Nicht selten tragen die fehlerhaften Fundamente an dem Schief- werden der Schornsteine die Schuld; solche Uebelstände müssen aber sofort beseitigt werden, was in der Regel, wenn sie nur in geringem Maße auftreten, durch Sägenschnitte und Keile geschieht.
Eine interessante Reparatur und Geraderichtung des schief gewor- denen, 1031/2m hohen Schornsteins in Barmen theilt die "Zeitschrift für Bauwesen", Jahrgang 1869 mit (sehr lesenswerther Bericht!).
B.Die Mauern von Feld- und Bruchsteinen.
Für dieselben verwendet man entweder die sogenannten "Lese- steine" (Feldsteine oder Findlinge) oder die Steine von ganz un- regelmäßiger Form aus den Steinbrüchen.
Die Feldstein- oder Felsenmauern.
Die Feldsteine, auch Findlinge genannt, sind erratische Blöcke, welche auf freiem Felde in kleinen Dimensionen und vielfach auch an den Seeküsten in kolossaler Größe vorgefunden werden; man nimmt an, letztere seien in früheren Zeiten durch Eisblöcke aus dem Norden dort hingeführt worden. Meistens haben die Findlinge eine unregel- mäßige Gestalt und müssen sie erst etwas lagerschichtig gesprengt werden. Die von solchen Steinen erbauten Mauern besitzen eine geringe Festigkeit und macht man sie daher selten höher als 1,5m; gewöhnlich dienen die Feldsteine nur zu dicken Fundamentmauern.
Freistehende Feldsteinmauern erhalten
bei 1,5m Höhe 0,7m zur Stärke,
" 1m " 0,5m " "
" 0,5m " 0,3m " "
Beim Mauern achtet man darauf, daß die großen Steine in die Ecke kommen und die gar zu unebenen Seiten etwas lagerschichtig gehauen werden; die Zwischenräume füllt man mit kleinen Steinen und Mörtel aus.
An Material ist erforderlich:
für 1 Cbm volles Fundamentmauerwerk 1,3 Cbm regelmäßig aufge- setzte Steine und 160 Liter gelöschter Kalk.
Wirklich brauchbar und vortheilhaft sind die Bruchsteine dann erst, wenn sie einigermaßen lagerschichtige Flächen erhalten haben. In dieser Weise waren sie schon bei den Bauten im Alterthum und Mittel- alter gebräuchlich und werden sie auch jetzt noch in bruchsteinreichen Gegenden häufig für mehrstöckige Gebäude verwendet.
Erſtes Kapitel. Das Bruchſteinmauerwerk.
Nicht ſelten tragen die fehlerhaften Fundamente an dem Schief- werden der Schornſteine die Schuld; ſolche Uebelſtände müſſen aber ſofort beſeitigt werden, was in der Regel, wenn ſie nur in geringem Maße auftreten, durch Sägenſchnitte und Keile geſchieht.
Eine intereſſante Reparatur und Geraderichtung des ſchief gewor- denen, 103½m hohen Schornſteins in Barmen theilt die „Zeitſchrift für Bauweſen“, Jahrgang 1869 mit (ſehr leſenswerther Bericht!).
B.Die Mauern von Feld- und Bruchſteinen.
Für dieſelben verwendet man entweder die ſogenannten „Leſe- ſteine“ (Feldſteine oder Findlinge) oder die Steine von ganz un- regelmäßiger Form aus den Steinbrüchen.
Die Feldſtein- oder Felſenmauern.
Die Feldſteine, auch Findlinge genannt, ſind erratiſche Blöcke, welche auf freiem Felde in kleinen Dimenſionen und vielfach auch an den Seeküſten in koloſſaler Größe vorgefunden werden; man nimmt an, letztere ſeien in früheren Zeiten durch Eisblöcke aus dem Norden dort hingeführt worden. Meiſtens haben die Findlinge eine unregel- mäßige Geſtalt und müſſen ſie erſt etwas lagerſchichtig geſprengt werden. Die von ſolchen Steinen erbauten Mauern beſitzen eine geringe Feſtigkeit und macht man ſie daher ſelten höher als 1,5m; gewöhnlich dienen die Feldſteine nur zu dicken Fundamentmauern.
Freiſtehende Feldſteinmauern erhalten
bei 1,5m Höhe 0,7m zur Stärke,
„ 1m „ 0,5m „ „
„ 0,5m „ 0,3m „ „
Beim Mauern achtet man darauf, daß die großen Steine in die Ecke kommen und die gar zu unebenen Seiten etwas lagerſchichtig gehauen werden; die Zwiſchenräume füllt man mit kleinen Steinen und Mörtel aus.
An Material iſt erforderlich:
für 1 Cbm volles Fundamentmauerwerk 1,3 Cbm regelmäßig aufge- ſetzte Steine und 160 Liter gelöſchter Kalk.
Wirklich brauchbar und vortheilhaft ſind die Bruchſteine dann erſt, wenn ſie einigermaßen lagerſchichtige Flächen erhalten haben. In dieſer Weiſe waren ſie ſchon bei den Bauten im Alterthum und Mittel- alter gebräuchlich und werden ſie auch jetzt noch in bruchſteinreichen Gegenden häufig für mehrſtöckige Gebäude verwendet.
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Erſtes Kapitel. Das Bruchſteinmauerwerk.
Nicht ſelten tragen die fehlerhaften Fundamente an dem Schief-
werden der Schornſteine die Schuld; ſolche Uebelſtände müſſen aber
ſofort beſeitigt werden, was in der Regel, wenn ſie nur in geringem
Maße auftreten, durch Sägenſchnitte und Keile geſchieht.
Eine intereſſante Reparatur und Geraderichtung des ſchief gewor-
denen, 103½m hohen Schornſteins in Barmen theilt die „Zeitſchrift
für Bauweſen“, Jahrgang 1869 mit (ſehr leſenswerther Bericht!).
B. Die Mauern von Feld- und Bruchſteinen.
Für dieſelben verwendet man entweder die ſogenannten „Leſe-
ſteine“ (Feldſteine oder Findlinge) oder die Steine von ganz un-
regelmäßiger Form aus den Steinbrüchen.
Die Feldſtein- oder Felſenmauern.
Die Feldſteine, auch Findlinge genannt, ſind erratiſche Blöcke,
welche auf freiem Felde in kleinen Dimenſionen und vielfach auch an
den Seeküſten in koloſſaler Größe vorgefunden werden; man nimmt
an, letztere ſeien in früheren Zeiten durch Eisblöcke aus dem Norden
dort hingeführt worden. Meiſtens haben die Findlinge eine unregel-
mäßige Geſtalt und müſſen ſie erſt etwas lagerſchichtig geſprengt
werden. Die von ſolchen Steinen erbauten Mauern beſitzen eine
geringe Feſtigkeit und macht man ſie daher ſelten höher als 1,5m;
gewöhnlich dienen die Feldſteine nur zu dicken Fundamentmauern.
Freiſtehende Feldſteinmauern erhalten
bei 1,5m Höhe 0,7m zur Stärke,
„ 1m „ 0,5m „ „
„ 0,5m „ 0,3m „ „
Beim Mauern achtet man darauf, daß die großen Steine in die
Ecke kommen und die gar zu unebenen Seiten etwas lagerſchichtig
gehauen werden; die Zwiſchenräume füllt man mit kleinen Steinen
und Mörtel aus.
An Material iſt erforderlich:
für 1 Cbm volles Fundamentmauerwerk 1,3 Cbm regelmäßig aufge-
ſetzte Steine und 160 Liter gelöſchter Kalk.
Wirklich brauchbar und vortheilhaft ſind die Bruchſteine dann erſt,
wenn ſie einigermaßen lagerſchichtige Flächen erhalten haben. In
dieſer Weiſe waren ſie ſchon bei den Bauten im Alterthum und Mittel-
alter gebräuchlich und werden ſie auch jetzt noch in bruchſteinreichen
Gegenden häufig für mehrſtöckige Gebäude verwendet.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/130>, abgerufen am 03.03.2025.
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