Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Kapitel.
wendig wird und die Lage der übrigen Balken von der Anzahl und
Anordnung der Sparren unabhängig bleibt; noch freieres Spiel ge-
währen die Dachgerüste mit Kniestock oder Drempelwand (Fig. 123),
bei welchem ebenfalls nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken
zu sein braucht und die übrigen Balken (Zwischenbalken) entweder
ganz durchgehen oder ausgewechselt werden.

f) Die eine verticale Seite der Bundbalken muß mit der ent-
sprechenden Seite des Hauptbinders "bündig", d. h. in einer ver-
ticalen Ebene sein; bei allen Bundbalken wählt man dieselbe Seite,
meistens die rechte, welche möglichst eben bearbeitet (mit Sägen-
schnitt oder dem Breitbeil) wird; von der Bundseite aus werden
sämmtliche Maße (für Zapfenlöcher und Versetzungen der Stiele,
Streben und Sparren) abgetragen.

g) Bevor das Verzeichnen der Balkenlage beginnt, muß man die
sogen. "Dachausmittelung" (hierüber siehe am Schlusse von "Dach-
constructionen") vornehmen, da sich hiernach die Stellung und An-
ordnung des Dachgerüstes richtet; alsdann giebt man die Lage der
Hauptbinder an, welche auch für die Bundbalken gilt; zwischen diese
kommen die Zwischenbalken in Entfernungen von 0,95--1,25m.

h) In dem Grat, d. h. in der Halbirungslinie des von einer
recht- oder stumpfwinkligen Gebäudeecke eingeschlossenen Winkels ist
bei allen abgewalmten Dächern ein Gratstichbalken (siehe Fig. 124)
erforderlich, desgleichen muß in den Kehlen (Ixen) ein Kehl- oder
Ixenstichbalken liegen. Wenn ein Gebäude ringsum abgewalmt ist,

[Abbildung] Fig. 123.
[Abbildung] Fig. 124.
so wird der 1 -- 1,25m von der Wand a b oder d c befindliche Zwi-
schenbalken mit kurzen, senkrecht zu ihm gerichteten Stichbalken ver-
sehen, ferner liegt in jedem Grat a h u. s. w. ein kurzer Gradstich-
balken. Da nun an dem Anfallspunkt h in den allermeisten Fällen
ein Binder erforderlich ist, so ordnet man hier ebenfalls einen Anfalls-

Zweites Kapitel.
wendig wird und die Lage der übrigen Balken von der Anzahl und
Anordnung der Sparren unabhängig bleibt; noch freieres Spiel ge-
währen die Dachgerüſte mit Knieſtock oder Drempelwand (Fig. 123),
bei welchem ebenfalls nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken
zu ſein braucht und die übrigen Balken (Zwiſchenbalken) entweder
ganz durchgehen oder ausgewechſelt werden.

f) Die eine verticale Seite der Bundbalken muß mit der ent-
ſprechenden Seite des Hauptbinders „bündig“, d. h. in einer ver-
ticalen Ebene ſein; bei allen Bundbalken wählt man dieſelbe Seite,
meiſtens die rechte, welche möglichſt eben bearbeitet (mit Sägen-
ſchnitt oder dem Breitbeil) wird; von der Bundſeite aus werden
ſämmtliche Maße (für Zapfenlöcher und Verſetzungen der Stiele,
Streben und Sparren) abgetragen.

g) Bevor das Verzeichnen der Balkenlage beginnt, muß man die
ſogen. „Dachausmittelung“ (hierüber ſiehe am Schluſſe von „Dach-
conſtructionen“) vornehmen, da ſich hiernach die Stellung und An-
ordnung des Dachgerüſtes richtet; alsdann giebt man die Lage der
Hauptbinder an, welche auch für die Bundbalken gilt; zwiſchen dieſe
kommen die Zwiſchenbalken in Entfernungen von 0,95—1,25m.

h) In dem Grat, d. h. in der Halbirungslinie des von einer
recht- oder ſtumpfwinkligen Gebäudeecke eingeſchloſſenen Winkels iſt
bei allen abgewalmten Dächern ein Gratſtichbalken (ſiehe Fig. 124)
erforderlich, desgleichen muß in den Kehlen (Ixen) ein Kehl- oder
Ixenſtichbalken liegen. Wenn ein Gebäude ringsum abgewalmt iſt,

[Abbildung] Fig. 123.
[Abbildung] Fig. 124.
ſo wird der 1 — 1,25m von der Wand a b oder d c befindliche Zwi-
ſchenbalken mit kurzen, ſenkrecht zu ihm gerichteten Stichbalken ver-
ſehen, ferner liegt in jedem Grat a h u. ſ. w. ein kurzer Gradſtich-
balken. Da nun an dem Anfallspunkt h in den allermeiſten Fällen
ein Binder erforderlich iſt, ſo ordnet man hier ebenfalls einen Anfalls-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0072" n="60"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/>
wendig wird und die Lage der übrigen Balken von der Anzahl und<lb/>
Anordnung der Sparren unabhängig bleibt; noch freieres Spiel ge-<lb/>
währen die Dachgerü&#x017F;te mit Knie&#x017F;tock oder Drempelwand (Fig. 123),<lb/>
bei welchem ebenfalls nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken<lb/>
zu &#x017F;ein braucht und die übrigen Balken (Zwi&#x017F;chenbalken) entweder<lb/>
ganz durchgehen oder ausgewech&#x017F;elt werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">f</hi>) Die eine verticale Seite der Bundbalken muß mit der ent-<lb/>
&#x017F;prechenden Seite des Hauptbinders &#x201E;bündig&#x201C;, d. h. in einer ver-<lb/>
ticalen Ebene &#x017F;ein; bei allen Bundbalken wählt man die&#x017F;elbe Seite,<lb/>
mei&#x017F;tens die rechte, welche möglich&#x017F;t eben bearbeitet (mit Sägen-<lb/>
&#x017F;chnitt oder dem Breitbeil) wird; von der Bund&#x017F;eite aus werden<lb/>
&#x017F;ämmtliche Maße (für Zapfenlöcher und Ver&#x017F;etzungen der Stiele,<lb/>
Streben und Sparren) abgetragen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">g</hi>) Bevor das Verzeichnen der Balkenlage beginnt, muß man die<lb/>
&#x017F;ogen. &#x201E;Dachausmittelung&#x201C; (hierüber &#x017F;iehe am Schlu&#x017F;&#x017F;e von &#x201E;Dach-<lb/>
con&#x017F;tructionen&#x201C;) vornehmen, da &#x017F;ich hiernach die Stellung und An-<lb/>
ordnung des Dachgerü&#x017F;tes richtet; alsdann giebt man die Lage der<lb/>
Hauptbinder an, welche auch für die Bundbalken gilt; zwi&#x017F;chen die&#x017F;e<lb/>
kommen die Zwi&#x017F;chenbalken in Entfernungen von 0,95&#x2014;1,25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">h</hi>) In dem Grat, d. h. in der Halbirungslinie des von einer<lb/>
recht- oder &#x017F;tumpfwinkligen Gebäudeecke einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Winkels i&#x017F;t<lb/>
bei allen abgewalmten Dächern ein Grat&#x017F;tichbalken (&#x017F;iehe Fig. 124)<lb/>
erforderlich, desgleichen muß in den Kehlen (Ixen) ein Kehl- oder<lb/>
Ixen&#x017F;tichbalken liegen. Wenn ein Gebäude ringsum abgewalmt i&#x017F;t,<lb/><figure><head>Fig. 123.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 124.</head></figure><lb/>
&#x017F;o wird der 1 &#x2014; 1,25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> von der Wand <hi rendition="#aq">a b</hi> oder <hi rendition="#aq">d c</hi> befindliche Zwi-<lb/>
&#x017F;chenbalken mit kurzen, &#x017F;enkrecht zu ihm gerichteten Stichbalken ver-<lb/>
&#x017F;ehen, ferner liegt in jedem Grat <hi rendition="#aq">a h</hi> u. &#x017F;. w. ein kurzer Grad&#x017F;tich-<lb/>
balken. Da nun an dem Anfallspunkt <hi rendition="#aq">h</hi> in den allermei&#x017F;ten Fällen<lb/>
ein Binder erforderlich i&#x017F;t, &#x017F;o ordnet man hier ebenfalls einen Anfalls-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0072] Zweites Kapitel. wendig wird und die Lage der übrigen Balken von der Anzahl und Anordnung der Sparren unabhängig bleibt; noch freieres Spiel ge- währen die Dachgerüſte mit Knieſtock oder Drempelwand (Fig. 123), bei welchem ebenfalls nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken zu ſein braucht und die übrigen Balken (Zwiſchenbalken) entweder ganz durchgehen oder ausgewechſelt werden. f) Die eine verticale Seite der Bundbalken muß mit der ent- ſprechenden Seite des Hauptbinders „bündig“, d. h. in einer ver- ticalen Ebene ſein; bei allen Bundbalken wählt man dieſelbe Seite, meiſtens die rechte, welche möglichſt eben bearbeitet (mit Sägen- ſchnitt oder dem Breitbeil) wird; von der Bundſeite aus werden ſämmtliche Maße (für Zapfenlöcher und Verſetzungen der Stiele, Streben und Sparren) abgetragen. g) Bevor das Verzeichnen der Balkenlage beginnt, muß man die ſogen. „Dachausmittelung“ (hierüber ſiehe am Schluſſe von „Dach- conſtructionen“) vornehmen, da ſich hiernach die Stellung und An- ordnung des Dachgerüſtes richtet; alsdann giebt man die Lage der Hauptbinder an, welche auch für die Bundbalken gilt; zwiſchen dieſe kommen die Zwiſchenbalken in Entfernungen von 0,95—1,25m. h) In dem Grat, d. h. in der Halbirungslinie des von einer recht- oder ſtumpfwinkligen Gebäudeecke eingeſchloſſenen Winkels iſt bei allen abgewalmten Dächern ein Gratſtichbalken (ſiehe Fig. 124) erforderlich, desgleichen muß in den Kehlen (Ixen) ein Kehl- oder Ixenſtichbalken liegen. Wenn ein Gebäude ringsum abgewalmt iſt, [Abbildung Fig. 123.] [Abbildung Fig. 124.] ſo wird der 1 — 1,25m von der Wand a b oder d c befindliche Zwi- ſchenbalken mit kurzen, ſenkrecht zu ihm gerichteten Stichbalken ver- ſehen, ferner liegt in jedem Grat a h u. ſ. w. ein kurzer Gradſtich- balken. Da nun an dem Anfallspunkt h in den allermeiſten Fällen ein Binder erforderlich iſt, ſo ordnet man hier ebenfalls einen Anfalls-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/72
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/72>, abgerufen am 24.11.2024.