerungen, in denen kein anderer Mörtel feuerbeständig ist. Der Lehm hat die Eigenschaft, sobald er der Hitze ausgesetzt ist, zu erhärten, wobei er gleichzeitig "schwindet", d. h. im Volumen kleiner wird.
Die Vermengung von Lehm und Kalkmörtel darf nie vorge- nommen werden, da beide sich weder mechanisch noch chemisch ver- binden.
Wo das Schwinden des Lehms nachtheilige Folgen hat, erhält der Lehm einen Zusatz von Chamottemehl; bei Dampfkesselfeuerungen u. s. w., in welchen die Hitze einen sehr hohen Grad erreicht, wider- steht nur der Mörtel aus Chamotte oder feuerfestem Thone.
Der zum Kalkmörtel zu verwendende Sand muß ein reiner, scharfer Flußsand und frei von Humustheilen sein; ebenso wenig darf er Lehm oder Thon enthalten. Zuweilen verwendet man auch ge- pochten Quarz oder gepochte Schlacken. Durchaus unbrauchbar hat sich zum Mörtel der Meersand gezeigt, weil derselbe erstens rundlich ist, zweitens sehr viel Salztheile enthält und diese sehr bald den Salpeterfraß erzeugen; auch sind die mit Meersand gemauerten Wände stets feucht.
2) Das Mauern.
a) Die Fugenstärke. Bezüglich der Fugenstärke haben wir schon früher allgemeine Angaben gemacht; den neuen Normalsteinen anpassend, hat die technische Welt das Uebereinkommen getroffen, in Zukunft alle Stoßfugen 1 zm und die Lagerfugen 1,2zm stark zu machen, so daß eine 1 m hohe Mauer mit 65 mm dicken Ziegeln gerade 13 Schaaren (Schichten) enthalten wird.
Es sei hier die Bemerkung hinzugefügt, daß allzu dicke Lagerfugen ein starkes Setzen des Gebäudes veranlassen; freilich haben die mei- sten Ziegel-Bauten der Römer fast 2,5 -- 5 zm starke Fugen, doch konnte dies nur bei dem ausgezeichneten Mörtelmaterial, nämlich der Puzzelan- erde, zulässig sein.
b) Das Vermauern der Steine geschieht im Allgemeinen folgen- dermaßen: Gut bereiteter Mörtel enthält jederzeit bedeutend mehr Wasser, als er zu seiner Erhärtungun bedingt bedarf; dieser Mehrbetrag an
Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.
welcher etwas thonhaltig iſt, widerſteht der Feuchtigkeit einigermaßen und nimmt eine bedeutende Härte an, ſo daß er an manchen Orten den Cement zu erſetzen vermag.
Der Lehmmörtel wird gebraucht, wo die Hitze auf das Mauer- werk einwirkt, ſo z. B. bei Feuerungen, in denen kein anderer Mörtel feuerbeſtändig iſt. Der Lehm hat die Eigenſchaft, ſobald er der Hitze ausgeſetzt iſt, zu erhärten, wobei er gleichzeitig „ſchwindet“, d. h. im Volumen kleiner wird.
Die Vermengung von Lehm und Kalkmörtel darf nie vorge- nommen werden, da beide ſich weder mechaniſch noch chemiſch ver- binden.
Wo das Schwinden des Lehms nachtheilige Folgen hat, erhält der Lehm einen Zuſatz von Chamottemehl; bei Dampfkeſſelfeuerungen u. ſ. w., in welchen die Hitze einen ſehr hohen Grad erreicht, wider- ſteht nur der Mörtel aus Chamotte oder feuerfeſtem Thone.
Der zum Kalkmörtel zu verwendende Sand muß ein reiner, ſcharfer Flußſand und frei von Humustheilen ſein; ebenſo wenig darf er Lehm oder Thon enthalten. Zuweilen verwendet man auch ge- pochten Quarz oder gepochte Schlacken. Durchaus unbrauchbar hat ſich zum Mörtel der Meerſand gezeigt, weil derſelbe erſtens rundlich iſt, zweitens ſehr viel Salztheile enthält und dieſe ſehr bald den Salpeterfraß erzeugen; auch ſind die mit Meerſand gemauerten Wände ſtets feucht.
2) Das Mauern.
a) Die Fugenſtärke. Bezüglich der Fugenſtärke haben wir ſchon früher allgemeine Angaben gemacht; den neuen Normalſteinen anpaſſend, hat die techniſche Welt das Uebereinkommen getroffen, in Zukunft alle Stoßfugen 1 zm und die Lagerfugen 1,2zm ſtark zu machen, ſo daß eine 1 m hohe Mauer mit 65 mm dicken Ziegeln gerade 13 Schaaren (Schichten) enthalten wird.
Es ſei hier die Bemerkung hinzugefügt, daß allzu dicke Lagerfugen ein ſtarkes Setzen des Gebäudes veranlaſſen; freilich haben die mei- ſten Ziegel-Bauten der Römer faſt 2,5 — 5 zm ſtarke Fugen, doch konnte dies nur bei dem ausgezeichneten Mörtelmaterial, nämlich der Puzzelan- erde, zuläſſig ſein.
b) Das Vermauern der Steine geſchieht im Allgemeinen folgen- dermaßen: Gut bereiteter Mörtel enthält jederzeit bedeutend mehr Waſſer, als er zu ſeiner Erhärtungun bedingt bedarf; dieſer Mehrbetrag an
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Erſtes Kapitel. Das Mauern mit Ziegeln.
welcher etwas thonhaltig iſt, widerſteht der Feuchtigkeit einigermaßen
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Der Lehmmörtel wird gebraucht, wo die Hitze auf das Mauer-
werk einwirkt, ſo z. B. bei Feuerungen, in denen kein anderer Mörtel
feuerbeſtändig iſt. Der Lehm hat die Eigenſchaft, ſobald er der Hitze
ausgeſetzt iſt, zu erhärten, wobei er gleichzeitig „ſchwindet“, d. h. im
Volumen kleiner wird.
Die Vermengung von Lehm und Kalkmörtel darf nie vorge-
nommen werden, da beide ſich weder mechaniſch noch chemiſch ver-
binden.
Wo das Schwinden des Lehms nachtheilige Folgen hat, erhält der
Lehm einen Zuſatz von Chamottemehl; bei Dampfkeſſelfeuerungen
u. ſ. w., in welchen die Hitze einen ſehr hohen Grad erreicht, wider-
ſteht nur der Mörtel aus Chamotte oder feuerfeſtem Thone.
Der zum Kalkmörtel zu verwendende Sand muß ein reiner,
ſcharfer Flußſand und frei von Humustheilen ſein; ebenſo wenig darf
er Lehm oder Thon enthalten. Zuweilen verwendet man auch ge-
pochten Quarz oder gepochte Schlacken. Durchaus unbrauchbar hat
ſich zum Mörtel der Meerſand gezeigt, weil derſelbe erſtens rundlich
iſt, zweitens ſehr viel Salztheile enthält und dieſe ſehr bald den
Salpeterfraß erzeugen; auch ſind die mit Meerſand gemauerten Wände
ſtets feucht.
2) Das Mauern.
a) Die Fugenſtärke. Bezüglich der Fugenſtärke haben wir
ſchon früher allgemeine Angaben gemacht; den neuen Normalſteinen
anpaſſend, hat die techniſche Welt das Uebereinkommen getroffen, in
Zukunft alle Stoßfugen 1 zm und die Lagerfugen 1,2zm ſtark zu
machen, ſo daß eine 1 m hohe Mauer mit 65 mm dicken Ziegeln gerade
13 Schaaren (Schichten) enthalten wird.
Es ſei hier die Bemerkung hinzugefügt, daß allzu dicke Lagerfugen
ein ſtarkes Setzen des Gebäudes veranlaſſen; freilich haben die mei-
ſten Ziegel-Bauten der Römer faſt 2,5 — 5 zm ſtarke Fugen, doch konnte
dies nur bei dem ausgezeichneten Mörtelmaterial, nämlich der Puzzelan-
erde, zuläſſig ſein.
b) Das Vermauern der Steine geſchieht im Allgemeinen folgen-
dermaßen: Gut bereiteter Mörtel enthält jederzeit bedeutend mehr Waſſer,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/176>, abgerufen am 03.03.2025.
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