Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch]
Truthahn. *7 Puh, da sitzt der Truthahn. (Nordamerika.) - Gerstäcker, Regulatoren, II, 159. Tschap. * Einen Tschap machen. (Wien.) Wer jemand bestiehlt oder übervortheilt. Tubben. *2 Er hat ihn auf 'n Tubben. Tuch. 95 Je länger man das grünberger Tuch trägt, desto gröber wird es. Eine witzige Anwendung von diesem Sprichworte machte eine Dame. Ein Herr, der sie lange nicht gesehen hatte und sie im Theater traf, sagte zu ihr: "Unbegreiflich ist es, wie Sie es machen, dass Sie nicht älter werden. Sie kommen mir vor, wie eine cremoneser Geige, die desto schöner wird, je länger sie gespielt wird." - "Und Sie", erwiderte die Dame, "kommen mir vor, wie das grünberger Tuch, das u. s. w." *96 An das grüne Tuch gesetzt werden. In Gunst kommen, bevorzugt werden. - " .... zum Unterschied derer, die da felices, Hahn im Korbe seyn, an das grüne Tuch gesetzt werden, und bei den Jungfrauen durchschlagen." (Schaltjahr, III, 652.) *97 Du host kurios Tuch am Rock. - Michel, 261; Nefflen, 455. Bist ein sonderbarer, wunderlicher Mensch. *98 Ich wil jhm gut Tuch machen. - Ayrer, IV, 2764, 32. Als Drohung. *99 Sein Tuach ist in der Wolle g'färbt. - Nefflen, 465. Man kann sich auf ihn verlassen. Tüchtig. *4 So tüchtig dazu, wie die Kuh zum Organisten vnd der Narr über Eyer. - Herberger, I, 196. Tugend. 407 Die Jungfrau Tugend zu lieben, wird selten übertrieben. 408 Die Tugend ist ein Strahl aus Gott und die Bahn zu ihm. Lat.: Virtute nihil proprius Deo, hac coelo est iter. (Sailer, Sprüche, 3.) 409 Die Tugend und der Eichbaum stehen fest, denn sie wurzeln tief. Lat.: Virtutis radices altae. (Sailer, Sprüche, 122, 93.) 410 Dy erst tugend, die man chort (kürt, wählt), dy ist rnässigkeit der wort. - Oesterreichische Blätter, II, 622. Lat.: Virtutem primam compescere censes linguam. 411 Gekreuzigte Tugend steht nach drei Tagen wieder auf. 412 Heroische Tugenden grenzen mit heroischen Untugenden. - Harssdörffer, 2769. 413 Ringe nach Tugend, sie steht, wenn alles wankt. Lat.: Tene certum incerto. (Sailer, Sprüche, 118, 82.) 414 Tugend besiegt auch die Gewalt. Lat.: Vicit vim virtus. (Sailer, Sprüche, 113, 70.) 415 Tugend ersetzt alles fehlende Gut. Lat.: Virtus instar omnium. (Sailer, Sprüche, 99, 31.) 416 Tugend hat vor Zeyten Edel gemacht, jetzt thuts die Hoffart vnd die Pracht; welcher nit sauffen oder prassen kan, der ist zur Zeit kein Edelmann. - Keil, 13. Stammbuchspruch aus dem Jahre 1581. 417 Tugend ist der Pfeiler des Glücks. Lat.: Tibicen fortunae virtus. (Sailer, Sprüche, 111, 63.) 418 Tugend richtet, was Unglück vernichtet. - Hertz, 68. 419 Tugend vnd Zucht ist die beste Haussfrucht. - Dietrich, I, 871. 420 Tugend wird gedrückt, aber nicht erstickt. - Reche, I, 16. 421 Vier künigkliche tugend seind: küenhait, müntigkait; störkh, vermügen; gschwindhait, gäches rahts; lieblich mit grausamhait, grausam mit lieblichen freudigen ansehen. - Rasch, 95. [Spaltenumbruch] 422 Vier seind der geistlichen tugendten: glaub, hoffnung, lieb, gottesfurcht, gottseligkeit. - Rasch, 23. 423 Vier tugend eines streitbaren, wöhrhafften mannes seind: beherzt, muetig; starkh; gschwind, listig; geyebt, hurtig. - Rasch, 258. 424 Vier tugend gezimben einer hausadiern: der frauen gewärtig sein; gehaimnuss nit offenbaren; züchtigkait, schamhait erhalten; haussgschäfft treulich versorgen. - Rasch, 140. 425 Vier tugend soll ein arzt an jhm haben: krankhaits vrsach fleissig erforschen, offt vnd gedächtlich besuechen, täugliche arzney anwenden, den kranken trösten, stärken. - Rasch, 155. 426 Vierer tugenden wegen wierd der hund gelobt: sein heilsam zung artznet; getreuer freund seinen herren, hüetter dess hauss, verräht die dieb mit bellen. - Rasch, 142. 427 Wer mit seiner Tugend wuchert, steigert Kapital und Zinsen. Lat.: Quod paravit virtus, retinebis. (Sailer, Sprüche, 127, 105.) 428 Wer Tugend hat und Geld, dess freuet sich die Welt. - Devisenbuch, 49. 429 Wo man die Tugend trägt zur Schau, wird sie vom Winde bald verjagt. Böhm.: Kde se mnoho plase deje, mnoho se plase rozveje. (Celakovsky, 59.) 430 Wo Tugend herrscht, gibt's nichts zu schämen. Lat.: Naturalia non sunt turpia. Tugendsam. Ein tugendsame Ehefraw denckt auf Winter vnd Sommer. - Herberger, II, 556. Tunke. 4 Dicke Tunke tunkt sich bald aus. (Breslau.) Tüpfel. 3 Er ist das Tüpferl auf dem i. Dasjenige Glied, was nicht fehlen darf, wenn die Sache sein soll, was sie ist: das, was wesentlich zu einem Dinge gehört. Ohne den Punkt sind die Striche kein i. Turin. * Turin, die Zierliche. Ferner: Taormina, die Ansehnliche; Termini, die Glänzende. It.: Torino, l' elegante; Taormina, la riguardevole; Termini, la splendida. (Giani, 1477.) Türke. 38 Der Türck gibt vns den glauben in die hand. - Aventin, XVIIIa. 39 Lieber der Türken Grausamkeit, als der Beduinen Gerechtigkeit. (S. Beduine.) - Gubitz, Gesellschafter, 1836, S. 256. 40 Man lasse die Türken spazieren, die Mohren fasten, die Deutschen trinken, die Engländer fressen, die Niederländer speien, die Spanier aderlassen, die Indianer tanzen, die Franzosen purgiren und die Italiener mittagschlafen. - Beiche, 220a. 41 Wie der Türk, so die Pistole. - Neue Freie Presse, 4592. Tyrann. 33 Der Tyrann ist gestorben, aber die Tyrannei nicht. Böhm.: Tyran davno umrel, neumreli jsou s nim tolikez skutkove a ustanoveni jeho. (Celakovsky, 34.) 34 Ein alter Tyrann ist die grösste Seltenheit. Ein Wort des weisen Thales. 35 Für einen Tyrannen bitten, heisst der Frommen Pflege und Marter vermehren. - Wirth, II, 432. [Spaltenumbruch]
Truthahn. *7 Puh, da sitzt der Truthahn. (Nordamerika.) – Gerstäcker, Regulatoren, II, 159. Tschap. * Einen Tschap machen. (Wien.) Wer jemand bestiehlt oder übervortheilt. Tubben. *2 Er hat ihn auf 'n Tubben. Tuch. 95 Je länger man das grünberger Tuch trägt, desto gröber wird es. Eine witzige Anwendung von diesem Sprichworte machte eine Dame. Ein Herr, der sie lange nicht gesehen hatte und sie im Theater traf, sagte zu ihr: „Unbegreiflich ist es, wie Sie es machen, dass Sie nicht älter werden. Sie kommen mir vor, wie eine cremoneser Geige, die desto schöner wird, je länger sie gespielt wird.“ – „Und Sie“, erwiderte die Dame, „kommen mir vor, wie das grünberger Tuch, das u. s. w.“ *96 An das grüne Tuch gesetzt werden. In Gunst kommen, bevorzugt werden. – „ .... zum Unterschied derer, die da felices, Hahn im Korbe seyn, an das grüne Tuch gesetzt werden, und bei den Jungfrauen durchschlagen.“ (Schaltjahr, III, 652.) *97 Du hôst kurios Tuch am Rock. – Michel, 261; Nefflen, 455. 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Beduine.) – Gubitz, Gesellschafter, 1836, S. 256. 40 Man lasse die Türken spazieren, die Mohren fasten, die Deutschen trinken, die Engländer fressen, die Niederländer speien, die Spanier aderlassen, die Indianer tanzen, die Franzosen purgiren und die Italiener mittagschlafen. – Beiche, 220a. 41 Wie der Türk, so die Pistole. – Neue Freie Presse, 4592. Tyrann. 33 Der Tyrann ist gestorben, aber die Tyrannei nicht. Böhm.: Tyran dávno umřel, neumřeli jsou s ním tolikéž skutkové a ustanovení jeho. (Čelakovský, 34.) 34 Ein alter Tyrann ist die grösste Seltenheit. 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Truthahn.
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* Einen Tschap machen. (Wien.)
Wer jemand bestiehlt oder übervortheilt.
Tubben.
*2 Er hat ihn auf 'n Tubben.
Tuch.
95 Je länger man das grünberger Tuch trägt, desto gröber wird es.
Eine witzige Anwendung von diesem Sprichworte machte eine Dame. Ein Herr, der sie lange nicht gesehen hatte und sie im Theater traf, sagte zu ihr: „Unbegreiflich ist es, wie Sie es machen, dass Sie nicht älter werden. Sie kommen mir vor, wie eine cremoneser Geige, die desto schöner wird, je länger sie gespielt wird.“ – „Und Sie“, erwiderte die Dame, „kommen mir vor, wie das grünberger Tuch, das u. s. w.“
*96 An das grüne Tuch gesetzt werden.
In Gunst kommen, bevorzugt werden. – „ .... zum Unterschied derer, die da felices, Hahn im Korbe seyn, an das grüne Tuch gesetzt werden, und bei den Jungfrauen durchschlagen.“ (Schaltjahr, III, 652.)
*97 Du hôst kurios Tuch am Rock. – Michel, 261; Nefflen, 455.
Bist ein sonderbarer, wunderlicher Mensch.
*98 Ich wil jhm gut Tuch machen. – Ayrer, IV, 2764, 32.
Als Drohung.
*99 Sein Tuach ist in der Wolle g'färbt. – Nefflen, 465.
Man kann sich auf ihn verlassen.
Tüchtig.
*4 So tüchtig dazu, wie die Kuh zum Organisten vnd der Narr über Eyer. – Herberger, I, 196.
Tugend.
407 Die Jungfrau Tugend zu lieben, wird selten übertrieben.
408 Die Tugend ist ein Strahl aus Gott und die Bahn zu ihm.
Lat.: Virtute nihil proprius Deo, hac coelo est iter. (Sailer, Sprüche, 3.)
409 Die Tugend und der Eichbaum stehen fest, denn sie wurzeln tief.
Lat.: Virtutis radices altae. (Sailer, Sprüche, 122, 93.)
410 Dy erst tugend, die man chort (kürt, wählt), dy ist rnässigkeit der wort. – Oesterreichische Blätter, II, 622.
Lat.: Virtutem primam compescere censes linguam.
411 Gekreuzigte Tugend steht nach drei Tagen wieder auf.
412 Heroische Tugenden grenzen mit heroischen Untugenden. – Harssdörffer, 2769.
413 Ringe nach Tugend, sie steht, wenn alles wankt.
Lat.: Tene certum incerto. (Sailer, Sprüche, 118, 82.)
414 Tugend besiegt auch die Gewalt.
Lat.: Vicit vim virtus. (Sailer, Sprüche, 113, 70.)
415 Tugend ersetzt alles fehlende Gut.
Lat.: Virtus instar omnium. (Sailer, Sprüche, 99, 31.)
416 Tugend hat vor Zeyten Edel gemacht, jetzt thuts die Hoffart vnd die Pracht; welcher nit sauffen oder prassen kan, der ist zur Zeit kein Edelmann. – Keil, 13.
Stammbuchspruch aus dem Jahre 1581.
417 Tugend ist der Pfeiler des Glücks.
Lat.: Tibicen fortunae virtus. (Sailer, Sprüche, 111, 63.)
418 Tugend richtet, was Unglück vernichtet. – Hertz, 68.
419 Tugend vnd Zucht ist die beste Haussfrucht. – Dietrich, I, 871.
420 Tugend wird gedrückt, aber nicht erstickt. – Reche, I, 16.
421 Vier künigkliche tugend seind: küenhait, müntigkait; störkh, vermügen; gschwindhait, gäches rahts; lieblich mit grausamhait, grausam mit lieblichen freudigen ansehen. – Rasch, 95.
422 Vier seind der geistlichen tugendten: glaub, hoffnung, lieb, gottesfurcht, gottseligkeit. – Rasch, 23.
423 Vier tugend eines streitbaren, wöhrhafften mannes seind: beherzt, muetig; starkh; gschwind, listig; geyebt, hurtig. – Rasch, 258.
424 Vier tugend gezimben einer hausadiern: der frauen gewärtig sein; gehaimnuss nit offenbaren; züchtigkait, schamhait erhalten; haussgschäfft treulich versorgen. – Rasch, 140.
425 Vier tugend soll ein arzt an jhm haben: krankhaits vrsach fleissig erforschen, offt vnd gedächtlich besuechen, täugliche arzney anwenden, den kranken trösten, stärken. – Rasch, 155.
426 Vierer tugenden wegen wierd der hund gelobt: sein heilsam zung artznet; getreuer freund seinen herren, hüetter dess hauss, verräht die dieb mit bellen. – Rasch, 142.
427 Wer mit seiner Tugend wuchert, steigert Kapital und Zinsen.
Lat.: Quod paravit virtus, retinebis. (Sailer, Sprüche, 127, 105.)
428 Wer Tugend hat und Geld, dess freuet sich die Welt. – Devisenbuch, 49.
429 Wo man die Tugend trägt zur Schau, wird sie vom Winde bald verjagt.
Böhm.: Kde se mnoho plaše dĕje, mnoho se plaše rozvĕje. (Čelakovský, 59.)
430 Wo Tugend herrscht, gibt's nichts zu schämen.
Lat.: Naturalia non sunt turpia.
Tugendsam.
Ein tugendsame Ehefraw denckt auf Winter vnd Sommer. – Herberger, II, 556.
Tunke.
4 Dicke Tunke tunkt sich bald aus. (Breslau.)
Tüpfel.
3 Er ist das Tüpferl auf dem i.
Dasjenige Glied, was nicht fehlen darf, wenn die Sache sein soll, was sie ist: das, was wesentlich zu einem Dinge gehört. Ohne den Punkt sind die Striche kein i.
Turin.
* Turin, die Zierliche.
Ferner: Taormina, die Ansehnliche; Termini, die Glänzende.
It.: Torino, l' elegante; Taormina, la riguardevole; Termini, la splendida. (Giani, 1477.)
Türke.
38 Der Türck gibt vns den glauben in die hand. – Aventin, XVIIIa.
39 Lieber der Türken Grausamkeit, als der Beduinen Gerechtigkeit. (S. Beduine.) – Gubitz, Gesellschafter, 1836, S. 256.
40 Man lasse die Türken spazieren, die Mohren fasten, die Deutschen trinken, die Engländer fressen, die Niederländer speien, die Spanier aderlassen, die Indianer tanzen, die Franzosen purgiren und die Italiener mittagschlafen. – Beiche, 220a.
41 Wie der Türk, so die Pistole. – Neue Freie Presse, 4592.
Tyrann.
33 Der Tyrann ist gestorben, aber die Tyrannei nicht.
Böhm.: Tyran dávno umřel, neumřeli jsou s ním tolikéž skutkové a ustanovení jeho. (Čelakovský, 34.)
34 Ein alter Tyrann ist die grösste Seltenheit.
Ein Wort des weisen Thales.
35 Für einen Tyrannen bitten, heisst der Frommen Pflege und Marter vermehren. – Wirth, II, 432.
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