Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.

Nächst der Kreisform ist das vielseitige Polygon (Acht- u. s. w.
Eck) in Hinsicht der Reibungswiderstände und Abkühlung am besten.

Die wichtigsten Resultate der theoretischen Untersuchungen über
die Zugkraft der Schornsteine geben wir in nachstehender kurzer Zu-
sammenstellung:

Die Geschwindigkeiten des Zuges in den Schornsteinen ver-
halten sich bei gleichen Temperaturunterschieden wie die Quadrat-
wurzeln aus den Höhen der Schornsteine, d. h.
[Formel 1] oder in Worten: ein Schornstein, welcher 36m zur Höhe hat, hat im
Vergleich zu einem Schornsteine von 25m Höhe eine Zugkraft, welche
sich verhält wie:
[Formel 2] .

Die Geschwindigkeiten verhalten sich ferner bei gleicher Schorn-
steinhöhe wie die Quadratwurzeln aus den Temperaturen, oder:
[Formel 3]

In Wirklichkeit wird die Geschwindigkeit, welche man durch Rech-
nung erhält, niemals erreicht, und zwar aus Gründen der Reibung
im Schornsteine.

Will man also den Zug durch eine größere Höhe des Schorn-
steines vergrößern, so muß man gleichzeitig den Querschnitt erweitern,
weil sonst die Vortheile der Erhöhung verloren gehen durch die Nach-
theile der großen Reibung.

Aus diesem Grunde sollte man eigentlich in Wohngebäuden den
Abstand der Ofeneinmündung in den Schornstein bis zum Schornstein-
kopfe nicht größer machen als:

bei 16zm im Quadrat 10--12m
" 21zm " " 15--20m;

woraus also folgt, daß in dreistöckigen Gebäuden für die untere Etage
nur 20/20zm weite Kamine anzulegen wären.

Die Höhe der Fabrik-Schornsteine sollte niemals unter
18m betragen, wenn die Maschine auch nur wenige Pferdekraft hat;
man nimmt in der Regel noch für 4 Pferdekraft 20m an. Bei ge-
ringer Höhe entweichen aus der Esse Rauchwolken, welches immer ein
Zeichen mangelhafter Anlage oder nachlässiger Führung ist. Denn
Rauch ist unverbrannter Brennstoff, welcher noch Dampf entwickeln

Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.

Nächſt der Kreisform iſt das vielſeitige Polygon (Acht- u. ſ. w.
Eck) in Hinſicht der Reibungswiderſtände und Abkühlung am beſten.

Die wichtigſten Reſultate der theoretiſchen Unterſuchungen über
die Zugkraft der Schornſteine geben wir in nachſtehender kurzer Zu-
ſammenſtellung:

Die Geſchwindigkeiten des Zuges in den Schornſteinen ver-
halten ſich bei gleichen Temperaturunterſchieden wie die Quadrat-
wurzeln aus den Höhen der Schornſteine, d. h.
[Formel 1] oder in Worten: ein Schornſtein, welcher 36m zur Höhe hat, hat im
Vergleich zu einem Schornſteine von 25m Höhe eine Zugkraft, welche
ſich verhält wie:
[Formel 2] .

Die Geſchwindigkeiten verhalten ſich ferner bei gleicher Schorn-
ſteinhöhe wie die Quadratwurzeln aus den Temperaturen, oder:
[Formel 3]

In Wirklichkeit wird die Geſchwindigkeit, welche man durch Rech-
nung erhält, niemals erreicht, und zwar aus Gründen der Reibung
im Schornſteine.

Will man alſo den Zug durch eine größere Höhe des Schorn-
ſteines vergrößern, ſo muß man gleichzeitig den Querſchnitt erweitern,
weil ſonſt die Vortheile der Erhöhung verloren gehen durch die Nach-
theile der großen Reibung.

Aus dieſem Grunde ſollte man eigentlich in Wohngebäuden den
Abſtand der Ofeneinmündung in den Schornſtein bis zum Schornſtein-
kopfe nicht größer machen als:

bei 16zm im Quadrat 10—12m
„ 21zm „ „ 15—20m;

woraus alſo folgt, daß in dreiſtöckigen Gebäuden für die untere Etage
nur 20/20zm weite Kamine anzulegen wären.

Die Höhe der Fabrik-Schornſteine ſollte niemals unter
18m betragen, wenn die Maſchine auch nur wenige Pferdekraft hat;
man nimmt in der Regel noch für 4 Pferdekraft 20m an. Bei ge-
ringer Höhe entweichen aus der Eſſe Rauchwolken, welches immer ein
Zeichen mangelhafter Anlage oder nachläſſiger Führung iſt. Denn
Rauch iſt unverbrannter Brennſtoff, welcher noch Dampf entwickeln

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0114" n="98"/>
                <fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.</fw><lb/>
                <p>Näch&#x017F;t der Kreisform i&#x017F;t das viel&#x017F;eitige Polygon (Acht- u. &#x017F;. w.<lb/>
Eck) in Hin&#x017F;icht der Reibungswider&#x017F;tände und Abkühlung am be&#x017F;ten.</p><lb/>
                <p>Die wichtig&#x017F;ten Re&#x017F;ultate der theoreti&#x017F;chen Unter&#x017F;uchungen über<lb/>
die Zugkraft der Schorn&#x017F;teine geben wir in nach&#x017F;tehender kurzer Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;tellung:</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chwindigkeiten des Zuges</hi> in den Schorn&#x017F;teinen ver-<lb/>
halten &#x017F;ich bei gleichen Temperaturunter&#x017F;chieden wie die Quadrat-<lb/>
wurzeln aus den Höhen der Schorn&#x017F;teine, d. h.<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> oder in Worten: ein Schorn&#x017F;tein, welcher 36<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> zur Höhe hat, hat im<lb/>
Vergleich zu einem Schorn&#x017F;teine von 25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> Höhe eine Zugkraft, welche<lb/>
&#x017F;ich verhält wie:<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi></p><lb/>
                <p>Die Ge&#x017F;chwindigkeiten verhalten &#x017F;ich ferner bei gleicher Schorn-<lb/>
&#x017F;teinhöhe wie die Quadratwurzeln aus den Temperaturen, oder:<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi></p>
                <p>In Wirklichkeit wird die Ge&#x017F;chwindigkeit, welche man durch Rech-<lb/>
nung erhält, niemals erreicht, und zwar aus Gründen der Reibung<lb/>
im Schorn&#x017F;teine.</p><lb/>
                <p>Will man al&#x017F;o den Zug durch eine größere Höhe des Schorn-<lb/>
&#x017F;teines vergrößern, &#x017F;o muß man gleichzeitig den Quer&#x017F;chnitt erweitern,<lb/>
weil &#x017F;on&#x017F;t die Vortheile der Erhöhung verloren gehen durch die Nach-<lb/>
theile der großen Reibung.</p><lb/>
                <p>Aus die&#x017F;em Grunde &#x017F;ollte man eigentlich in Wohngebäuden den<lb/>
Ab&#x017F;tand der Ofeneinmündung in den Schorn&#x017F;tein bis zum Schorn&#x017F;tein-<lb/>
kopfe nicht größer machen als:</p><lb/>
                <list>
                  <item>bei 16<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> im Quadrat 10&#x2014;12<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi></item><lb/>
                  <item>&#x201E; 21<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> &#x201E; &#x201E; 15&#x2014;20<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>;</item>
                </list><lb/>
                <p>woraus al&#x017F;o folgt, daß in drei&#x017F;töckigen Gebäuden für die untere Etage<lb/>
nur 20/20<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> weite Kamine anzulegen wären.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Die Höhe der Fabrik-Schorn&#x017F;teine</hi> &#x017F;ollte niemals unter<lb/>
18<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> betragen, wenn die Ma&#x017F;chine auch nur wenige Pferdekraft hat;<lb/>
man nimmt in der Regel noch für 4 Pferdekraft 20<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> an. Bei ge-<lb/>
ringer Höhe entweichen aus der E&#x017F;&#x017F;e Rauchwolken, welches immer ein<lb/>
Zeichen mangelhafter Anlage oder nachlä&#x017F;&#x017F;iger Führung i&#x017F;t. Denn<lb/>
Rauch i&#x017F;t unverbrannter Brenn&#x017F;toff, welcher noch Dampf entwickeln<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0114] Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk. Nächſt der Kreisform iſt das vielſeitige Polygon (Acht- u. ſ. w. Eck) in Hinſicht der Reibungswiderſtände und Abkühlung am beſten. Die wichtigſten Reſultate der theoretiſchen Unterſuchungen über die Zugkraft der Schornſteine geben wir in nachſtehender kurzer Zu- ſammenſtellung: Die Geſchwindigkeiten des Zuges in den Schornſteinen ver- halten ſich bei gleichen Temperaturunterſchieden wie die Quadrat- wurzeln aus den Höhen der Schornſteine, d. h. [FORMEL] oder in Worten: ein Schornſtein, welcher 36m zur Höhe hat, hat im Vergleich zu einem Schornſteine von 25m Höhe eine Zugkraft, welche ſich verhält wie: [FORMEL]. Die Geſchwindigkeiten verhalten ſich ferner bei gleicher Schorn- ſteinhöhe wie die Quadratwurzeln aus den Temperaturen, oder: [FORMEL] In Wirklichkeit wird die Geſchwindigkeit, welche man durch Rech- nung erhält, niemals erreicht, und zwar aus Gründen der Reibung im Schornſteine. Will man alſo den Zug durch eine größere Höhe des Schorn- ſteines vergrößern, ſo muß man gleichzeitig den Querſchnitt erweitern, weil ſonſt die Vortheile der Erhöhung verloren gehen durch die Nach- theile der großen Reibung. Aus dieſem Grunde ſollte man eigentlich in Wohngebäuden den Abſtand der Ofeneinmündung in den Schornſtein bis zum Schornſtein- kopfe nicht größer machen als: bei 16zm im Quadrat 10—12m „ 21zm „ „ 15—20m; woraus alſo folgt, daß in dreiſtöckigen Gebäuden für die untere Etage nur 20/20zm weite Kamine anzulegen wären. Die Höhe der Fabrik-Schornſteine ſollte niemals unter 18m betragen, wenn die Maſchine auch nur wenige Pferdekraft hat; man nimmt in der Regel noch für 4 Pferdekraft 20m an. Bei ge- ringer Höhe entweichen aus der Eſſe Rauchwolken, welches immer ein Zeichen mangelhafter Anlage oder nachläſſiger Führung iſt. Denn Rauch iſt unverbrannter Brennſtoff, welcher noch Dampf entwickeln

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/114
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/114>, abgerufen am 22.11.2024.